Facebook- und Netflix-Apps auf einem Smartphone-Bildschirm auf einer Tastatur und Geldscheinen
Facebook- und Netflix-Apps auf einem Smartphone-Bildschirm auf einer Tastatur und Geldscheinen
Bildquelle: Mehaniq, Lizenz

Liest Netflix Facebook-Nachrichten mit? Kartellverfahren enthüllt Schockierendes

Liest Netflix unsere Facebook-Nachrichten? Eine Kartellklage enthüllt Details über den Datenaustausch zwischen Facebook und Netflix.

Du schreibst eine private Nachricht auf Facebook und hast keine Ahnung, wer sie lesen könnte – Netflix. Eine aktuelle Kartellklage in den USA wirft der Facebook-Mutter Meta vor, seit Jahren sensible Daten, darunter auch persönliche Mitteilungen, mit dem Streaming-Giganten Netflix ausgetauscht zu haben.

Liest Netflix eure Facebook-Nachrichten? – Die Anklage

Facebook und Netflix hätten seit fast einem Jahrzehnt eine enge Beziehung, heißt es in der Klage. Netflix soll Zugang zu privaten Facebook-APIs erhalten haben, darunter die „Inbox API“, die Netflix den Zugriff auf die persönlichen Postfächer von Facebook-Nutzern ermöglichte. Im Gegenzug teilte der Streaming-Gigant bestimmte Nutzungsdaten mit Facebook.

Liest Netflix heimlich eure Facebook-Nachrichten?
Liest Netflix heimlich unsere Facebook-Nachrichten? Ein Gerichtsdokument lässt Böses erahnen.

Die treibende Kraft hinter dieser Partnerschaft war offenbar Reed Hastings. Er ist der Gründer von Netflix und war von 2011 bis 2019 gleichzeitig Mitglied des Facebook-Aufsichtsrats.

Die Brisanz der Vorwürfe: Warum wir uns Sorgen machen sollten

Meta behauptet, keine privaten Nachrichten mit Netflix geteilt zu haben, sondern lediglich die Möglichkeit geboten zu haben, Freunden auf Facebook mitzuteilen, was man sich gerade in der Netflix-App anschaut. Solche Vereinbarungen seien branchenüblich und die Klage daher unbegründet, so ein Sprecher von Meta. Netflix hat sich bisher nicht geäußert.

Andrew Bosworth traf sich mit Reed Hastings
Andrew Bosworth traf sich mit Reed Hastings

Experten wie Manuel Atug warnen vor den Folgen des Datenaustauschs. Sie sehen eine „Win-Win-Situation“ für Netflix und Facebook, aber eine „Lose-Lose-Situation“ für die Nutzer dieser Angebote. Der Schutz der Privatsphäre sei ein Grundrecht, das nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden dürfe.

Atug betonte, dass Datenschutz nicht nur ein technisches Detail sei, sondern ein wesentlicher Bestandteil der persönlichen Freiheit. Die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, welche Informationen über uns zugänglich sind, sei ein elementarer Baustein einer demokratischen Gesellschaft. Dies berichtet ZDF heute in einem aktuellen Artikel.

Was haben Netflix und Facebook von unseren Nachrichten?

Netflix könnte durch das Lesen privater Nachrichten Erkenntnisse gewinnen, die für strategische Entscheidungen genutzt werden könnten, z. B. bei der Themenauswahl oder der Preisgestaltung. Meta wiederum könnte aus dem Verhalten seiner Nutzer aufschlussreiche Daten für zielgerichtete Werbung sammeln.

Es ist unklar, ob diese Absprachen nur den US-Markt betreffen oder weltweit gelten. Eines ist jedoch sicher: Sowohl Facebook als auch Netflix verfügen über Daten von Nutzern und Nichtnutzern, was bedeutet, dass diese Vorwürfe uns alle direkt oder indirekt betreffen könnten.

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.