Strenge Kontrolle statt Ticketfreiheit: Das Deutschlandticket wird ab Oktober 2025 digital, personalisiert – und überwacht.
Strenge Kontrolle statt Ticketfreiheit: Das Deutschlandticket wird ab Oktober 2025 digital, personalisiert – und überwacht.
Bildquelle: DALL·E

Harter Kurs beim Deutschlandticket: Branche zieht die Zügel an

Harter Kurs beim Deutschlandticket: Verkehrsbranche und Politik einigen sich auf scharfe Sicherheitsmaßnahmen gegen Betrug.

Angesichts erheblicher finanzieller Verluste durch Betrugsfälle beim Deutschlandticket hat die deutsche Verkehrsbranche aktuell verbindliche Sicherheitsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Ab Oktober 2025 gelten neue Standards, die den Missbrauch eindämmen sollen. Die Maßnahmen bedeuten allerdings nicht weniger als einen Paradigmenwechsel: Es wird neben den Apps weiterhin die Chipkarten geben, die aber im Hintergrund in Echtzeit auf ihre Gültigkeit geprüft werden. Dazu kommt ein Identitätsnachweis. Harter Kurs beim Deutschlandticket – was als digitaler Mobilitäts-Traum begann, endet in der Realität als Hightech-Kontrollsystem.

Nach monatelangem Stillstand und interner Uneinigkeit haben sich die Verkehrsunternehmen am 6. Mai 2025 bei der Versammlung der VDV eTicket Service GmbH & Co. KG auf gemeinsame technische Sicherheitsvorgaben verständigt. Diese sollen ab Herbst 2025 flächendeckend eingeführt werden. Ziel ist es, betrügerische Aktivitäten einzudämmen, die dem System bereits einen geschätzten Schaden im dreistelligen Millionenbereich zugefügt haben – laut „heise online“ könnten sich die Verluste dabei sogar auf bis zu 500 Millionen Euro summieren.

Bekannte Schwachstellen führten zu massiven Einnahmeverlusten

Bereits seit Anfang 2023 war bekannt, dass das Deutschlandticket erhebliche technische Lücken aufwies. Unterschiedliche Sicherheitsstandards bei mehr als 60 Verkehrsunternehmen, eine fehlende zentrale Kontrolle und mangelnde Abstimmung trugen zur Anfälligkeit bei. Besonders häufig wurden digitale Ticketkopien genutzt, die User mehrfach verwendeten. Auch gefälschte Tickets und Rückbuchungen führten zu hohen Einnahmeausfällen. Allein im Zeitraum Januar bis Oktober 2024 entstand ein Schaden von rund 267 Millionen Euro.

Deutschlandticket setzt künftig auf digitale Identität statt auf Papierfahrschein

Die beschlossenen Maßnahmen wurden von einer gemeinsamen Taskforce der Verbände VDV, BSN und Mofair entwickelt und beinhalten unter anderem:

  • eine verpflichtende Verifizierung von Bankkonten beim Kauf,
  • zentrale Sperrlisten zur Deaktivierung ungültiger Tickets,
  • eine einheitliche Verwaltung kryptografischer Schlüssel zur sicheren Ticket-Signierung,
  • sowie einen Kopierschutz für digitale Tickets.

Daniel Ackers, Kommunikationsleiter beim VDV eTicket Service, betonte gegenüber „heise online“, dass mit dem Beschluss ein branchenweiter Konsens erreicht worden sei.

Harter Kurs beim Deutschlandticket: Branche zieht die Zügel an
Harter Kurs beim Deutschlandticket: Branche zieht die Zügel an

Technische Umsetzung bis Mitte 2025 – Einführung ab Oktober

Bis spätestens 30. Juni 2025 sollen die neuen Sicherheitsvorgaben technisch umgesetzt sein. Ab dem 1. Oktober 2025 dürfen dann ausschließlich Tickets genutzt werden, die diesen Standards entsprechen. Ziel sei es, Einnahmen zu sichern, zahlende Fahrgäste zu schützen und das Vertrauen in das digitale Ticketangebot zu stärken, so die Präsidenten der beteiligten Verbände in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Höhere Kosten in Aussicht

Auch die neue Bundesregierung sichert dem Deutschlandticket ihre Unterstützung zu. Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD hat sich im Koalitionsvertrag zur Fortführung des Angebots bis mindestens 2029 bekannt. Gleichzeitig plant die Regierung, den Nutzeranteil an der Finanzierung ab 2029 schrittweise zu erhöhen – sozialverträglich, wie es heißt. Bereits Anfang 2025 wurde der Preis des Deutschlandtickets von 49 auf 58 Euro angehoben. Weitere Preisanpassungen gelten als wahrscheinlich.

Fazit: Harter Kurs beim Deutschlandticket – Komfort vs. Kontrolle

Ab Ende 2025 wird’s ernst: Nur noch personalisierte digitale Tickets sollen gültig sein. Die Echtheit überprüft man künftig in Echtzeit – via App, Login und Identitätsabgleich. Die Technik soll sicherstellen, dass die Tickets künftig nur noch registrierte Nutzer verwenden. Damit ist der bequeme Tausch unter Freunden oder in der WG Geschichte.

Dieser harte Kurs beim Deutschlandticket bedeutet auch: weniger Anonymität, mehr Kontrolle, höhere Hürden – gerade für Menschen ohne Smartphone oder mit Datenschutzbedenken. Was bleibt von der einst gefeierten Bürgerflatrate, wenn sie zum teuren, scharf kontrollierten Einzelabo wird?

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.