Ray-Ban Meta Glasses
3D-Ansicht der Ray-Ban Meta Sonnenbrille.
Bildquelle: amazon.de

Ray-Ban Meta Glasses: Dauerüberwachung im Sonnenbrillengehäuse

Datenschutz bei den Ray-Ban Meta Smart Glasses? Seit Freischaltung der KI-Funktionen betrachten viele Beobachter die Entwicklung kritisch!

Die bundesweit zuständige Datenschutzbehörde BfDI (Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit) klärt auf der eigenen Website über alle datenschutzrechtlichen Aspekte der Ray-Ban Meta Smart Glasses auf. Zwar ist die zweite Generation der Wearables bereits seit Oktober 2023 verfügbar.

Doch so richtig kritisch ist die Nutzung erst seit April dieses Jahres. Im Frühjahr haben die Hersteller die AI-Funktionen auch innerhalb der EU verfügbar gemacht. Datenschützer wie Mike Kuketz warnen eindringlich vor der Nutzung der smarten Sonnenbrille.

Ray-Ban Meta Smart Glasses – schick & hochpreisig

Die schick aussehende Brille ist hierzulande für etwas über 300 Euro verfügbar*. Die eingebauten Kameras, kombiniert mit einem System bestehend aus fünf Mikrofonen, zeichnen beinahe alles auf, was sich rund um den Träger der smarten Brille ereignet. Wer will, kann die Aufnahmen anschließend beispielsweise über die Meta-Plattformen Facebook oder Instagram teilen. Auch Livestreams aus der First-Person-Perspektive sind mit den Smart Glasses möglich. So unauffällig die Brillen sind, so sehr wären sie aufgrund ihrer hochauflösenden Kameras und hochwertigen Mikros auch für das Anfertigen von Camrips im Kino geeignet. Zumindest die Release Groups hätten dafür bestimmt Verwendung…

An dem Punkt, an dem die Google LLC einst mit ihrem Luxus-Produkt Google Glass scheiterte, machen jetzt Meta, Ray-Ban und EssilorLuxottica als Hersteller weiter. Über zwei Millionen Geräte seien im Vorjahr verkauft worden, teilte man stolz im Rahmen einer Pressemitteilung mit.

Ray-Ban Meta Smart Glasses, Meta AI
Die KI von Meta soll für den Brillenträger Gegenstände identifizieren.

Die Sonnenbrille als perfektes Überwachungsgerät

Das Problem fängt damit an, dass die Nutzung grundsätzlich nur möglich ist, sofern man einen Meta-Account besitzt. Ansonsten kann man weder die Ray-Ban Meta Smart Glasses noch die dazugehörige Meta AI App benutzen.

Doch es gibt noch mehr zu beachten. Im Regelfall überträgt man die Daten nur von der Brille zur App des Smartphones. Wenn man aber die Funktion Cloud Processing aktiviert, überträgt das Gerät die Aufnahmen an einen Meta-Server. Alles, was die Meta-KI analysieren soll, übermittelt das Gerät nach derzeitigem Kenntnisstand ebenfalls an die Meta-Server. Vor allem aber beim Einsatz von Facebook oder Instagram in Verbindung mit der smarten Brille können weitere Datenübertragungen stattfinden. Wer die Auswertung der eigenen Daten bei Facebook nicht will, musste schon vor Wochen der Nutzung aktiv widersprechen.

Neue Datenschutzbestimmungen haben es in sich

Im April 2025 änderten die Hersteller die Datenschutzbestimmungen, was manche Beobachter als durchaus bedenklich ansehen. Doch bis dahin galten die Wearables als „bessere Kopfhörer*“, wie ein Kommentator bei Amazon die Problematik treffend beschrieb. Das Ding war halt, dass man zahlreiche KI-Funktionen vorsichtshalber außer Betrieb genommen hatte, um den Datenschutzvorschriften innerhalb der EU zu entsprechen.

