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Bildquelle: EyestetixStudio, Lizenz

Telegram hat die Marke von 700 Mio. Nutzern geknackt

Gründer Pawel Durow hat jede Menge Grund zu jubeln. Über 700 Millionen aktive monatliche Nutzer verfügt jetzt der Messenger-Dienst Telegram.

Der Messenger-Dienst Telegram ging im Jahr 2013 ans Netz. Der plattformübergreifende Dienst hat aktuell alle bisherigen Rekorde gebrochen. Mit der Nutzerzahl ist Telegram dieses Jahr eine der am fünf häufigsten geladenen Apps weltweit und verfügt nun über 700 Millionen monatlich aktive Nutzer.

Dieses Wachstum ist ausschließlich auf persönliche Empfehlungen zurückzuführen. Es gibt im Gegensatz zu Meta keine anderen Apps, mit denen man auf die Produkte der Schwesterfirmen Facebook, Instagram oder WhatsApp hinweisen könnte. Auch hat Telegram nie dafür Geld in die Hand genommen, um Werbung für ihre Apps schalten zu lassen.

Telegram Premium ist eigentlich überflüssig

Den Versuch Geld mithilfe eines eigenen Token zu sammeln, blockierte vor zwei Jahren die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde. Dann hätte man auf solche Aktionen verzichten können. Heute startet nämlich Telegram Premium. Dies ist ein Abonnement, mit dem man Telegram unterstützen kann und Zugang zu exklusiven Zusatzfunktionen erhält. Die bisherigen Funktionen stehen aber ohne Ausnahme voll zur Verfügung.

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Die „Premium-Features“ wird wahrscheinlich kaum jemand brauchen. Wenn überhaupt sollte man Geld bezahlen, um diesen unabhängigen Anbieter finanziell ein wenig zu unterstützen. Animationen, schnellere Downloads, bis zu 4 statt 2 GB Uploads, doppelt so viel Kanäle, Lieblingssticker etc. – das alles dürften für die meisten Nutzer keine Killer-Features sein. Dazu kommen noch ein paar Extras, die Telegram den zahlenden Kunden abhängig vom verwendeten Betriebssystem anbietet.

Spannender dürfte auf Dauer die Tatsache werden, dass man mit dem Premium-Zugang keine Werbung in großen, öffentlichen Telegram-Kanälen angezeigt bekommt. Noch waren diese hierzulande noch gar nicht sichtbar. Doch das könnte sich möglicherweise bald ändern, um die hohen Betriebskosten des Online-Projekts zu decken. Gründer und Eigentümer Pawel Durow wird sein Baby, Enthusiasmus hin oder her, sicher nicht dauerhaft als Zuschussgeschäft betreiben wollen.

Durows Dienst weit hinten im internationalen Vergleich

Schaut man sich die Statistiken an, so liegt Telegram im weltweiten Vergleich trotz der 700 Millionen Nutzer noch immer weit hinten. Kurz vor Snapchat landete der Messenger im Oktober des Vorjahres auf Platz 5! Das ist geradezu gruselig, weil die Konkurrenz, die vorne liegt, oftmals keine verschlüsselten Chats ermöglicht. Chinas Chat Apps WeChat und QQ (beide von Tencent) verzichten auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, der Facebook Messenger und Snapchat auch. Der fehlende Schutz der Anwender war auch der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bereits ein Dorn im Auge.

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Um beim Thema zu bleiben: Bezogen auf soziale Netzwerke belegte Telegram im Januar diesen Jahres im weltweiten Vergleich sogar nur Platz 9! Aber wen stört das schon? Telegram ist kein soziales Netzwerk im eigentlichen Sinn. Und auch die zahlreichen Nutzer wird es nicht interessieren, die jeden Monat aufs Neue auf die Software von Durow und seine digitalen Nomaden zurückgreifen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.