Raubkopierende Piraterie-Gegner, Manga-Fans auf Abwegen und ein schockgefrosteter Präsident sind heiße Themen der aktuellen Juni-Glosse.
Klingt unglaublich in euren Ohren, was wir für die Juni-Glosse zusammengetragen haben!? Na dann. Haltet euch fest und cremt euch ein – the summer is magic!
Schon die Junis der vergangenen zwei Jahre brachen alle vorherigen Hitzerekorde – und auch in diesem Jahr durften wir uns bereits über Temperaturen oberhalb der 30-Grad-Marke „freuen“. Meteorologen überschlagen sich mit Warnungen vor einem historischen Dürresommer und rufen für Mitte Juli den nächsten Hitze-Alarm aus.
Nur bedingt hitzebedingt: Best of Totalausfälle
Manch einer findet dieses extreme Wetter toll und fährt sogar vorsätzlich an Orte, an denen es noch heißer ist. Manch anderer schwitzt, müffelt und verflucht Radio- und Fernsehmoderatoren, die überschwänglich den herrlichen Sonnenschein loben. Leute mit Garten hoffen vor allem auf Regen.
Und dann gibt es da leider noch jene Sorte Mensch, deren Hirn bei Hitze zu Totalausfällen neigt. Einige Beispiele hat die Tarnkappe in den vergangenen Wochen in Newsbeiträgen festgehalten. In der Juni-Glosse rollen wir die Highlights von heiter bis (be-)drückend für euch auf. Viel Spaß beim Lesen!
Die raubkopierende Anti-Piraterie-Kampagne
Definitiv zu lange in der Sonne waren die Verantwortlichen für eine berühmte Kampagne von 2004 – also schon bevor die Temperaturen so eskaliert sind.
Erinnert ihr euch noch an den „You wouldn’t steal a car“-Spot? Produziert von verschiedenen Anti-Piraterie-Initiativen sollte er als DVD- und Kino-Vorspann Raubkopierer und solche, die es werden wollten, von ihrem Tun abhalten. Die moralische Message wurde später zum Meme-Klassiker – und steht jetzt abermals im Fokus der Aufmerksamkeit.
Ein Internetnutzer fand nämlich heraus, dass es sich ausgerechnet bei dem plakativen Font Xband-Rough aus dem Spot um eine Raubkopie handelte! Genauer: um einen nicht autorisierten Klon der lizenzierten Schriftart FF Confidential des niederländischen Designers Just van Rossum. „You wouldn’t steal a font – or would you?“, müssen sich die Verantwortlichen nun also fragen lassen.
Eine ziemlich kuriose Angelegenheit, die auch der FF Confidential-Designer mit Humor nahm. Sein gelassenes Resümee:
„Die Kampagne hatte schon immer den falschen Ton, was (für mich) erklärt, wie viel Spaß man auf ihre Kosten hatte. Die Ironie, dass dabei eine Raubkopie-Schriftart verwendet wurde, ist einfach köstlich.“
Auch in der Juni-Glosse: Erhitzte Gemüter gegen illegales Streaming
Genau das Gegenteil solcher Gelassenheit demonstrierten im Juni Strafverfolger, die gegen illegales Streaming ins Feld zogen.
Ein deutliches Zeichen in Sachen urheberrechtlich geschützte BitTorrent-Inhalte setzte beispielsweise ein Berufungsgericht in Griechenland. Es verurteilte einen 59-jährigen Mann zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von 10.000 Euro. Den Gang ins Gefängnis musste er gar sofort antreten, da der Berufung laut Gericht „keine aufschiebende Wirkung zukam“.
Das Ungewöhnliche an der ganzen Geschichte: Die dem Mann zur Last gelegte Straftat, nämlich der Betrieb einer privaten Torrent-Website, liegt bereits zehn Jahre zurück – damals wurde die Site von Strafverfolgungsbehörden dicht gemacht. Das deutliche Zeichen des Gerichts: Urheberrechtsverletzungen sind kein Kavaliersdelikt, egal wie lange sie zurückliegen.
Manga & Anime: Piraten vs. Ordnungshüter
Aber nicht nur wegen Delikten aus ferner Vergangenheit, sondern auch gegen aktuelle Vergehen wurde im Juni hart durchgegriffen. Mangas und Animes, also japanische Comics und Zeichentrickserien, sind derzeit offenbar eine besonders beliebte Piratenbeute. Insbesondere Manga ist im Kommen: Während die globalen Aufrufe von Piraterie-Websites laut einem neuen Bericht von MUSO und TorrentFreak insgesamt leicht gesunken sind, stiegen die Zugriffe auf die gezeichneten Inhalte weltweit um neun Prozent. In Indonesien soll der Anstieg sogar mehr als 50 Prozent betragen.
Kein Wunder, dass japanische Rechteinhaber und internationale Publisher das nicht lustig finden. Entsprechend hart fällt denn auch die Reaktion des japanischen Handelsverbands CODA (Content Overseas Distribution Association) auf die illegale Verbreitung von Manga, Anime und Hentai aus: Allein zwischen April 2024 und März 2025 stellte die Organisationen über 677.000 Entfernungsanträge wegen illegaler Verbreitung urheberrechtlich geschützter Inhalte. Über 80 Prozent der Löschaufforderungen wurde Folge geleistet.
Überdies gab es seit Jahresbeginn bereits über 3000 Verhaftungen im Zusammenhang mit CODAs Bestrebungen, illegalen Downloads von Anime und Co. einen Riegel vorzuschieben.
