Wie sicher ist Telegram? Ein Überblick über FSB-Verbindungen, technische Risiken und die Kritik an seiner Architektur.
Weltweit nutzen Millionen von Menschen Telegram. Darunter Journalisten, Aktivisten und Demonstranten, aber leider auch Verschwörungsideologen, Neonazis und Drogenhändler. Der Messenger hat den Ruf, ein sicheres und datenschutzfreundliches Kommunikationsmittel zu sein. Doch ist Telegram wirklich so sicher, wie viele glauben, oder ist der Messenger bereits kompromittiert? Zwei aktuelle Quellen werfen ernste Fragen auf: ein Bericht des OCCRP und eine Analyse von Michał „Rysiek” Woźniak.
Der OCCRP-Bericht: Telegram, FSB und der Mann in der Mitte
Ein Bericht des OCCRP und eine technische Analyse von Michał „Rysiek” Woźniak werfen kritische Fragen in den Raum. Man thematisiert Datenschutzprobleme, mögliche MITM-Angriffe (Man-in-the-Middle) sowie eine potenzielle Verbindung zwischen Telegram und dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB.
Im Bericht des Recherchenetzwerks „Organized Crime and Corruption Reporting Project“ (OCCRP) wird beschrieben, wie der russische Geheimdienst FSB möglicherweise Zugriff auf Telegram erlangt hat – durch Man-in-the-Middle-Angriffe und die Kontrolle staatlicher Infrastrukturen.
Demnach könnten russische Internetanbieter Telegram-Datenströme gezielt manipulieren, um sie umzuleiten oder zu überwachen. Die technische Architektur des Messengers begünstigt solche Angriffe, da reguläre Chats nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind und zentral gespeichert werden.
Verstrickung mit Russland: Kontrolle und Kompromisse?
Aufbauend auf diesen technischen und politischen Aspekten beleuchtet OCCRP auch die strukturellen Verbindungen von Telegram nach Russland.
Der FSB bemüht sich demnach seit Jahren um Zugriff auf die Telegram-Daten. Russische Provider verfügen über die technischen Mittel, um den Datenverkehr entsprechend zu lenken. Und wie schon gesagt, Telegram speichert alle unverschlüsselten Chats zentral, was das Risiko für Nutzer erhöht.
📌 Hinweise aus dem OCCRP-Bericht
Diese Punkte deuten darauf hin, dass Telegram in Russland zumindest staatlich geduldet wird. Laut OCCRP öffnet das Zusammenspiel aus technischer Struktur und politischem Umfeld Tür und Tor für eine Einflussnahme. Zwar lässt sich keine direkte Kooperation belegen, doch die gesammelten Fakten werfen erhebliche Zweifel an Telegrams Unabhängigkeit auf.
Ist Telegram unsicher? Das MTProto-Protokoll unter die Lupe genommen
Neben der politischen Ebene steht aber auch die technische Basis von Telegram in der Kritik.
In seinem Beitrag „Telegram is indistinguishable from an FSB honeypot“ analysiert der Technikexperte Michał „Rysiek” Woźniak das MTProto-Mobile-Protokoll, die technische Grundlage von Telegram.
🔍 Zentrale Kritikpunkte an MTProto laut Woźniak
Wer Zugang zu den Telegram-Servern hat – sei es durch Behörden, Geheimdienste oder Angreifer – kann unverschlüsselte Kommunikation mitlesen. Neben der fehlenden Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kritisiert Woźniak insbesondere, dass Telegram in jeder Nachricht einen dauerhaften Geräte-Identifier (auth_key_id) im Klartext überträgt. Dadurch ist es möglich, Nutzer weltweit eindeutig zu identifizieren – selbst wenn der Nachrichteninhalt verschlüsselt ist.
Telegram nutzt außerdem ein proprietäres Protokoll (MTProto), das nicht offen standardisiert ist und von der Fachwelt weitgehend unbeachtet blieb. Laut Woźniak entspricht es nicht den etablierten Sicherheitsstandards und weicht an mehreren Stellen von anerkannten kryptografischen Prinzipien ab.
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Hinzu kommt: Nutzer können die Identität ihres Gegenübers nicht unabhängig verifizieren, da eine verlässliche Schlüsselprüfung fehlt. Gleichzeitig zwingt Telegram zur Angabe einer Telefonnummer, was die Wahrung der Anonymität erheblich erschwert. Diese Kombination macht den Messenger gerade in autoritär geführten Staaten zu einem potenziellen Risiko für sensible Kommunikation.
