EUVD: Europas Sicherheitslückendatenbank geht an den Start – aber warum wird sie in der Cloud auf Microsoft Azure gehostet?
Stell dir vor, du entdeckst eine kritische Sicherheitslücke in einer europäischen Software, doch niemand fühlt sich zuständig. Die amerikanische NVD (National Vulnerability Database) meldet nichts und einen zentralen europäischen Anlaufpunkt gibt es auch nicht. Bisher Fehlanzeige. Doch das hat sich geändert: Seit dem 13. Mai 2025 ist die EU-Schwachstellen-Datenbank (EUVD) offiziell online.
Was bedeutet das für die europäische IT-Sicherheit? Und warum könnte diese Plattform ein echter Gamechanger für Unternehmen, Forscher und sogar Hacker sein? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen.
Was steckt hinter der neuen EU-Schwachstellen-Datenbank?
Die EUVD ist ein Projekt der ENISA, der Europäischen Agentur für Cybersicherheit. Ziel ist eine zentrale Plattform zur Erfassung von Sicherheitslücken mit Fokus auf europäische Hersteller, Software und Dienste. Über ein Online-Formular können Schwachstellen gemeldet werden – samt technischer Details, CVSS-Score, Exploitbarkeit und betroffenen Produkten.
Die Idee dahinter ist, dass sich Europa unabhängiger von der amerikanischen NVD machen soll, die in den letzten Jahren zunehmend durch Verzögerungen und Intransparenz aufgefallen ist. Gleichzeitig sollen die Meldepflichten gemäß der seit 2023 geltenden EU-Richtlinie NIS2 besser unterstützt werden, die die Cybersicherheitsanforderungen für Betreiber kritischer Infrastrukturen und wichtige Unternehmen europaweit verschärft hat.
Warum ist das wichtig? Und wer profitiert davon?
Betreiber kritischer Infrastrukturen, IT-Dienstleister und europäische Softwareanbieter profitieren am meisten. Denn diese sind nach NIS2 in vielen Fällen dazu verpflichtet, erkannte Sicherheitslücken schnell zu melden. Die EUVD bietet hierfür nun eine zentrale, transparente und leicht zugängliche Anlaufstelle.
Auch Sicherheitsforscher profitieren. Anstatt Sicherheitslücken in europäischen Systemen in ausländischen Datenbanken zu veröffentlichen oder dies auf eigene Faust zu tun, gibt es nun eine legale und nachvollziehbare Plattform innerhalb der EU.
Natürlich haben auch Hacker und Angreifer ein Auge auf die Plattform. Denn alle öffentlich gemachten Einträge könnten für Angriffe genutzt werden, wenn sie nicht schnell genug gepatcht werden. Das ist Fluch und Segen zugleich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die EUVD wichtig ist, weil:
- Mehr Rechtssicherheit für Melder: Durch die EUVD bewegen sich Forscher und Unternehmen in einem klareren regulatorischen Rahmen.
- Unabhängigkeit von den USA: Die EU macht sich weniger abhängig von der NVD, die zuletzt immer wieder durch Verzögerungen bei der Veröffentlichung aufgefallen ist.
- Transparenz und Sichtbarkeit: Gerade kleinere europäische Projekte wurden in der NVD häufig nicht erfasst. Die EUVD schafft Sichtbarkeit für diese Produkte.
- Compliance-Erleichterung: Unternehmen, die unter die NIS2-Richtlinie fallen, haben nun eine zentrale Meldeplattform in der EU.
Die EU-Schwachstellen-Datenbank – ein wichtiger Schritt mit Potenzial
Die EUVD steht noch am Anfang. Fragen zur Datenqualität, zur Duplikatserkennung und zur Integration in Tools wie SIEMs oder Schwachstellenscanner sind bisher kaum beantwortet. Auch die Verknüpfung mit der CVE-Infrastruktur ist noch unklar.
Die internationale Sichtbarkeit könnte ebenfalls eine Herausforderung werden. Solange die NVD als Standard gilt, müssen Tools und Entwickler explizit nach EUVD-Daten suchen.
Zudem wirft das Hosting der EUVD auf Microsoft Azure Fragen auf. Gerade bei einem Projekt, das sich unabhängiger von US-Strukturen machen möchte, erscheint die Wahl eines US-amerikanischen Cloudanbieters zumindest fragwürdig. Aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen wäre ein europäischer oder souveräner Cloudanbieter für eine kritische Infrastruktur wie diese konsequenter gewesen!
Ja, mit der EUVD unternimmt Europa einen mutigen und notwendigen Schritt in Richtung digitale Souveränität. Doch ob sich die Plattform gegen den Platzhirsch NVD durchsetzen kann, hängt von ihrer Akzeptanz, ihrer technischen Integration sowie ihrer langfristigen Pflege ab.
Was denkst du? Wirst du die EUVD nutzen? Wird sie sich durchsetzen und langfristig etablieren können? Schreib uns doch deine Meinung in die Kommentare!