USA: Viel Getöse von Trump …
Die Sonne kann unser Denkvermögen vorübergend beeinträchtigen. Schade nur, dass solche Beeinträchtigungen längst nicht immer etwas mit den aktuellen Temperaturen zu tun haben. Und so ist Schockgefrieren wohl auch kein wirksames Mittel gegen die regelmäßigen verbalen Entgleisungen gewisser Politiker. Oder vielleicht doch? Sollte man es mal auspr…?
Äh, wo waren wir? Ach ja, bei Donald Trump natürlich. Dessen persönliches Sprachrohr und PR-Instrument Truth Social brach am Samstagabend, dem 22.6. um 20:00 Uhr Eastern Time kurzzeitig zusammen. Und zwar ausgerechnet in jenem Moment, als der US-Präsident seinen Militärschlag gegen iranische Atomanlagen verkündete.
Da jedoch Elon Musks X noch immer weiterexistiert – wild guess: ärmer an Mitgliedern, aber immer reicher an politisch motivierten Bots –, war Trumps Posting dort weiterhin abrufbar. Ob der Truth Social-Zusammenbruch nun ein unwahrscheinlicher Zufall, Überlastung oder Sabotage war, blieb öffentlich unkommentiert. Mittlerweile ist die Plattform jedenfalls wieder online und damit wie gewohnt für Totalausfälle verfügbar.
… und ein WhatsApp-Bann im Repräsentantenhaus
Für eher überraschende Schlagzeilen sorgte in der letzten Juniwoche ein internes Memo an alle Mitarbeitenden des US-Repräsentantenhauses: Der Kurznachrichtendienst WhatsApp wurde als High-Risk-Application eingestuft und ist dort nun auf dienstlich genutzten Smartphones, Tablets oder Rechnern verboten. Bis spätestens Ende Juni müssen die Mitarbeitenden die Anweisung umsetzen.
Die Verantwortlichen im Office of Cybersecurity bemängeln an WhatsApp etwa eine fehlende Transparenz bezüglich des Schutzes von Nutzerdaten sowie eine fehlende Verschlüsselung gespeicherter Daten. Und sie empfehlen als Alternative unter anderem Teams, iMessage und Signal.
A propos Signal: Die Hinwendung zu mehr Datenschutz und -souveränität ist zwar ein positives Zeichen. Wenn jedoch den Politikern, die diese Kommunikationsmittel nutzen, jegliches Sicherheitsbewusstsein fehlt, ist die Mühe vergebens – und der nächste Signal-Gate-Skandal vermutlich nicht weit.
Vielleicht sollten diese Leute mal recherchieren, wie es richtig geht. Am besten natürlich mit einer datenschutzfreundlichen Suchmaschine wie SwissCows.
Lichtblick: Fefe wieder aufgetaucht
Im vorletzten Abschnitt dieser Glosse lassen wir den Spaß ausnahmsweise beiseite. Denn tatsächlich haben sich in den letzten Wochen einige Leute große Sorgen gemacht. Um Felix von Leitner alias Fefe nämlich.
Auf dem beliebten Blog des IT-Sicherheitsexperten herrscht bereits seit dem 16. Mai 2025 Funkstille, nachdem dort sonst sehr regelmäßig Beiträge erschienen waren. „Wo ist Fefe?“, rätselten Fans der oft kontrovers diskutierten Bloginhalte – und führten etwa bei Reddit rege Diskussionen über dessen Verbleib. So rege übrigens, dass man als eher neutraler Beobachter bisweilen einen gewissen Paparazzi-Vibe verspürte. Der dabei aufkommende Gedanke: Lasst diesem Menschen doch sein Privatleben! Er wird schon wieder posten, wenn er kann bzw. es für richtig hält.
Inzwischen hat sich ein Freund und Geschäftspartner im Namen von Fefe zu Wort gemeldet und Grüße ausgerichtet. Der vermisste Blogger sei im Krankenhaus und befinde sich nach einem Schlaganfall auf dem Wege der Besserung. Keine besonders schöne Botschaft, aber irgendwie doch eine Entwarnung, die zahlreiche Blogleser mit Erleichterung aufgenommen haben dürften.
Passt auf euch auf! (Lese-)Tipps zum Schluss
Bleibt nur, uns den allgemeinen Genesungswünschen anzuschließen. Und den Anlass zu nutzen, um euch allen zuzurufen: Leute, passt auf euch auf – es ist sauheiß da draußen! Trinkt ordentlich Wasser und verlegt eure Freizeitgestaltung mehr ins Haus. Das ist keine große Umstellung für euch? Umso besser.
Last, but not least in der Juni-Glosse: Ein auf gar keinen Fall empfehlenswertes Hobby ist das Ausspähen eurer Untermieter. Zwar ist der heimliche Blick per versteckter Kamera laut eines aktuellen Gerichtsurteils nicht per se strafbar. Trotzdem braucht es wohl kein Knigge-Update um zu verstehen, dass das kein gesunder Zeitvertreib ist. Lest doch lieber gemütlich ein bisschen was darüber, wie man DNS-Sperren bei Brave und Chrome umgeht. Oder wie man Bezahlschranken mit Bypass Paywalls Clean, AdGuard und Quetta austrickst. Ebenfalls spannend: Sunnys Artikel über Cyberkriminalität im Wandel inklusive den aktuellen Cybercrime Trends 2025.
Zum Schluss noch eine Message an den Himmel (auch als Agnostiker kann man’s ja mal versuchen): Bitte lass‘ es regnen! Gern auch öfter mal Hirn.
In diesem Sinne: Bis zur nächsten Glosse in einem Monat!
Eure Olivia von tarnkappe.info!