Schulüberwachungssoftware: Aufgabe von Privatsphäre für vermeintliche Sicherheit
Schulüberwachungssoftware: Aufgabe von Privatsphäre für vermeintliche Sicherheit
Bildquelle: jittawit.21, Lizenz

Schulüberwachungssoftware: Aufgabe von Privatsphäre für vermeintliche Sicherheit

Amerikanische Schulen setzen bereits flächendeckend Schulüberwachungssoftware ein. Gibt das mehr Sicherheit oder verletzt es die Privatsphäre?

Die Schulüberwachungsbranche boomt in den USA. Zwar sind Tragödien wie Amokläufe an Schulen eher selten, erregen jedoch viel Medienaufmerksamkeit. Zusammen mit häufigeren Vorfällen wie Mobbing, Selbstverletzungen und Selbstmord werfen diese Probleme dennoch wichtige Fragen zur Sicherheit der Schüler auf. Hinzu kommen Gewalt sowie Drogen- und Alkoholmissbrauch. Schulen und Bezirke in der USA investieren infolge bereits in eine breite Palette von Maßnahmen zur digitalen Überwachung wie Schulüberwachungssoftware, sowohl auf dem Campus als auch online. Datenschützer schlagen diesbezüglich Alarm hinsichtlich mangelnder Privatsphäre.

Schulüberwachungssoftware hält Einzug in Unterrichtsräume

Die Electronic Frontier Foundation (EFF), führende gemeinnützige Organisation zur Verteidigung der digitalen Privatsphäre, der freien Meinungsäußerung und Innovation, weist in einem aktuellen Artikel auf einen großflächigen Einsatz von Schulüberwachungssoftware in den USA hin. Diese umfasst auch die private Kommunikation der Schüler. Dabei ist es völlig egal, ob es sich um Suchbegriffe, Tastatureingaben, private Chats oder Fotos handelt.

Wie die EFF anführt, hätten die Schulbezirke eine umfassende Schulüberwachung beschlossen. Demgemäß bahnt sich KI-gestützte Schulüberwachungssoftware wie Gaggle und GoGuardian schon den Weg in die Unterrichtsräume. Installiert würde sie auf den von den Schulen bereitgestellten Geräten und Konten der Schüler.

Sicherheit vs. Privatsphäre

Einerseits verweisen die Entwickler von Schulüberwachungssoftware auf eine verbesserte Sicherheit der Schüler durch ihre Produkte. Sie diene einer Verhinderung von Selbstverletzungen, Selbstmord, Gewalt sowie Drogen- und Alkoholmissbrauch. Selbstmord wäre dabei immerhin die zweithäufigste Todesursache unter amerikanischen Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren.

Die Organisation EFF verdeutlicht andererseits jedoch, es hätten „keine umfassenden oder unabhängigen Studien gezeigt, dass die Sicherheit der Schüler durch die Verwendung dieser Software zunimmt. Im Gegenteil: Eine kürzlich durchgeführte umfassende RAND-Studie zeigt, dass solche KI-Überwachungssoftware mehr Schaden als Nutzen anrichten kann“. Eine weitere Studie weist darauf hin, dass aus KI-Spionage im Klassenzimmer auch psychische Schäden erwachsen können. Zudem lassen bereits aufgetretene KI-Erkennungsfehler an der Wirkungsweise der Software zweifeln.

EFF deutet hinsichtlich eines Schulüberwachungssoftware-Einsatzes trotz großer Bedenken auf Expertenmeinungen hin. Diese einigten sich darauf, „dass diese angeblichen technischen Lösungen leichter umzusetzen sind als die wirksamen sozialen Maßnahmen, für deren Umsetzung den Schulen oft die Ressourcen fehlen“.

Auch Alternativen in Betracht ziehen

Isabelle Barbour, einer Beraterin für öffentliche Gesundheit, zeigt gegenüber EFF Alternativen zu einem allumfassenden Einsatz von Schulüberwachungssoftware auf:

„Obwohl die aufgeblähten Klassen und der Wegfall von Schulstellen erhebliche Herausforderungen darstellen, wissen wir, dass ein positives Schulklima den Kindern hilft, sich sicher und unterstützt zu fühlen. So können die Kinder mit fürsorglichen Erwachsenen über ihre Bedürfnisse sprechen. Erwachsene können dann mit anderen zusammenarbeiten, um Unterstützung zu finden. Diese Art von Umgebung hilft nicht nur Kindern, die unter psychischen Problemen leiden, sondern allen.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.