Die MPA lässt den Discord-Server von OnionPlay löschen und zwingt Discord per DMCA-Subpoena, Daten zum mutmaßlichen Betreiber herauszugeben.
Die Motion Picture Association (MPA), Hollywoods einflussreicher Lobby- und Anti-Piraterie-Verband, attackiert mit OnionPlay das nächste Streaming-Portal. Zunächst sorgten sie für das Verschwinden des Community-Servers auf Discord. Im Nachgang liegt ein DMCA-Subpoena vor, das Discord zur Herausgabe der Daten des mutmaßlichen Betreibers „TexasHomie“ zwingt. Der zeigt sich jedoch nach außen betont entspannt.
Das Streaming-Portal OnionPlay gerät erneut unter Beschuss. Die Motion Picture Association (MPA) ließ den Discord-Server der Seite löschen und zwingt Discord per Subpoena, sämtliche Daten zum mutmaßlichen Betreiber herauszugeben. Die Aktion lässt darauf schließen, dass Hollywood OnionPlay als ein hochrangiges Ziel in ihrem Anti-Piraterie-Feldzug betrachtet.
OnionPlay: Ein Piraterie-Veteran im Streaming-Schattenmarkt
OnionPlay gilt seit längerem als prominenter Streaming-Aggregator im Schattenmarkt und zählt zu den bekanntesten rechtswidrig operierenden Streaming-Portalen mit wechselnden Domains und einer stabilen Nutzerschaft. Die Plattform bietet einen kostenlosen Zugriff auf Filme und Serien ohne gültige Lizenz. Gegenüber TorrentFreak führte der mutmaßliche Betreiber TexasHomie aus, es sei ein oldschool Passion-Project. Nach seinen Angaben erfordert es viel manuelle Arbeit. Aber auch das Feedback der Community wird von ihm ernst genommen. Das Portal blieb trotz Sperrungen, Domain-Wechseln und wiederholten Anti-Piraterie-Kampagnen erstaunlich robust.
Das Portal ist seit Jahren international sichtbar, taucht regelmäßig in Sperr- und Blocklisten auf, verfügt über eine beträchtliche Reichweite samt aktiver Community und kehrt trotz ständiger Domain-Wechsel immer wieder zurück. Folglich ist OnionPlay ist zu einem Prestige-Ziel geworden, das die Rechteindustrie demonstrativ zu Fall bringen möchte.
MPA erzwingt Discord-Löschung und legt direkt nach
Ende Oktober kappt Discord den Haupt-Server von OnionPlay, auf dem über zwei Jahre Community-Arbeit steckten. Als offiziellen Grund benennt man userseitig gepostete Links zu urheberrechtsverletzenden Streams. Dass die Löschung allerdings durch eine DMCA-Notice der Anti-Piraterie-Einheit ACE ausgelöst wurde, wurde erst später bekannt. Innerhalb von zwei Wochen stand jedoch bereits ein neuer Discord-Kanal bereit, der das offline genommene Original praktisch nahtlos ersetzte.
Direkt im Anschluss daran, ist Hollywood schon zum nächsten Schritt übergegangen. Am 14. November beantragte die MPA im Namen von Warner Bros. vor dem U.S. District Court (N.D. California) eine Subpoena nach §512(h) DMCA. Diese verpflichtet Discord, sämtliche Informationen preiszugeben, die zur Identifizierung des betroffenen Nutzers erforderlich sind. Darunter dessen vollständigen Namen, die hinterlegte physische Anschrift, sämtliche zugeordneten IP-Adressen sowie hinterlegte Kontaktinformationen wie Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Ziel ist der Discord-Account 417142124228771850, der laut MPA dem Administrator „TexasHomie“ zugeordnet wird.
Die Rechtsgrundlage ist eine zuvor eingereichte DMCA-Notice, die zwei konkrete Urheberrechtsverstöße im alten OnionPlay-Discord dokumentiert, nämlich ein Link zur Serie „Peacemaker“ (Staffel 2, Episode 8) sowie ein Stream des Films „Weapons“.
