Zwangsinstallation von Microsoft Copilot auf LG-Fernsehern: Ein Update bringt unlöschbare KI auf Smart-TVs und entfacht Kritik.
Die LG Copilot-Zwangsinstallation steht für einen neuen Tiefpunkt im Umgang von Geräteherstellern mit ihren Kunden. Ein aktuelles webOS-Update installiert Microsofts KI-Assistent Copilot ungefragt auf LG-Smart-TVs. Die App bleibt dauerhaft auf dem Gerät, lässt sich nicht entfernen und wird den Nutzern prominent auf dem Homescreen präsentiert. Nutzer reagieren indessen empört. Der Vorfall zeigt, wie wenig Kontrolle Käufer inzwischen über Geräte haben, obwohl sie diese vollständig bezahlt haben.
Ein Update, eine neue App und keine Wahl: LG installiert Microsoft Copilot zwangsweise auf Smart-TVs. Die KI lässt sich nicht entfernen, nur verstecken. Datenschutzbedenken, Kontrollverlust und wachsender Nutzerprotest sind die Folge.
Unlöschbare KI als Systembestandteil: Gekommen, um zu bleiben
Wie Tom’s Hardware hinweist, berichten aktuell zahlreiche Besitzer von LG-Smart-TVs, dass nach einem aktuellen webOS-Update plötzlich ohne Vorankündigung und ohne User-Zustimmung Microsoft Copilot auf dem Startbildschirm erscheint. Zudem ohne eine Möglichkeit zur Deinstallation. Erste Berichte tauchten am Wochenende auf Reddit auf, allen voran im Subreddit r/mildlyinfuriating. Ein entsprechender Beitrag sammelte binnen kürzester Zeit über 35.000 Upvotes und tausende Kommentare von betroffenen Nutzern, die allesamt das gleiche Problem schildern.
Der Copilot-Button auf dem Startbildschirm lässt sich zwar ausblenden, aber nicht vollständig entfernen. Damit fällt er laut LG unter jene „System- oder vorinstallierten Apps“, die dauerhaft Teil des Betriebssystems sind. Wer Copilot nicht sehen will, muss ihn verstecken oder den Fernseher gleich komplett vom Internet trennen.
LG verweist darauf, dass es sich bei Copilot um eine vorinstallierte beziehungsweise systemnahe Anwendung handelt. Laut Support-Dokumentation können solche Apps nicht gelöscht werden. Genau das ist der Kern der Kritik an der LG Copilot-Zwangsinstallation. Nutzer verlieren die Kontrolle über die Software auf ihrem eigenen Gerät.
Als besonders problematisch bewerten User die Tatsache, dass es sich bei Copilot um einen KI-Dienst handelt, der potenziell Nutzereingaben verarbeitet. Viele Nutzer äußern Sorgen über Datenschutz, Mikrofonzugriffe und mögliche Auswertung von Seh- oder Suchverhalten. Eine explizite Einwilligung dafür wurde von LG dafür nicht eingeholt.
LGs „AI TV“-Strategie trifft auf massiven Widerstand
Die LG Copilot-Zwangsinstallation ist Teil einer größeren Strategie. Auf der CES 2025 hatte LG angekündigt, seine Fernseher stärker als „AI TVs“ zu positionieren. Microsoft Copilot soll dabei in die webOS-Suche integriert werden und als intelligenter Assistent fungieren, der Inhalte empfiehlt und Fragen beantwortet.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass Copilot derzeit eher als webbasierter Shortcut denn als systemnah integrierte Funktion von webOS agiert. Für viele Nutzer wirkt die KI auf dem Fernseher überflüssig, zumal sie weder angefordert noch aktiv installiert wurde. Genau diese erzwungene Integration sorgt für den massiven Gegenwind.
