Pavel Durov und das Logo von Telegram
Pavel Durov und das Logo von Telegram
Bildquelle: KLYONA, Lizenz

Telegram kooperiert mit Behörden: Kein sicherer Hafen mehr für Kriminelle

Telegram arbeitet mit Strafverfolgungsbehörden zusammen. Pavel Durov reagiert auf den Missbrauch des Messengers für kriminelle Aktivitäten.

Telegram, lange Zeit als sicherer Hafen für den Austausch sensibler Informationen bekannt, steht vor einem radikalen Wandel. Nachdem der CEO und Gründer der Plattform, Pavel Durov, kürzlich in Frankreich verhaftet wurde, hat Telegram angekündigt, stärker mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten. Besonders betroffen sind Nutzer, die den Messenger für kriminelle Aktivitäten missbrauchen.

Erst die Verhaftung von Pawel Durow, dann die Kehrtwende bei Telegram

Die Welt horchte auf, als Pavel Durov, der Kopf hinter Telegram, in Frankreich verhaftet wurde. Der Vorwurf? Schwerwiegend: Kriminelle sollen die App für ihre dunklen Machenschaften genutzt haben. Vor allem organisierte Kriminalität und Menschenhandel standen im Fokus. Zwar kam Durow gegen eine saftige Kaution von 5,56 Millionen Dollar frei, doch die Ermittlungen laufen weiter.

Telegram kooperiert mit Behörden
Telegram kooperiert mit Behörden

Was folgte, war ein Paukenschlag: Telegram kooperiert nun doch mit den Behörden. Konkret sollen bei Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen IP-Adressen und Telefonnummern an Ermittler weitergegeben werden. Allerdings nur, wenn eine berechtigte Anfrage vorliegt.

Darüber hinaus plant Telegram, regelmäßig Transparenzberichte zu veröffentlichen. Diese sollen Aufschluss darüber geben, welche Daten an wen weitergegeben wurden. Ein klares Signal: Telegram nimmt den Druck ernst und will sein Image aufpolieren.

Zwischen Datenschutz und Strafverfolgung – ein Messenger am Scheideweg?

Doch wie weit reichen diese Maßnahmen? Experten sind skeptisch. Vor allem bei privaten, Ende-zu-Ende-verschlüsselten Chats bleibt Telegram machtlos. Hier hat selbst der Betreiber keinen Zugriff auf die Inhalte.

Pavel Durov
Pavel Durov

Öffentliche Kanäle werden dagegen stärker unter die Lupe genommen. Illegale Inhalte sollen schneller erkannt und gelöscht werden. Auch die Suchfunktion wurde angepasst (siehe Bild oben). So will man problematische Inhalte besser herausfiltern können.

Die Frage bleibt: Schafft Telegram den Spagat zwischen Datenschutz und Kriminalitätsbekämpfung? Die Plattform steht vor einer Zerreißprobe. Einerseits will man das Vertrauen der Nutzer nicht verlieren, andererseits den Forderungen der Behörden nachkommen.

Telegram hat bereits in der Vergangenheit Maßnahmen ergriffen, um den Missbrauch einzudämmen. So wurden beispielsweise Kanäle mit Verbindungen zur Hamas eingeschränkt und gewaltverherrlichende Inhalte entfernt.

Telegram kooperiert mit Behörden: Was bedeutet das für die Nutzer?

Für die meisten Telegram-Nutzer dürfte sich zunächst wenig ändern. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in privaten Chats bleibt unangetastet. Dennoch sollten sich die Nutzer bewusst sein: Der Wind hat sich gedreht. Telegram ist kein rechtsfreier Raum mehr.

Eines ist klar: Telegram verändert sich. Ob dieser Wandel das Vertrauen der Nutzer stärkt oder schwächt, wird sich zeigen. Denn für viele bleibt Telegram trotz allem eine wichtige Alternative zu den datensammelnden Tech-Giganten.

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.