So sah die Bedienoberfläche von VerifTools aus. Gefälschte Ausweise gab es gegen Bezahlung!
So sah die Bedienoberfläche von VerifTools aus. Gefälschte Ausweise gab es gegen Bezahlung!
Bildquelle: politie.nl

VerifTools: Platform für gefälschte Ausweise vom Netz genommen

Polizei und FBI legten am gestrigen Mittwoch den Online-Dienst für gefälschte Ausweise still, VerifTools hatte Umsätze im Millionenbereich.

Einer der größten Anbieter für gefälschte Online-Ausweise, VerifTools, wurde im Rahmen einer internationalen Aktion vom Netz genommen. Das Cybercrime Team der Rotterdamer Polizei sicherte in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen FBI die Server des illegalen Dienstes in einem Amsterdamer Rechenzentrum. Über die Webseite konnten Kriminelle gefälschte Ausweisfotos erstellen.

FBI und niederländische Polizei schalten VerifTools ab

Im Rahmen einer koordinierten Aktion gingen die Behörden am 27. August gegen die Plattform vor. Während das FBI die Webseiten von VerifTools vom Netz nahm, sicherte und kopierte die niederländische Polizei die komplette Infrastruktur aus einem Rechenzentrum in Amsterdam. Wie die Polizei in ihrer Pressemitteilung bekannt gab, wurden dabei zwei physische und über 21 virtuelle Server beschlagnahmt. Besucher der Domain verif.tools sehen nun ein Banner, das über die Abschaltung informiert.

Dieses Banner erscheint, wenn man nun versucht die Seite aufzurufen.

Die Ermittlungen liefen bereits seit einiger Zeit. Das niederländische Fachzentrum für Identitätsbetrug (ECID) hatte die Webseite im Visier, da Unbekannte die dort erstellten Fälschungen für weitere Straftaten genutzt haben. Der Schlag gegen die Infrastruktur von VerifTools reiht sich in eine Serie von Polizeiaktionen ein, wie etwa die Beschlagnahmung des Cybercrime-Forums xss.is vor rund einem Monat. Auch die Polizei in Wales stieß im Rahmen von Ermittlungen zu Mietbetrug auf VerifTools.

So funktionierte VerifTools

Die Plattform bot einen einfachen Service: Nutzer luden ein Passfoto hoch, gaben frei erfundene Daten ein und bezahlten. Anschließend konnten sie eine täuschend echte Bilddatei eines Ausweisdokuments herunterladen.

Mit diesen Fälschungen ließen sich „Know Your Customer“ (KYC)-Prüfungen zur Sicherstellung von Identitäten vieler Online-Dienste umgehen, bei denen oft nur das Foto eines Ausweises verlangt wird. Kriminelle nutzten dies, um ihre wahre Identität zu verschleiern und beispielsweise Bank-Helpdesk-Betrug oder Phishing-Angriffe durchzuführen. Neben Ausweisen und Pässen verschiedener Länder bot der Dienst auch die Erstellung gefälschter Bankauszüge, Rechnungen oder sogar Aufenthaltsgenehmigungen an.

Umsätze im Millionenbereich

Der Dienst generierte für die Betreiber hohe Einnahmen. Die niederländische Polizei schätzt den Mindestumsatz auf 1,3 Millionen Euro.

Doch nicht nur organisierte Kriminelle zählten zur Kundschaft. Auch Jugendliche nutzten den Dienst, um sich gefälschte Ausweise zu erstellen und damit beispielsweise in Clubs zu gelangen. Damit riskierten sie jedoch ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung und einen lebenslangen Eintrag ins Strafregister. In den Niederlanden steht auf ein solches Delikt eine maximale Haftstrafe von sechs Jahren.

Ermittlungen gegen Betreiber und Nutzer laufen

Mit der Abschaltung der Seite ist die Arbeit für die Polizei noch nicht beendet. Die Ermittler werten nun die sichergestellten Daten aus, um die Betreiber und die Nutzer von VerifTools zu identifizieren.