You wouldn’t steal a car?“ – aber wohl eine Schriftart. Fontgate im Anti-Piraterie-Spot
You wouldn’t steal a car?“ – aber wohl eine Schriftart. Fontgate im Anti-Piraterie-Spot
Bildquelle: ChatGPT

Anti-Piraterie-Kampagne selbst bei Raubkopie erwischt

Eine berühmte Anti-Piraterie-Kampagne nutzte offenbar selbst eine raubkopierte Schriftart. Das Netz lachte – wir analysieren den Skandal.

Jahrelang lieferten sich Popkultur und Internetnutzer Scharmützel mit dem legendären „You wouldn’t steal a car“-Spot. Jetzt kam heraus: Ausgerechnet die Anti-Piraterie-Kampagne gegen Raubkopien griff selbst zu unlizenzierten Mitteln – und verwendete offenbar eine geklaute Schriftart. Der Font-Fail sorgt für Spott, Ironie – und neue Fragen zur Glaubwürdigkeit solcher Kampagnen.

„You wouldn’t steal a car…“ – dieser Satz aus einem der berühmtesten Anti-Piraterie-Spots aller Zeiten brannte sich tief ins kollektive Gedächtnis einer ganzen Generation ein. Die düstere Musik, die aggressiven Schnitte und der moralinsaure Zeigefinger machten den Werbespot der 2000er-Jahre zu einem Meme-Klassiker. Doch wie Sky News aktuell aufklärt, stellte sich nun heraus: Die Kampagne war selbst nicht ganz sauber. Statt einer lizenzierten Schriftart verwendeten die Macher anscheinend eine illegale Raubkopie. Ironie-Alarm: Wer im Glashaus sitzt, sollte besser nicht mit Fonts werfen!

Schriftartenraub: Anti-Piraterie-Kampagne nutzte Raubkopie

Die ursprüngliche Kampagne wurde im Jahr 2004 ins Leben gerufen. Produziert von verschiedenen Anti-Piraterie-Initiativen wie der britischen FACT (Federation Against Copyright Theft), der amerikanischen MPA (Motion Picture Association) und dem Intellectual Property Office of Singapore, wurde sie weltweit auf DVDs gepresst und in Kinos gezeigt.

Ziel war es, Konsumenten durch plakative Gleichsetzungen – etwa dem Klauen eines Autos – für die Illegalität von Filmraubkopien zu sensibilisieren. Die moralische Message: Raubkopierer sind genauso kriminell wie Taschendiebe oder Einbrecher. Doch jetzt holt die Kampagne die Realität ein. Denn was als abschreckendes Beispiel gedacht war, wird selbst zum Fallbeispiel für Urheberrechtsverletzungen – inklusive aller medienwirksamen Ironien.

„FF Confidential“ vs. „Xband-Rough“ – Der Font-Check

Der Auslöser für den aktuellen Shitstorm kommt aus den Tiefen des Internets: Der Nutzer Rib veröffentlichte auf der Plattform Bluesky seine Analyse eines alten PDF-Dokuments der Kampagne. Dabei extrahierte er die eingebetteten Schriftarten – und stellte fest: Der verwendete Font Xband-Rough war ein nicht autorisierter Klon der lizenzierten FF Confidential des niederländischen Designers Just van Rossum.

Schwarz. Weiß. Ironie in rauchigen Lettern: Wenn Anti-Piraterie selbst zum Meme wird.
Schwarz. Weiß. Ironie in rauchigen Lettern: Wenn Anti-Piraterie selbst zum Meme wird.

Die News-Site Sky News prüfte die Behauptungen und kam zum gleichen Ergebnis: Die berühmte Anti-Piraterie-Kampagne nutzte offenbar selbst eine Font-Raubkopie. Pikant: Die Kopie kursierte zu jener Zeit bereits massenhaft im Netz – ob die Designer damals wussten, dass sie ein Plagiat verwendeten, ist unklar. Wahrscheinlich nicht.

Designer reagiert gelassen: „Ironie ist köstlich“

Der Urheber der Originalschrift, der niederländische Typograf Just van Rossum, zeigt sich gegenüber Sky News erstaunlich entspannt. Zwar sei ihm der Font-Klon bereits bekannt gewesen, nicht jedoch dessen Einsatz in der Anti-Piraterie-Kampagne. Seine Reaktion ist bezeichnend:

„Die Kampagne hatte schon immer den falschen Ton, was (für mich) erklärt, wie viel Spaß man auf ihre Kosten hatte. Die Ironie, dass dabei eine Raubkopie-Schriftart verwendet wurde, ist einfach köstlich.“

Stellungnahmen? Fehlanzeige.

Anfragen von Sky News an die Organisationen hinter der Kampagne verliefen größtenteils im Sand. Statt Aufklärung hagelte es größtenteils Schweigen:

FACT lehnte eine Stellungnahme ab – der Spot sei lange vor der aktuellen Belegschaft entstanden. Die Motion Picture Association und das Intellectual Property Office Singapore gaben zunächst keine Kommentare ab. Statt Transparenz herrscht Funkstille – keine Entschuldigung, keine Klärung. Dabei wäre gerade bei einer Anti-Piraterie-Kampagne glaubwürdige Kommunikation essenziell.

Das Netz reagiert derweil mit Spott und Hohn – schließlich war die Kampagne jahrelang Zielscheibe für Parodien, darunter ein bekannter Sketch aus der britischen Sitcom „The IT Crowd“, der heute sogar auf der Original-URL der Kampagne zu sehen ist. In Foren und sozialen Netzwerken explodieren bereits Memes. Besonders beliebt: Der Hinweis, dass man „keine Schriftart stehlen würde“ – oder etwa doch?

Fazit: Eine Anti-Piraterie-Kampagne entlarvt sich selbst – Karma kann pixelgenau zuschlagen

Der Fall zeigt eindrucksvoll, wie dünn das Eis moralischer Argumentation sein kann – besonders, wenn man selbst nicht ganz sauber arbeitet. Die „You wouldn’t steal a car“-Kampagne war über Jahre hinweg das Aushängeschild der Filmindustrie im Kampf gegen Raubkopien. Aktuell aber ist es ein Lehrstück in Sachen Doppelmoral – und ein gefundenes Fressen für die Netzgemeinde.

Gerade die Anti-Piraterie-Kampagne, die mit harten Bandagen gegen Urheberrechtsverletzungen vorging, tappte selbst in die Piraterie-Falle. Ob aus Unwissen oder Nachlässigkeit: Die Verwendung einer unlizenzierten Schriftart konterkariert die Botschaft der Kampagne auf peinliche Weise. Die Moral von der Geschichte: Wer auf andere mit dem Copyright-Finger zeigt, sollte seine Fonts lieber zweimal prüfen.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.