Pavel Durov und das Logo von Telegram
Pavel Durov und das Logo von Telegram
Bildquelle: KLYONA, Lizenz

Telegram teilt mehr Nutzerdaten mit deutschen Behörden

Immerhin 2.237 Mal übermittelte Telegram im Jahr 2024 Nutzerdaten an deutsche Ermittler. Das sind nur geringfügig weniger als an US-Behörden.

Telegram, bekannt für seinen Fokus auf Privatsphäre, hat in den letzten Monaten eine fast rekordverdächtige Menge an Nutzerdaten an deutsche Strafverfolgungsbehörden weitergegeben. Grund dafür ist der wachsende Druck der deutschen Regierung und internationaler Organisationen, die Plattform transparenter zu machen.

Telegram: Verstärkte Zusammenarbeit mit deutschen Behörden

Seit der Verschärfung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) im Jahr 2021 steht Telegram immer wieder im Fokus der öffentlichen Diskussion. Insbesondere bei der Verfolgung von Hasskriminalität, illegalem Handel und extremistischen Gruppierungen wurde der Messengerdienst verstärkt in die Pflicht genommen. In mehreren Fällen soll Telegram Telefonnummern und IP-Adressen von Verdächtigen, die schwere Straftaten begangen haben sollen, an die Behörden weitergegeben haben.

Spätestens aber seit der Verhaftung des Telegram-Geschäftsführers Pavel Durow im August 2024 ist eine Veränderung im Umgang von Telegram mit den Behörden zu beobachten.

Telegram teilt mehr Nutzerdaten mit den Behörden als noch vor einem Jahr
Telegram teilt mehr Nutzerdaten mit den Behörden als noch vor einem Jahr.

Aus dem Transparenzbericht 2024 geht hervor, dass Telegram 945 Anfragen aus Deutschland bearbeitet hat. Insgesamt waren 2.237 Nutzer betroffen, deren IP-Adressen und Telefonnummern herausgegeben wurden. Zum Vergleich: In den USA hat Telegram im selben Zeitraum 900 Anfragen beantwortet, die 2.253 Nutzer betrafen.

Die Datenweitergabe von Telegram in den USA
Die Datenweitergabe von Telegram in den USA.

Dies zeigt, dass die deutschen Behörden fast gleichauf sind mit ihren amerikanischen Kollegen. Telegram erklärte, dass alle Anfragen gemäß Paragraf 8.3 der eigenen Datenschutzrichtlinie bearbeitet wurden. Der nächste Transparenzbericht soll im April 2025 veröffentlicht werden. Darüber hinaus wird der jährliche Transparenzbericht der DSA für 2024 separat im Januar 2025 veröffentlicht.

Kritik an der Weitergabe von Nutzerdaten

Die Weitergabe von Nutzerdaten an deutsche und andere Behörden hat heftige Diskussionen ausgelöst. Datenschützer kritisieren, dass Telegram sein Versprechen einer sicheren und privaten Kommunikation gebrochen habe. Viele befürchten, dass die Änderungen die Privatsphäre der Nutzer gefährden.

Der "Transparency Reports"-Bot auf Telegram
Der „Transparency Reports“-Bot auf Telegram.

Die Befürworter der Zusammenarbeit argumentieren hingegen, dass die Weitergabe von Daten zur Bekämpfung von Straftaten notwendig sei. Pavel Durov wird nicht müde zu betonen, dass Daten nur bei schweren Straftaten weitergegeben werden und keine generelle Überwachung der Nutzer stattfindet.

Telegram teilt mehr Nutzerdaten: Das Ende der „sicheren“ Messenger?

Telegram teilt ganz klar mehr Nutzerdaten mit Behörden, als noch vor einem Jahr. Aber nicht nur Telegram ist betroffen. Die jüngsten politischen Entwicklungen werfen berechtigte Fragen über die Zukunft sämtlicher „sicherer“ Messenger auf.

Werden noch mehr Regierungen versuchen, auf die Daten von uns Nutzern zuzugreifen? Und wie können wir unsere Kommunikation auch weiterhin schützen? Eines ist klar: Nicht nur der Telegram-Messenger steht vor der riesigen Herausforderung, einen Mittelweg zwischen Datenschutz und Strafverfolgung zu finden. Es betrifft sie alle.

Sunny

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.