Pawel Durow, Telegram-CEO
Pawel Durow, Telegram-CEO
Bildquelle: TechCrunch (CC BY 2.0)

Telegram-CEO Durow in Frankreich verhaftet

Den Telegram-CEO Pavel Durow hat man Samstagabend auf dem Flughafen Bourget außerhalb von Paris verhaftet, berichten lokale Medien.

Laut dem Fernsehsender TF1 verhaftete man gestern den Telegram-CEO Pawel Durow in der Nähe von Paris. Telegram mit monatlich mehr als 900 Millionen Nutzern, gehört zu den wichtigsten Social-Media-Plattformen. Ziel ist es, im nächsten Jahr eine Milliarde Nutzer zu erreichen.

Telegram hat seinen Sitz in Dubai. Gründer und Geschäftsführer ist der in Russland geborene Pawel Durow. Er verließ Russland im Jahr 2014, nachdem er sich geweigert hatte, den Forderungen der Regierung nachzukommen, oppositionelle Gemeinschaften auf seiner sozialen Medienplattform VKontakte (VK) zu schließen, die er dann verkaufte.

Telegram-CEO nach Ankunft mit Privatjet verhaftet

Durow war an Bord seines Privatjets unterwegs, so TF1 auf deren Website. Die französischen Behörden suchten ihn im Rahmen einer polizeilichen Voruntersuchung mit einem Haftbefehl. Sowohl TF1 als auch BFM erklärten, dass sich die Ermittlungen auf einen Mangel an Moderation bei Telegram konzentrierten. Nach Ansicht der Polizei habe dies dazu geführt, dass kriminelle Aktivitäten auf der Messaging-App ungehindert fortgesetzt werden konnten.

Die Bereibergesellschaft von Telegram reagierte nicht sofort auf eine Anfrage der Nachrichtengentur Reuters nach einem Kommentar. Das französische Innenministerium und die Polizei gaben keinen Kommentar ab.

Telegram als Quelle zahlreicher Fake-News

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 entwickelte sich der Messenger von Durow zur Hauptquelle für teils irreführende Nachrichten und Videos beider Seiten über den Krieg und die Politik rund um den Konflikt. Die App ist zum bevorzugten Kommunikationsmittel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskiy und seiner Beamten geworden. Auch der Kreml und die russische Regierung nutzen sie, um ihre Nachrichten zu verbreiten. Es ist auch zu einem der wenigen Orte geworden, an denen Russen Zugang zu Nachrichten über den Krieg haben.

Laut TF1 war der Telegram-CEO aus Aserbaidschan angereist. Man hat ihn gegen 20:00 Uhr (18:00 Uhr GMT) verhaftet. Durow, dessen Vermögen von Forbes auf 15,5 Milliarden Dollar geschätzt wird, sagte im Vorfeld, einige Regierungen hätten versucht, ihn unter Druck zu setzen. Aber die App, die inzwischen pro Monat 900 Millionen aktive Nutzer hat, solle eine „neutrale Plattform“ und kein „geopolitischer Akteur“ sein.

Russische Botschaft in Paris will Situation klären

Die russische Botschaft in Frankreich teilte der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS mit, dass sie von Durows Team nach den Berichten über die Verhaftung nicht kontaktiert worden sei,. Man habe aber „sofortige“ Schritte zur Klärung der Situation unternommen. Der Vertreter Russlands bei internationalen Organisationen in Wien, Michail Uljanow, und mehrere andere russische Politiker beschuldigten Frankreich umgehend, wie eine Diktatur zu handeln.

Verhaftung von Pawel Durow: Kritik von mehreren Seiten

Einige naive Personen verstehen immer noch nicht, dass es für sie nicht sicher ist, Länder zu besuchen, die sich in Richtung totalitärer Gesellschaften bewegen, wenn sie eine mehr oder weniger sichtbare Rolle im internationalen Informationsraum spielen“, schrieb Uljanow auf X.

Mehrere russische Blogger riefen bereits für Sonntagmittag zu Protesten vor französischen Botschaften in aller Welt auf. Die genauen Hintergründe, womit man die Verhaftung von Durow begründet hat, bleiben bislang noch unbekannt. Wir werden über den Fortgang der weiteren Ermittlungen berichten.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.