Ein durchschnittlicher VPN Nutzer ist ein Terrorist
Masked cyber terrorist in military uniform hacking army intelligence

Du bist Terrorist

In Frankreich hat man kürzlich die ideale Lösung zum Finden von Terroristen gefunden: das Online-Verhalten.

Linksradikale in Frankreich stehen wegen Terrorismusverdachts vor Gericht. Warum uns das betrifft und warum man hanebüchene Argumentationen der Staatsanwaltschaft nicht stehen lassen darf. Ein Kommentar.

Jeder ist ein Terrorist, wenn man nur dumm genug argumentiert

„Ich hab’ ja nichts zu verbergen“ ist ein Satz, den die meisten Fürsprecher für mehr Datenschutz und Privatsphäre sicherlich schon mal gehört haben. Der Satz „Du bist ein Terrorist, weil du ein VPN nutzt„, den französische Strafverfolgungsbehörden sich vor Kurzem ausdachten, ist zumindest für mich neu. Die Idee, den Schutz der eigenen Daten im Internet mit Terrorismus in Verbindung zu bringen, ist vermutlich für Strafverfolgungsbehörden naheliegend, aber dennoch kompletter Käse.

Doch: Nicht nur VPNs sind im Fokus, auch die Nutzung verschlüsselter Kommunikationskanäle wie WhatsApp, ProtonMail, Signal und Wire werden als Verdachtsmomente hervorgebracht. Für jene, die nicht damit vertraut sind, was Franzosen zur Kommunikation nutzen: 60 % nutzen WhatsApp und sind damit ganz klar terrorismusverdächtig.

Politiker: Meister der uninformierten Entscheidungen

Wer hofft, solche Argumentationen wären auf das Ausland beschränkt, dem muss ich den Zahn wohl leider ziehen. Stichwort: Chatkontrolle.

Wir als Bürger und Betroffene (und natürlich potentielle Terroristen) sind hier gefragt. Wir müssen angesichts solcher mentalen Ergüsse darauf achten, dass wir so etwas hier nicht durchgehen lassen. Dementsprechend müssen wir so starken Widerstand wie nur irgend möglich leisten.

Wenn ihr von ähnlichen Angriffen auf die Intelligenz hört, ist es in meinen Augen eure Pflicht, als Nutzer dieser Dienste und des Internets, hiergegen vorzugehen. Kontaktiert eure Kreis-, Landes- und Bundestagsabgeordneten und informiert sie. Wenn niemand das Informationsdefizit des durchschnittlichen Politikers behebt, werden sie weiter Entscheidungen auf unzureichender Faktenlage treffen.

Was muss man tun, um Terrorist zu werden?

Wer sich übrigens für die vollständige Liste der terrorverdächtigen Aktivitäten interessiert, um eventuell einige davon selbst in seinen Alltag zu übernehmen:

  • Nutzung von verschlüsselten Kommunikationskanälen
  • Nutzung von VPNs, TOR und Tails
  • Nutzung von /e/OS, Lineage und dem F-Droid Store
  • Verschlüsselung von Medien
  • Organisation und Teilnahme an Seminaren zu digitaler Hygiene
  • Besitz von technischer Dokumentation

Ich bin dann wohl ein Terrorist.

Über

Moritz ist von ganzem Herzen Open-Source Programmierer. Neben regelmäßigen Commits für diverse Open-Source-Projekte verfasst er gelegentlich auch Texte für die Tarnkappe. Er findet es echt seltsam über sich in der dritten Person zu schreiben und merkt an, dass seine DMs für alles außer Marketing-Nachrichten offen stehen. Erreichbar ist er auf Matrix (@moritz:poldrack.dev), IRC (mpldr auf libera.chat) und Email (~mpldr/public-inbox@lists.sr.ht).