Der mSpy-Leak deckt auf: Digitale Überwachung ist leider bereits zum Alltag geworden. Auch hier bei uns in Deutschland!
Mit der „Spionage-App mSpy“ können Menschen heimlich die Smartphones von Partnern, Kollegen oder Familienmitgliedern ausspionieren. Das ist nicht nur ein massiver Eingriff in die Privatsphäre, sondern meist auch illegal. Doch trotz der offensichtlichen Missbrauchsmöglichkeiten wird die App weiterhin offiziell verkauft. Ein aktuelles Datenleck gibt Einblick in die dunklen Machenschaften hinter mSpy.
Der mSpy-Skandal: Ein Blick hinter die Kulissen
Netzpolitik.org und der SWR haben einen umfangreichen Datensatz mit Millionen von Anfragen an den mSpy-Kundendienst ausgewertet. Darunter sind mehr als 24.000 E-Mails von Nutzern mit deutscher E-Mail-Adresse.
Die Nachrichten zeigen: Viele Kunden nutzen die mSpy-App, um eifersüchtige Partner auszuspionieren, Beweise für angebliche Untreue zu sammeln oder andere nahestehende Personen heimlich zu überwachen.
Die Kommunikation zwischen dem Interessenten und dem Kundendienst lässt keinen Zweifel an den Absichten des Nutzers. Ein Beispiel: Ein Interessent schreibt: „Ich möchte den Account meiner Freundin hacken„. Die Antwort des Supports folgt prompt: „Das machen wir. Folgen Sie einfach meinen Anweisungen.“ Solche Nachrichten zeigen, dass die Spionage-App mSpy nicht nur wissentlich für illegale Zwecke eingesetzt wird, sondern dass der Support diese Aktivitäten sogar aktiv unterstützt.
Wer betreibt digitale Überwachung? Ein Nutzerprofil
Die ausgewerteten Daten zeigen, dass Handy-Spionage und die damit verbundene Handy-Überwachungssoftware in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommen. Dazu gehören Rechtsanwälte, Polizisten, Fitnesstrainer, Versicherungsvertreter und sogar ein Airbus-Ingenieur. Das häufigste Motiv ist Eifersucht. Viele Nutzer schreiben in ihren Nachrichten, dass sie dringend „Klarheit“ oder „Antworten“ brauchen.
Oft hoffen sie, mit mSpy einen vermeintlichen Seitensprung aufdecken zu können und riskieren damit erhebliche rechtliche Konsequenzen. Denn das heimliche Installieren solcher Software ist in Deutschland strafbar und kann mit bis zu drei Jahren Haft geahndet werden.
Rechtliche Grauzonen: Warum bleibt die Handy-Überwachungssoftware auf dem Markt?
Trotz der Beweise für die kriminelle Nutzung der Anwendung bleibt der Verkauf von Handy-Überwachungssoftware weitgehend unreguliert. Das Unternehmen vermarktet mSpy offiziell als Tool zur digitalen Überwachung der eigenen Kinder. Tobias Keber, Datenschutzbeauftragter des Landes Baden-Württemberg, erklärt, dass ein Verbot nur schwer durchzusetzen sei. Solange ein vermeintlich legaler Nutzungszweck besteht, können die Behörden nur selten eingreifen.
Die von Netzpolitik.org und dem SWR ausgewerteten Daten zeigen jedoch, dass die Handy-Spionage-App mSpy wiederholt für nicht einvernehmliche Überwachung eingesetzt wird. So haben deutsche Polizeibehörden in mindestens fünf Fällen wegen Stalking und illegaler Datenüberwachung ermittelt. Dabei ging es immer um Gewalt in Beziehungen, bei denen Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern überwacht wurden.
Digitale Gewalt: Abgründe der Digitalisierung
Die Überwachung durch Spionage-Apps wie mSpy ist oft nur Teil eines umfassenderen Gewaltmusters. Professorin Leonie Tanczer vom University College London erklärt, dass digitale Kontrolle häufig mit psychischer, physischer oder sexueller Gewalt einhergeht. Täter rechtfertigen ihre Überwachung oft mit Aussagen wie „Ich will nur sichergehen, dass du in Sicherheit bist„.
