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Bildquelle: Tech Daily, Lizenz

MUSO-Bericht: Disney+ und Hulu verlieren Abonnenten

Laut MUSO nahmen die Besuche auf illegalen Websites im Vorjahr global gesehen zu, im gleichen Atemzug sank die Anzahl der legalen Abonnenten.

Auch die Analysten von MUSO wissen, Streaming sollte der Online-Piraterie ursprünglich den Garaus machen. Als Netflix und Spotify aufkamen, boten sie gegen geringe Gebühren Zugang zu Tausenden von Filmen, Fernsehsendungen und Liedern an. In den ersten Jahren gab es nur wenige Konkurrenten. Zumindest beim Film-Streaming waren die Medien frei von Werbung. In der Folge sank die illegale Nutzung derartiger Angebote.

Doch das Bild hat sich längst geändert. Laut einem neuen Branchenbericht des Londoner Datenunternehmens MUSO nahmen die Besuche auf Websites für Medienpiraterie im Jahr 2023 zu. Und während die Piraterie zunimmt, sinkt der Abonnentenstamm der legalen Streaming-Anbieter. Dienste wie Disney+ und Hulu verlieren ständig Kunden. Die Zahl der bezahlten Abonnements ging bis Ende 2023 um bis zu 7 % zurück.

Piraterie soll pro Jahr bis zu 71 Milliarden US-Dollar kosten

Veränderungen im Pirateriekonsum und in der Streaming-Landschaft können den Anstieg erklären. Das soll die US-Unterhaltungsindustrie nach eigenen Angaben jährlich zwischen 29 und 71 Milliarden Dollar kosten. Das bilanziert auch MUSO in ihrem Bericht für das Jahr 2023.

Es ist schwer, die Leute dazu zu bringen, für etwas zu bezahlen, von dem sie wissen, dass sie es umsonst bekommen können„, sagte Michael D. Smith den Kollegen von qz.com. Smith ist Professor für Informationstechnologie und öffentliche Ordnung an der Carnegie Mellon University in Pittsburg, USA. Die Verlagerung von der Download-Piraterie zur Streaming-Piraterie könne dazu führen, dass die Verbraucher häufiger Piraterie-Websites besuchen, um auf dieselben Medien zuzugreifen, so Smith weiter.

MUSO bilanziert intensivere Nutzung illegaler Angebote

MUSO verzeichnete im Vorjahr weltweit 229,4 Milliarden Besuche auf Piraterie-Websites. Das ist ein Anstieg von 6,7 % gegenüber dem 2022. Die meisten Besuche entfielen auf das TV-Inhalte mit 103,9 Milliarden, was einem Anstieg von 4 % gegenüber 2022 entspricht. Es folgte der Bereich Film mit 29,6 Milliarden Besuchen, das ist ein Plus von etwa 7 %. Die Musikpiraterie verzeichnete mit 17,1 Milliarden Visits im Jahr 2023 den höchsten Zuwachs an Medienklau, ein Plus von satten 13 %.

Die Anziehungskraft der Piraterie

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Ein hervorstechender Grund, warum die Piraterie zunimmt: Die Zunahme von exklusiven Inhalten, die an einzelne Streaming-Plattformen gebunden sind, so MUSO. Eine frühere Umfrage des Unternehmens ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, Medien zu raubkopieren, höher ist, wenn die gewünschten Filme, TV-Serien oder Musik schwer zugänglich oder unerschwinglich sind. Die Nutzer sind es leid, sich für zusätzliche Streaming-Dienste anmelden zu müssen, nur um Zugang zu einem einzigen Film oder einer Episode einer Serie zu erhalten, die sie sich ansehen möchten.

MUSO: Illegale Angebote werden weiter zunehmen!

MUSO geht ferner davon aus, dass die Piraterie weiter zunehmen wird. Das liegt auch daran, weil die Websites der Online-Piraten immer ausgefeilter und benutzerfreundlicher werden. „Das Piraterie-Publikum hat sich ebenso wie das legale Publikum angepasst und ist in den meisten Medienbereichen gewachsen„, heißt es in dem Bericht. Professor Smith warnt auch davor, dass es für Streaming-Anbieter schwieriger sein wird, ihre Abonnenten zu halten, wenn die Piraterie weiter zunimmt. Legale und illegale Websites kann man bei ihrer Bedienung und Aussehen kaum noch voneinander unterscheiden. Doch im Unterschied zu den legalen Portalen fallen keine Gebühren an, außerdem ist das Angebot weitaus größer.

Legale Streaming-Dienste verlieren Abonnenten

Die legale Streaming-Industrie trägt laut MUSO nicht dazu bei, die Abwanderung zu bremsen, zumal die Streaming-Anbieter ihre Preise erhöhen. Netflix, Disney+, Hulu und Spotify haben alle ihre Preise 2023 erhöht. Dabei haben Netflix und Disney+ Ende 2022 einige ihrer ehemals werbefreien Tarife um Werbespots erweitert. Außerdem gehen sie jetzt konsequent gegen das Account-Sharing vor und versuchen das preiswerte Einkaufen der Zugänge im Ausland zu verhindern.

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Disney+ und Hulu beendeten das Jahr 2023 mit einem Verlust an bezahlten Abonnenten. Die Zahl der Abonnenten von Disney+ sank in den drei Monaten bis zum 30. Dezember um 7 % von 160 Millionen auf 150 Millionen. Im gleichen Zeitraum ging die Zahl der Abonnenten beim US-Dienst Hulu im vierten Quartal um 3 % auf 48 Millionen zurück.

Es waren nicht nur schlechte Nachrichten. Netflix und Spotify haben im Jahr 2023 Abonnenten gewonnen. Die Zahl der bezahlten Abonnenten von Netflix und Spotify stieg im vierten Quartal um 13 % auf rund 260 Millionen bzw. 236 Millionen.

Netzsperren als Heilsbringer?

Smith räumte ein, dass Preissenkungen keine ideale Lösung für Unternehmen seien. MUSO brachte im Branchenreport hingegen die Effektivität von Websperren erneut ins Gespräch. Dies habe in Großbritannien den legalen Diensten einen Zuwachs von 7 bis zu 12 Prozent in einem Jahr beschert. Doch am effektivsten wäre es, es gäbe wieder, wie früher, nur noch zwei große Streaming-Anbieter, die den Markt unter sich aufteilen. Doch leider wird es wahrscheinlich noch lange dauern, bis die Filmindustrie versteht, dass sie ihre Umsätze seit Jahren selbst kaputt machen, statt für höhere zu sorgen. Das Gute daran: Kommerzielle Piratenjäger wie die ACE & Co. werden sobald nicht arbeitslos …

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.