Eine Presseanfrage ohne Antwort
Um die Vorwürfe einzuordnen, haben wir Telegram um eine Stellungnahme gebeten. In unserer Presseanfrage thematisierten wir sowohl die Ergebnisse des OCCRP-Berichts als auch die technischen Kritikpunkte von Michał Woźniak. Bei anderer Gelegenheit reagierte ein Sprecher zeitnah, sollte es zu Ungenauigkeiten bei unserer Berichterstattung gekommen sein.
Bis zur Fertigstellung dieses Artikels blieb eine Antwort aus, selbst nach wiederholtem Nachfragen. Auch das OCCRP berichtet, dass man im Rahmen der eigenen Recherchen keine Stellungnahme erhalten habe. Telegram hat sich in der Vergangenheit wiederholt nicht oder nur ausweichend zu sicherheitsrelevanten Fragen geäußert.
Diese anhaltende Kommunikationsverweigerung steht im Widerspruch zum selbst beanspruchten Ruf eines transparenten und nutzerfreundlichen Messengers. Aber ist Telegram deswegen wirklich unsicher?
Ist Telegram wirklich unsicher? Eine (vorsichtige) Einschätzung
Welche Bedeutung haben all diese Fakten für die tägliche Nutzung von Telegram?
Ob man Telegram als unsicher einstufen kann, hängt stark vom Anwendungsfall ab. Für die alltägliche, unkritische Kommunikation mag der Dienst ausreichend sein. Wer jedoch sensible Daten überträgt, mit politisch heiklen Themen arbeitet oder sich vor staatlicher Überwachung schützen will, sollte Telegram nur mit größter Vorsicht nutzen und z.B. besser zum Signal-Messenger greifen.
Die fehlende vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei normalen Chats bedeutet, dass Inhalte jederzeit serverseitig entschlüsselt werden können – sei es durch Telegram selbst oder durch Dritte, die Zugriff auf die Server erhalten. Hinzu kommt die zentrale Architektur: Alle Datenströme laufen über Telegrams eigene Server-Infrastruktur, die sich technisch nicht unabhängig überprüfen lässt.
Die Verwendung von Telefonnummern zur Registrierung schwächt zusätzlich die Privatsphäre, heikel wird dies insbesondere in Staaten mit repressiver Überwachung. Hinzu kommen die technischen Bedenken rund um das MTProto-Protokoll, das von Fachleuten nicht als vertrauenswürdig eingestuft wird.
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Viele Nutzer vertrauen auf ein Sicherheitsversprechen, das Telegram offenbar in wesentlichen Punkten nicht einlöst – ob aus Unwissenheit oder aufgrund der weit verbreiteten öffentlichen Wahrnehmung des Dienstes als „sicherer Messenger“.
Insgesamt ergibt sich somit ein klares Bild: Telegram bietet nur dann ein akzeptables Maß an Schutz, wenn sich die Nutzer der Grenzen bewusst sind und ihre Kommunikation entsprechend absichern, beispielsweise durch den expliziten Einsatz von Secret Chats, die tatsächlich Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Für eine hochsensible Kommunikation bleibt Telegram jedoch keine gute Wahl.
Fazit: Telegram und der FSB – mehr als nur ein Verdacht?
Unterm Strich bleibt es ein Messenger, dessen Sicherheitsversprechen und dessen Ruf stark unter Druck steht.
Auch die Verbindung zwischen Telegram und dem FSB wirft unbequeme Fragen auf. Datenschutz ist bei Telegram kein Grundprinzip, sondern ein optionales Feature. Protokoll, Infrastruktur und Firmenpolitik zeigen deutliche Schwächen.
Wer auf Privatsphäre angewiesen ist, etwa Journalisten oder Regimekritiker, sollte Telegram daher nur mit Vorsicht nutzen. Der Messenger bietet weniger Schutz, als viele glauben.
Deine Meinung ist gefragt!
Wie bewertest du angesichts der aktuellen Recherchen Telegrams Sicherheitsversprechen? Hat dich dieser Bericht zum Nachdenken gebracht? Ist Telegram wirklich unsicher? Diskutiere mit anderen Lesern in den Kommentaren – wir freuen uns auf deine Perspektive! Deine Meinung hilft nicht nur uns, sondern auch anderen Lesern dabei, sich ein umfassenderes Bild zu machen. Also: Was ist deine Meinung?
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