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Bildquelle: piqsels

90% aller neuen Film-Raubkopien sind Cam-Rips?

Die Unterhaltungsindustrie hält seit fast 20 Jahren an der These fest, dass 90% aller neu verbreiteten Filme Cam-Rips sind. Doch stimmt das?

Da mittlerweile viele Filme und Serien zunächst exklusiv bei einem Streaming-Anbieter laufen und nicht im Kino, kann diese „Statistik“ mit den Cam-Rips nicht stimmen. Diese regelrecht mythische Auffassung, die damals wie heute falsch ist, verbreiten die Filmstudios seit etwa zwei Jahrzehnten im Internet, als nachgemachte DVDs noch in Mode waren.

Online-Piraten bedrohen die Filmindustrie

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Daniel Lobo, thx! (CC BY 2.0 DEED)

Natürlich ändert das nichts an der Tatsache, dass die Online-Piraterie für die Filmbranche eine große Gefahr darstellt. Die Filmstudios sind davon besonders stark betroffen, denn Filme sind mit oder ohne Cam-Rips weiterhin die am häufigsten raubkopierte Unterhaltungskategorie.

Die Anwälte der ACE haben es in den letzten Jahren immer wieder geschafft, Websites zu schließen, die ihre Besucher zu illegalen Downloads oder Streams weitergeleitet und davon finanziell profitiert haben. Andere Interessengruppen setzen sich hingegen für eine strengere Gesetzgebung und striktere Rechtsdurchsetzung ein. Auch die GVU versuchte in der Vergangenheit, Einfluss auf die Politik auszuüben. Nicht zuletzt deswegen verschob man den Sitz von Hamburg in die Bundeshauptstadt Berlin.

Mitarbeiter unterbinden Cam-Rips in den Kinos

Daneben bemüht man sich, die selbst erstellten Aufnahmen in den Kinosälen zu unterbinden. Die in Großbritannien ansässige Film Content Protection Agency (FCPA) gab Anfang Oktober bekannt, es habe keinen einzigen Cam-Rip im Internet von neuen Filmen gegeben, den jemand in Irland oder Großbritannien aufgenommen habe. Auch in Deutschland erfolgten deswegen vor vielen Jahren die ersten Freiheitsstrafen auf Bewährung.

Die FCPA wiederholte auch die Behauptung, dass die allermeisten neuen Filme zunächst als Cam-Rip auftauchen würden. Doch es gibt neben den zahlreichen Releases, die exklusiv bei den Streaming-Anbietern laufen auch vereinzelt hochwertige Mitschnitte. Ein Beispiel ist der neue Mitschnitt des Kinofilms Wonka. Diesen hat die Release Group PsO zur Freude zahlreicher Zuschauer kurz vor Heiligabend im Internet verbreitet.

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Woher man die Zahl 90 Prozent bezieht, wollte die britische Antipiracy-Organisation den Kollegen von Torrentfreak nicht verraten. Auch die MPA konnte keine konkreten Angaben dazu machen, wie hoch der Anteil sei. Man habe das Problem mit den neuen Cam-Rips aber im Auge, hieß es als Antwort auf die Anfrage. Und auch sonst gibt es keine Quelle für diese Behauptung, die man immer mal wieder alle Paar Jahre aufs Trapez bringt.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.