Eine technische Lösung des Problems reiche jedoch nicht aus, so Tanczer. Die bloße Existenz solcher Handy-Spionage-Apps offenbart tiefer liegende Probleme in den zwischenmenschlichen Beziehungen und im Umgang mit Vertrauen.
Ironischerweise hat mSpy selbst ein großes Sicherheitsproblem. Laut Netzpolitik.org wurde die App bereits mehrfach gehackt. 2015 landeten Nutzerdaten im Darknet, 2018 konnten Sicherheitsforscher Nachrichten und Standortdaten der Überwachten einsehen und 2024 wurden erneut Daten geleakt. Diesmal vom Enthüllungsportal DDoSecrets. Die schlechte IT-Sicherheit ist nicht nur ein Risiko für die Überwachten, sondern auch für die Kunden von mSpy.
Wer steckt hinter mSpy? Eine Spurensuche
Hinter mSpy stecken laut Recherchen von Netzpolitik.org und dem SWR undurchsichtige Firmenstrukturen. Offiziell gehört die App einer Firma namens Virtuoso Holding, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten registriert ist.
Die Recherchen zeigen jedoch Verbindungen zu einer ukrainischen IT-Firma namens Brainstack. Mitarbeiter dieser Firma betreuen unter verschiedenen Pseudonymen den Kundendienst von mSpy. Auch die Geschäftsführerin der Virtuoso Holding, Viktoriia Adamchuk, arbeitet in Wirklichkeit als Zahnärztin in der Westukraine.
Diese recht komplizierten Verstrickungen zeigen, wie schwierig es ist, die Verantwortlichen hinter mSpy zur Rechenschaft zu ziehen. Die Rechtslage ist recht komplex, während die Betroffenen weiterhin mit den Folgen der digitalen Überwachung leben müssen.
Wie kann man sich schützen? Praktische Tipps gegen digitale Überwachung und Handy-Spionage
Um zu verhindern, dass Spionage-Apps wie mSpy auf Dein Gerät gelangen, gibt es einige wichtige Maßnahmen, die Du ergreifen kannst. Überprüfe Dein Smartphone regelmäßig auf Apps, die Dir unbekannt oder verdächtig vorkommen. Vor allem bei Apps, die weitreichende Zugriffsrechte beanspruchen, solltest Du vorsichtig sein. Lösche, was Dir unbekannt vorkommt.
Man kann es nicht oft genug sagen. Ladet Apps nur aus offiziellen Stores wie dem Google Play Store, Apple App Store oder auch dem Aurora App Store herunter! Außerdem ist es sinnvoll, regelmäßig die Zugriffsrechte bereits installierter Apps zu kontrollieren und unnötige Berechtigungen zu entfernen.
Ein weiteres wesentliches Element ist die regelmäßige Aktualisierung der Gerätesoftware. Updates schließen bekannte Sicherheitslücken, die Angreifer ausnutzen könnten. Lass das Smartphone außerdem besser niemals im entsperrten Zustand alleine.
Wenn Du dennoch den Verdacht hast, dass Dein Gerät bereits überwacht wird, wende Dich an Experten, die Dein Smartphone auf Spionagesoftware untersuchen und diese entfernen können. Beratungsstellen und IT-Spezialisten stehen Dir in solchen Fällen gerne zur Seite.
Spionage-App mSpy: Die Gefahr bleibt bestehen
Die umfangreichen Recherchen von Netzpolitik.org und dem SWR sowie die Leaks rund um mSpy zeigen, wie einfach Smartphones für illegale Überwachung missbraucht werden können. Die erschreckenden Einblicke in die Kommunikation mit dem Kundendienst zeigen, dass viele Nutzer vor nichts zurückschrecken. Gleichzeitig bleibt die App aufgrund rechtlicher Grauzonen weiterhin auf dem Markt.
Es ist wie ein Kampf gegen Windmühlen. Daher liegt es an uns allen, wachsam zu bleiben und uns und möglichst auch andere vor digitaler Überwachung zu schützen. Denn eines ist klar: Solange Anbieter wie mSpy weitgehend ungestraft agieren können, wird das Problem bestehen bleiben.