Zwischen Kochshow und Cybercrime: TikTok-Star ‚Dad the Dish‘ verkaufte als Reseller in einem illegalen IPTV-Netzwerk Sky-Streams.
Zwischen Kochshow und Cybercrime: TikTok-Star ‚Dad the Dish‘ verkaufte als Reseller in einem illegalen IPTV-Netzwerk Sky-Streams.
Bildquelle: ChatGPT

Illegales IPTV: TikTok-Star „Dad the Dish“ entgeht Haftstrafe nach Sky-Streaming-Skandal

Illegales IPTV bringt TikTok-Star „Dad the Dish“ vor Gericht. Der Brite soll mit illegalen Sky-Streams über 150.000 Pfund eingenommen haben.

Ein TikTok-Star mit einer halben Million Fans steht plötzlich wegen Piraterie vor Gericht. Simon Hannigan, alias „Dad the Dish“ war als Reseller Teil eines illegalen IPTV-Systems, über das er Sky-Zugänge an zahlende Nutzer vermittelte. Er verdiente damit über 150.000 Pfund (rund 170.600 Euro) und entgeht trotzdem der Haft. Der Fall wirft ein schonungsloses Licht auf die Schattenseiten der Social-Media-Welt und zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Influencer-Glamour und Cybercrime wirklich ist.

Vom Social-Media-Koch zum IPTV-Schwarzmarkt-Händler

Der 35-jährige Simon Hannigan aus Kirkham (Lancashire) ist in Großbritannien kein Unbekannter. Unter dem Namen „Dad the Dish“ begeistert er auf TikTok und Instagram über eine halbe Million Follower mit bodenständigen Rezepten und günstigen Gerichten für die ganze Familie. Doch hinter der Fassade des sympathischen Hobbykochs lief über Jahre ein ein florierendes Schattenbusiness, eines, das Sky und die britische Justiz auf den Plan rief.

Wie Lancs Live berichtet, war Hannigan zwischen 2019 und 2022 in ein illegales IPTV-Netzwerk verwickelt, in dem er als Reseller Sky-Zugänge an Kunden weiterverkaufte. Über mehrere private Facebook-Gruppen bot er über eine Android-App Zugangsdaten zu über 3.500 Kanälen mit Filmen, Serien, Musik und Live-Sport inklusive an. Ein Jahresabo kostete 50 Pfund (rund 57 Euro), sechs Monate 28 Pfund (rund 32 Euro). Es erwies sich für ihn als lukratives Geschäft, das sich bestens verkaufte.

Illegales IPTV: „Business is booming“ – wenn Streaming zum Betrug wird

Wie sich nach Ermittlungen herausstellte, nutzte Hannigan seine Facebook-Gruppen als „Shopfenster“ für sein illegales IPTV-Angebot. Eine seiner größten Gruppen, schlicht „Simon“ genannt, hatte fast 4.800 Mitglieder. In Chatnachrichten prahlte der TikTok-Star mit Sprüchen wie „Business is booming“ oder „phones are blowing up“. Er lockte zudem mit Sonderangeboten für diejenigen, die bereit waren, ihm bei seinem Geschäft behilflich zu sein.

Eine Sky-geführte Untersuchung deckte schließlich das Ausmaß auf. Über den Zahlungszweck „paid adverts“ gingen 2.644 Überweisungen auf Hannigans Konto ein, insgesamt 151.112 Pfund (rund 171.920 Euro). Zusammen mit weiteren Transfers lag die Gesamtsumme bei mindestens 152.000 Pfund (rund 172.930 Euro), die Hannigan mit dem illegalen IPTV-Geschäft verdiente.

Vor Gericht gab er zu, Links weitergegeben zu haben, bestritt aber, die gesamte Operation geleitet zu haben. Er habe lediglich als „downstream middle man“ fungiert, quasi als Reseller in einem größeren europäischen IPTV-Netzwerk, das laut Gericht über 50 Millionen Nutzer versorgt haben soll. Angeklagt wurde er wegen Beteiligung an einem betrügerischen Geschäft, Verschleierung und Übertragung krimineller Einnahmen sowie Erbringung einer Dienstleistung entgegen dem Urheberrecht.

