Der Verband der Musikindustrie, RIAA, kritisiert Pre-Releases auf Discord und Telegram. Sie erwähnen sie im Bericht der "Notorious Markets".
Im Rahmen der jährlichen Überprüfung der „Notorious Markets“, also Dienste, die weltweit Urheberrechtsverletzungen begünstigen, legte die Recording Industry Association of America (RIAA) dem US-Handelsbeauftragten (USTR) ihre neueste Bewertung vor. Es geht darum, für das Jahr 2025 die größten Rechtsverletzer zu identifizieren und zu benennen. RIAA kritisiert Pre-Releases auf Discord und Telegram als „problematische Vertriebskanäle„, die allerdings eine wichtige Rolle bei der Online-Piraterie von Musik teils lange vor dem Verkaufsstart spielen.
Discord und Telegram als illegale Vertriebskanäle
Die Plattformen Telegram und Discord sind beide von reinen Messengern zu sozialen Netzwerken geworden. Sie gehören mittlerweile zu den wichtigsten illegalen Vertriebskanälen, über die Unbekannte Musik vor der Veröffentlichung ohne Genehmigung verbreiten. „Über private und halbprivate Communities betreiben organisierte, globale Gruppen Hacking, Social Engineering und andere Methoden, um Musik vor der Veröffentlichung zu beschaffen und dieses illegal erworbene Material in vielen Fällen für Tausende von Dollar zu verkaufen.“ Während Discord und Telegram weitgehend auf DMCA-Löschanfragen wegen spezifischer Verstöße reagiert haben, ist unklar, welche Maßnahmen sie nun ergreifen sollen, um die Situation merklich zu verbessern.
Tatsächlich kann man in Gruppen und Kanälen häufiger zuvor unveröffentlichte Musik entdecken, die Unbekannte über Telegram verbreiten. So auch geschehen im Fall von RedsLeaks, die früher so ihre Musiktitel publiziert haben. RedsLeaks bezieht bis heute das unveröffentlichte Material über eine bislang nur von ihnen entdeckte Schwachstelle bei einem oder mehreren legalen Streaming-Diensten. Von dort stammen die Musikstücke, die sie mittlerweile nicht mehr über Telegram verbreiten. Während das Team rund um Reddington die Pre-Releases kontrolliert verschenkt und mittlerweile mit einem DRM versehen hat, ziehen es andere vor, die MP3s zu verkaufen.
RIAA benennt viele alte Verdächtige
RIAA kritisiert Pre-Releases auf Discord und Telegram. Doch während die Interessengemeinschaft den Messenger Telegram bereits vor einigen Jahren in einem Bericht erwähnt hat, ist dies das erste Mal, dass man auch Discord unter den berüchtigten Marktplätzen aufführt. In der Regel konzentriert sich der Bericht auf ausländische Bedrohungen. Doch die RIAA wies nun auf das amerikanische Unternehmen Discord als einen bedeutenden Akteur in der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Piraterie hin. Eigentlich konzentriert man sich im Bericht auf klassische Piraterie-Websites und Dienste, die die Piraterie begünstigen. Dazu gehören Sharehoster (Online-Speicherdienste), Bulletproof Webhoster, Domain-Registrare etc.
Empfehlungen eher schwammig
Was genau die Betreibergesellschaften von Discord und Telegram im Kampf gegen die illegale Distribution von Pre-Releases unternehmen sollen, führt die RIAA leider nicht aus. Nur auf Löschaufforderungen zu reagieren sei schlichtweg nicht genug. Beide Organisationen müssen künftig mehr im Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen unternehmen, führt man eher schwammig aus.
Auf der Empfehlungsliste der RIAA stehen auch eine Vielzahl der üblichen Verdächtigen. So Stream-Ripper wie Notube, Tubidy, Savefrom, Snaptube, Ssyoutube und Y2mate. Auf jeder dieser Websites können Nutzer Musik von Plattformen wie YouTube herunterladen. Dies seien wichtige Werkzeuge für den Vollzug von Copyright-Verletzungen, hält die RIAA fest.
Nicht unerwähnt im Bericht bleibt natürlich auch der P2P-Indexer The Pirate Bay (TPB), den es seit über 20 Jahren gibt. TPB reagiere grundsätzlich nicht auf ihre Löschaufforderungen. Die Betreiber würden es vorziehen, sie stattdessen auf Basis ihrer Schreiben öffentlich „zu verspotten“. Aber gut, das ist ja schon seit Jahrzehnten eine Art Tradition der TPB-Admins.
Schließlich umfasst die Stellungnahme der RIAA auch Sharehoster wie Krakenfiles. Diese seien laut der RIAA nicht nur eine wichtige Quelle für Piraterie vor der Veröffentlichung. Diese nutzen Drittanbieter sogar für KI-Tools zum Klonen von Stimmen. Ansonsten baut die aktuelle Stellungnahme im Großen und Ganzen auf die vorherigen auf. Einzig Discord und Telegram werden als neue herausragende Quellen genannt, die derzeit einen erheblichen Teil zur Piraterie von Musik beitragen.