TexasHomie zeigt sich unbeeindruckt – zumindest nach außen
Gegenüber TorrentFreak erklärte der mutmaßliche Betreiber, er habe weder gewusst, dass die MPA hinter der Löschung des Discord-Servers steckte, noch dass eine DMCA-Auskunftsanordnung gegen seinen Account beantragt wurde. Trotz dieser Entwicklungen gibt er sich betont gelassen. Er arbeite grundsätzlich hinter VPNs, halte seine Online- und Offline-Identitäten strikt voneinander getrennt und verfüge über jahrelange Erfahrung im Umgang mit Takedown-Notices.
Zudem betont er sein Verständnis für Hosting-Infrastruktur sowie die Fähigkeit, Projekte flexibel über verschiedene Anbieter hinweg zu verschieben. Seine Haltung lässt sich grob mit „OpSec first, Panik never“ zusammenfassen. Es wird sich zeigen, wie belastbar diese Schutzmechanismen sind, wenn eine US-Bundesbehörde die Herausgabe von Nutzerdaten verbindlich anordnet.
OnionPlay von MPA attackiert: Hollywood-Druck wächst
Dies ist nicht der erste Versuch, OnionPlay ins Visier zu nehmen, wohl aber einer der bislang aggressivsten. Bereits zuvor hatten ACE und die MPA versucht, mehr über die Hintermänner des Portals zu erfahren, unter anderem durch Subpoenas an Cloudflare, durch Auskunftsersuchen bei verschiedenen Domain-Registries sowie durch die Zusammenarbeit mit internationalen Anti-Piraterie-Stellen.
All diese Maßnahmen führten jedoch offenbar zu keinen verwertbaren Ergebnissen. Nun steigt der Druck spürbar, und das Vorgehen der MPA wirkt zunehmend systematisch. Erst fällt die Infrastruktur, dann folgen DMCA-basierte Eingriffe über Plattformen und schließlich richtet sich der Fokus auf die Identifizierung der Betreiber.
DMCA-Schlag über Discord und die Folgen
Die aktuelle DMCA-Auskunftsanordnung über Discord hat für Betroffene weitreichende Implikationen. Sie zeigt zunächst, dass Discord keineswegs ein sicherer Hafen ist. Die Plattform reagiert schnell und konsequent auf DMCA-Verstöße, was vielen Community-Betreibern aus dem Umfeld illegaler Streaming- und Filesharing-Projekte oftmals nicht bewusst ist.
Zudem wird deutlich, dass DMCA-Subpoenas zu einem Massenwerkzeug geworden sind. Sobald eine Meldung formal korrekt eingereicht wird, kann ein Gerichtsschreiber die Anordnung ohne richterliche Prüfung unterzeichnen als extrem niedriger bürokratischer Hebel, der Hollywood erheblichen Handlungsspielraum verschafft.
Für Betreiber anonym geführter Projekte bedeutet dies, dass OpSec absolut lückenlos sein muss. Ein einzelnes Login ohne VPN, eine wiederverwendete E-Mail-Adresse oder ein vergessener Geräte-Fingerprint können ausreichen, um jahrelange Anonymität auszuhebeln. Schließlich zeigt der Fall OnionPlay, dass der Druck auf große Szene-Portale weiter zunimmt.
Der härteste Schlag gegen OnionPlay seit Jahren
„OnionPlay von MPA attackiert“ beschreibt die Sachlage präzise. Der Branchenverband greift einerseits die Infrastruktur an (Discord-Server offline) und versucht andererseits, den Betreiber persönlich zu identifizieren (DMCA-Subpoena). Ob Discord verwertbare Daten liefern kann, hängt allein davon ab, wie sauber die OpSec von „TexasHomie“ wirklich ist.
Unabhängig davon hat die MPA OnionPlay fest im Fadenkreuz und wird nicht locker lassen, solange das Portal existiert. Für Betreiber ähnlicher Projekte dient der Fall als Warnung, wie weit Hollywood inzwischen bereit ist zu gehen, um ein einziges illegales Streaming-Projekt zu Fall zu bringen.


