Vom Krankenbett zum Cybercrime – Hannigans Absturz

In der Verhandlung am Preston Crown Court zeigte sich Hannigan emotional. Er bezeichnete sich selbst als „stolzen Familienvater“. Nach einer Notoperation wegen eines geplatzten Blinddarms habe er sich in einer existenziellen Krise befunden. Als er aus dem Krankenhaus zurückkehrte, habe er erfahren, dass seine Partnerin ihn für seinen besten Freund verlassen hatte.

Ohne Einkommen, in psychisch desolatem Zustand, habe er auf Facebook nach Jobs gefragt und sei auf das IPTV-Geschäft gestoßen. Anfangs habe er nur Bekannte versorgt, doch schon bald sei das Ganze „explodiert“.

Nach seiner Festnahme im März 2022 gestand Hannigan sofort und erklärte, er sei „erleichtert, dass es vorbei ist“. Der Stress habe ihn förmlich „aufgefressen“.

Illegales IPTV: TikTok-Star „Dad the Dish“ entgeht Haftstrafe nach Sky-Streaming-Skandal
Illegales IPTV: TikTok-Star „Dad the Dish“ entgeht Haftstrafe nach Sky-Streaming-Skandal

Das Urteil: Bewährung trotz sechsstelliger Einnahmen

Am 7. November 2025 fiel am Preston Crown Court in Lancashire das Urteil. Simon Hannigan, alias „Dad the Dish“, wurde wegen Beteiligung an einem betrügerischen Geschäftsbetrieb, Verschleierung krimineller Einnahmen und Erbringung einer urheberrechtswidrigen Dienstleistung verurteilt.

Er erhielt zwei Jahre Haft auf Bewährung und muss 250 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Von einem harten Urteil kann kaum die Rede sein. Beobachter werten das als auffallend milde Reaktion, gerade angesichts des finanziellen Ausmaßes seines illegalen IPTV-Handels.

Vom IPTV-Händler zum Vorzeige-Unternehmer

Nach außen präsentiert sich Hannigan nun als „geläuterter Mann“. Mit seiner neuen Firma Munch Box UK betreibt er einen Lieferservice, der lokale Takeaways unterstützt und mit niedrigeren Gebühren als Uber Eats oder Deliveroo wirbt.

Auch seine Social-Media-Profile laufen wieder. Auf TikTok und Instagram postet er aktuell wieder Rezepte, Tipps und Alltagsszenen, als wäre nichts gewesen. Zudem will der TikTok-Star laut eigener Aussage künftig mit Sky News und dem British Copyright Council zusammenarbeiten, um „andere vor ähnlichen Fehlern zu bewahren“.

Ob das echter Sinneswandel ist oder nur ein Versuch, das Image zu retten, bleibt offen. Fakt ist, das illegale IPTV, das ihn berühmt und beinahe ruiniert hat, bleibt das Thema, das ihn nun definiert.

Illegales IPTV als Spiegel der Streaming-Gesellschaft

Der Fall von TikTok-Star „Dad the Dish“ zeigt, wie verführerisch die Welt des illegalen IPTV tatsächlich ist, selbst für Social-Media-Stars mit scheinbar solider Existenz. Zwischen Küchenvideos und Klickzahlen verbarg sich ein weiterer Markt, der Millionen bewegt, aber auch Leben zerstören kann.

Dass Hannigan mit einer Bewährungsstrafe davonkommt, sendet ein ambivalentes Signal. Einerseits kann das Urteil als Abschreckung verstanden werden. Andererseits wirkt es fast schon wie eine Einladung für Nachahmer, die glauben, Streaming-Piraterie sei ein Kavaliersdelikt. Tarnkappe.info bleibt dran, denn wo Ruhm, Reichweite und Rechtsbruch sich überschneiden, ist der nächste Skandal meist nicht mehr weit.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.