Nutzerreaktionen zu LG Copilot-Zwangsinstallation: Empörung, Misstrauen und Kontrollverlust
Die Reaktionen auf die LG Copilot-Zwangsinstallation fallen überwiegend negativ aus. In Foren, auf Reddit und auf X (ehemals Twitter) sprechen Nutzer von „Bloatware“, „Zwangsbeglückung“ und einem weiteren Schritt hin zu vollständig kontrollierten Geräten. Besonders häufig fällt der Vergleich zu aggressiver Software-Politik auf PCs und Smartphones.
Ein Reddit-Nutzer bringt es drastisch auf den Punkt: Eine KI-App ohne Zustimmung zu installieren, die nicht gelöscht werden kann und deren Zugriffsmöglichkeiten unklar sind, sei ein klarer Vertrauensbruch. Andere Nutzer sehen in der Zwangsinstallation einen weiteren Beleg dafür, dass Smart-TVs zunehmend als Datenquelle und Werbeplattform missbraucht werden.
Smart-TVs als Plattformen für Werbung, Daten und KI
Die LG Copilot-Zwangsinstallation reiht sich in eine ganze Serie umstrittener Maßnahmen ein. Bereits 2024 hatte LG Screensaver-Werbung als Bildschirmschoner per Update auf OLED-Fernsehern eingeführt. Dies verärgerte damals schon Nutzer, konnte aber über die Einstellungen in den „Zusätzlichen Einstellungen“ deaktiviert werden. Andere Hersteller gehen ähnliche Wege. Roku zeigt Usern mittlerweile Werbung an, noch bevor der Homescreen geladen wird. Erst nach dem Abspielen eines Werbespots ist die Nutzung des Fernsehers möglich. Google blähte Google TV mit Anzeigen auf, Samsung integriert zunehmend KI-Dienste wie Gemini.
Mit Copilot überschreitet LG für viele jedoch eine neue Grenze. Statt Werbung wird nun eine KI-Plattform fest ins Betriebssystem integriert ohne echte Wahlmöglichkeit für die Nutzer. Das Wohnzimmer wird damit endgültig Teil der Daten- und KI-Ökonomie.
Kaum Auswege für Betroffene
Aktuell gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, sich der LG Copilot-Zwangsinstallation zu entziehen. Nutzer können Copilot lediglich aus dem sichtbaren App-Bereich ausblenden, automatische Updates deaktivieren oder den Fernseher vollständig vom Internet trennen. Viele weichen inzwischen auf externe Streaming-Geräte wie Apple TV, Fire TV oder Nvidia Shield aus, um webOS komplett zu umgehen.
Zusätzlich bleibt nur eine indirekte Form der Kontrolle. Der Datenverkehr von Copilot lässt sich auf Netzwerkebene blockieren, etwa über Werbe- und Tracking-Blocker wie AdGuard Home oder DNS-basierte Dienste wie NextDNS. Damit kann zumindest verhindert werden, dass die KI-Komponente nach außen kommuniziert. Vollständig entfernen lässt sie sich jedoch nicht. Anders als bei Android-TV-Systemen gibt es unter webOS keine praktikable Möglichkeit, systemnahe Apps nachträglich zu deinstallieren.
Ob LG auf die massive Kritik reagiert und eine echte Deinstallations- oder Opt-out-Option nachliefert, ist offen. Angesichts der klaren strategischen Ausrichtung auf KI-Funktionen erscheint ein Rückzieher derzeit eher unwahrscheinlich.
LG Copilot-Zwangsinstallation als Dammbruch
Die LG Copilot-Zwangsinstallation macht ein grundlegendes Problem moderner Technik sichtbar. Käufer besitzen die Hardware, aber nicht mehr die Kontrolle über die Software. Updates können Funktionen erzwingen, die niemand bestellt hat und die sich nicht rückgängig machen lassen.
Heute ist es Copilot. Morgen vielleicht der nächste KI-Dienst. Wer sich dieser Entwicklung entziehen will, muss konsequent offline gehen oder auf externe Zuspieler wie Apple TV, Fire TV oder Nvidia Shield ausweichen. Mit dem Fernseher als simples Abspielgerät verschwindet ein weiterer Teil der Nutzerautonomie endgültig.
