Eine in einem Tesla-Fahrzeug verbaute Kamera, die der Videoüberwachung des Außenbereichs dient
Eine in einem Tesla-Fahrzeug verbaute Kamera, die der Videoüberwachung des Außenbereichs dient
Bildquelle: OceanProd, Lizenz

Videoüberwachung: Tesla-Mitarbeiter amüsierten sich über Kunden

Ehemalige Tesla-Mitarbeiter geben zu, dass sie die Videoüberwachung von Kundenfahrzeugen zur reinen Belustigung missbraucht haben.

Berichten zufolge haben einige Mitarbeiter des Elektrofahrzeugherstellers Tesla Aufzeichnungen aus der Videoüberwachung von Kundenfahrzeugen missbraucht, um sich mit ihren Kollegen darüber zu amüsieren. Sie teilten selbst intimste und peinlichste Aufnahmen von fremden Personen im Team und machten sich darüber lustig. Dabei war ihnen sogar bewusst, dass das eigentlich ziemlich uncool ist.

Aufzeichnungen der Videoüberwachung in Tesla-Fahrzeugen zum Spaß mit Kollegen geteilt

Wer einen neuen Tesla sein Eigen nennt und glaubt, die Videoaufzeichnung der ein oder anderen eingebauten Überwachungskamera sei privat und niemand greife darauf zu, der liegt leider falsch.

Denn fast ein Dutzend ehemaliger Tesla-Mitarbeiter haben kürzlich enthüllt, dass sie während ihrer Tätigkeit für den Elektrofahrzeughersteller auf die Kameras von Kundenfahrzeugen zugegriffen und die Insassen selbst in intimsten Momenten per Videoüberwachung beobachtet haben.

Die Aufnahmen haben sie jedoch nicht nur für die eigene Belustigung missbraucht. Sie haben die Clips ebenso mit anderen geteilt und sich gemeinsam mit ihren Kollegen darüber lustig gemacht. Selbst leitende Angestellte sollen dadurch ihren Ruf unter Mitarbeitern aufpoliert haben.

Maßnahme gegen Langeweile am Arbeitsplatz

Jeder Tesla ist sowohl im Innenraum wie auch außerhalb des Fahrzeugs mit einer Reihe von Kameras ausgestattet, die eigentlich der Überwachung der Umgebung sowie der Steuerung des Autopiloten dienen. Der Webseite des Herstellers zufolge habe Tesla die Videoüberwachung “von Grund auf zum Schutz Deiner Privatsphäre entwickelt”.

Wie Reuters berichtet, gibt es jedoch im Unternehmen eine bestimmte Kategorie von Mitarbeitern, die sich die Videoaufzeichnungen von Tesla-Fahrzeugen ansehen sollen. Diese sind damit beauftragt, die KI-Systeme bei der Identifizierung von Objekten zu unterstützen.

Um „die Monotonie zu durchbrechen„, haben einige von ihnen es sich jedoch zur Gewohnheit gemacht, die unterhaltsamsten Videos über interne Nachrichtensysteme mit ihren Kollegen zu teilen.

Sie sahen sich mitunter Clips von Menschen an, die sich splitternackt dem Fahrzeug näherten. Aber auch stolpernde Personen oder mit dem Fahrrad verunglückte Kinder gehörten zu den Szenen, über die sich das Personal amüsierte. In einem Büro in San Mateo sei sogar eine regelrechte Meme-Kultur um die Aufzeichnungen entstanden.

Wir konnten sie beim Wäschewaschen und bei wirklich intimen Dingen sehen. Wir konnten ihre Kinder sehen”, sagte ein ehemaliger Tesla-Mitarbeiter, der die Videoüberwachung zahlreicher Fahrzeuge angezapft hatte.

Die Tesla-Mitarbeiter wussten, dass der Missbrauch der Videoüberwachung uncool war

Dabei war sich das involvierte Personal durchaus der Tatsache bewusst, dass es die Privatsphäre der überwachten Menschen missachtete.

“Es war eine Verletzung der Privatsphäre, um ehrlich zu sein. Und ich habe immer gescherzt, dass ich nie einen Tesla kaufen würde, nachdem ich gesehen habe, wie sie einige dieser Leute behandelt haben.”

Ehemaliger Tesla-Mitarbeiter

Letztendlich erhält ein Tesla-Fahrer nicht einmal eine Information darüber, ob die in seinem Fahrzeug verbauten Kameras im Rahmen einer Videoüberwachung gerade aktiv sind oder nicht. Einige Funktionen der Elektroautos sind leider auf die Überwachungskameras angewiesen. Daher lassen sich diese auch nicht einfach abkleben wie eine im Laptop verbaute Webcam.

Ob sich die Mitarbeiter anderer Fahrzeughersteller ebenfalls über Videoaufzeichnungen aus Kundenfahrzeugen amüsieren, ist für den Endverbraucher leider kaum nachvollziehbar.

Tatsache ist jedoch, dass jede Kamera, die Du nicht selbst kontrollieren kannst, ein enormes Missbrauchspotenzial bietet. Es kann sich also lohnen, auf Produkte generell zu verzichten, die mit Überwachungstechnologie regelrecht vollgestopft sind.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.