Das Problem konnte man im April beheben. Die KI von Meta kann man nun bei der freihändigen Nutzung aktivieren, indem man dafür den Sprachbefehl „Hey Meta“ nutzt. Das Dumme ist nur, dass das Gerät dann jedes Mal ebenfalls automatisch die beiden Kameras anschaltet. Die Kameras laufen ab dann permanent weiter. Diese kann man nur deaktivieren, indem man die KI ebenfalls durch den erneuten Befehl „Hey Meta“ wieder abschaltet. Ein Schelm, der Böses dabei denkt …

Zuckerbergs Unternehmen gab nach Medienberichten bekannt, man nutze diese Aufnahmen nicht für das Training der eigenen KI-Modelle. Dabei stellte sich zumindest der Chatbot, den Meta derzeit für WhatsApp nutzt, als stark verbesserungswürdig heraus. Bei mehreren Testläufen, die natürlich nur eine Momentaufnahme darstellen, „erzählte“ die KI von Meta wiederholt abstrusen Blödsinn. Bedarf an mehr Training und noch mehr Trainingsdaten scheint also dringend zu bestehen, schon um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden.

Ray-Ban Meta Smart Glasses
Screenshot: Ausschnitt aus dem Werbevideo für die Ray-Ban Meta Glasses.

Ray-Ban Meta Smart Glasses: Manche Audiodaten sollen die hauseigene KI trainineren

Seit der Aktivierung der neuen Datenschutzbestimmungen speichert der Konzern alle mit Meta AI aufgezeichneten Audiodaten. Meta will diese Daten für das Training der eigenen KI-Systeme verwenden. Außerdem kann man die Speicherung der Sprachaufnahmen und Abschriften nicht mehr mit dem Smartphone* deaktivieren. Die Nutzer haben nur noch die Möglichkeit, die Audiodateien mithilfe der Meta Ray-Ban App zu löschen. Man entzieht den Käufern damit ein Stück weit die Kontrolle über die eigenen Daten.

Der Penetrationstester Mike Kuketz vermisst im Rahmen seiner Einschätzung vor allem die Möglichkeit, die anfallenden Daten lokal ohne jede Cloud-Anbindung zu nutzen. Kuketz sieht die Ray-Ban Meta als eine Art „tragbares Überwachungsgerät“ an, bei dem man nicht besonders gut sehen kann, ob gerade aufgezeichnet wird, „was in der Umgebung passiert„. Wer meint, er müsse seine Live-Videos über seine Social-Media Kanäle teilen und filmt Personen außerhalb von öffentlichen Plätzen, muss zudem mit Ärger rechnen. In Deutschland gibt es das Recht am eigenen Bild. Man muss es nicht hinnehmen, dass jemand ohne Erlaubnis Aufnahmen öffentlich verbreitet. Verletzungen des Persönlichkeitsrechts können mit Abmahnungen geahndet werden.

Das eigentliche Problem ist die Normalisierung in unserer Gesellschaft

Schwierig wird das Ganze an dem Punkt, wenn derartige Sonnenbrillen, sollten sie massentauglich werden, irgendwann von großen Teilen der Gesellschaft als „normal“ hingenommen werden. Dies geschehe möglicherweise „still, aber nachhaltig. Was früher als inakzeptabler Eingriff in die Privatsphäre galt, wird zur Alltagstechnik„, schreibt Kuketz auf seinem Blog. Gegen die eigentliche Aufnahme kann man sich nur schwerlich wehren, wenn man sich in der Nähe von einem Smart Device aufhält. Das gilt umso mehr, weil die Sonnenbrille unauffällig aussieht und nicht von weitem sichtbar anzeigt, sollte sie gerade Videos aufnehmen.

Rechtliche Grundlagen zur Regulierung des Datenschutzes gebe es zwar, schreibt Kuketz, „doch in der Praxis fehlt es oft an Kontrolle, Durchsetzung und Bewusstsein“. Dieser Aussage können wir uns leider nur anschließen.

Momentan keine deutschen Sprachbefehle möglich

Die Frage ist auch, was den Käufern derzeit das Gerät* bringen soll. Denn zum jetzigen Zeitpunkt ist der Sprachassistent der Ray-Ban Meta Smart Glasses noch nicht in der deutschen Sprache verfügbar. Der integrierte KI-Assistent Meta AI unterstützt nur die Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Die deutsche Sprachsteuerung befindet sich nach Herstellerangaben noch in der Entwicklung. Wann man mit den Sonnenbrillen inklusive Miniaturcomputer, Kameras, Mikros und Lautsprechern in Deutsch reden kann, gab man noch nicht bekannt.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.