Polizeirazzia im Morgengrauen: Ein Mann steht schockiert im Flur, während Beamte seine Wohnung betreten – Symbolbild für eine Hausdurchsuchung wegen Meme.
Polizeirazzia im Morgengrauen: Ein Mann steht schockiert im Flur, während Beamte seine Wohnung betreten – Symbolbild für eine Hausdurchsuchung wegen Meme.
Bildquelle: ChatGPT

Hausdurchsuchung wegen Foto: Tweet zerstört digitales Leben

Hausdurchsuchung wegen Foto: Ein Tweet bringt das digitale Leben eines Hamburgers zu Fall. Die Polizei beschlagnahmte sein Smartphone.

Ein Foto reicht in dem vorliegenden Fall bereits aus, um ein Polizeiaufgebot vor der eigenen Tür stehen zu haben. Im Juli 2025 erlebte Arnd Klinkhart das Szenario am eigenen Leib: eine Hausdurchsuchung wegen einem Foto. Morgens um sechs reißt ihn die Polizei aus dem Schlaf, weil er vor zwei Jahren ein inzwischen längst gelöschtes Bild von einem brennenden Polizeiauto auf X teilte. Die Beamten nehmen ihm sein gerade entsperrtes Smartphone ab und zerstören damit sein digitales Leben. Ein Fall, der nicht nur Klinkharts Privatsphäre aushebelt, sondern auch ein erschreckendes Bild von Repression und Verhältnismäßigkeit in Deutschland zeichnet. Der Vorfall illustriert auf drastische Weise, wie tief der Staat in unsere Privatsphäre eingreifen kann – selbst wegen Banalitäten.

Frühmorgendlicher Zugriff: Hausdurchsuchung wegen Foto auf X

Es ist sechs Uhr morgens, als Klinkhart unsanft geweckt wird. Es hämmert gegen seine Wohnungstür. Er greift reflexartig nach seinem Smartphone* und entsperrt es. Als er schließlich die Tür öffnet, stehen vier Polizisten vor ihm. „Das war ein schreckliches Gefühl“, schildert er später die Durchsuchung gegenüber netzpolitik.org.

Die Polizisten haben einen Durchsuchungsbefehl im Gepäck. Sie verlangen sein entsperrtes Smartphone, das er noch immer in der Hand hält. Noch im Halbschlaf gibt er nach. „Ich war nicht richtig wach, sonst hätte ich das nicht gemacht“, führt er weiter aus. Ein Fehler, den er heute bitter bereut. Sein komplettes digitales Leben liegt nun offen bei der Polizei. Das ist extrem unangenehm, weil auf dem Gerät sehr persönliche Inhalte liegen. Darunter private Fotos, die niemand Fremdes sehen sollte, vertrauliche Chats – und auch andere Menschen sind davon betroffen.

Polizei
Lagebesprechung bei der Polizei. Nichts sehen, hören oder sagen! Foto Lars Sobiraj.

Der angebliche Straftatbestand: Ein Foto mit politischem Spruch

Die Begründung für die Hausdurchsuchung liest sich absurd. Klinkhart hatte im September 2023 auf dem Hamburger Schanzenfest ein Banner fotografiert. Darauf zu sehen war ein brennendes Polizeiauto, dazu der Spruch: „Advent, Advent, die Wanne brennt“. Er teilte das Foto auf X (Twitter) mit einem knappen „Na sicher“.

Für die Polizei und eine Richterin war das kein launiger Kommentar, sondern ein Aufruf zu Straftaten. Besonders ein Detail auf dem Banner war ihnen wichtig: Auf der Stoßstange steht klein „ACAT“, was sie als „All Cops Are Target“ interpretierten. Dies interpretiert man als einen direkten Aufruf, Polizeiwagen anzuzünden. Klinkhart selbst erfuhr erst beim Verhör von dieser Deutung und dem kryptischen Kürzel. „Ich zünde keine Autos an und greife keine Polizisten an“, beteuert er. Den Post hatte er übrigens längst gelöscht – zusammen mit seinem ganzen Account aus Protest gegen Elon Musk. An das Foto konnte er sich kaum noch erinnern.

Digitale Existenz zerstört: Kein Banking, kein Ticket, keine Kontakte

Die Polizei beschlagnahmte dennoch das wichtigste digitale Werkzeug des Hartz-IV-Empfängers. Sein Smartphone* war sein Zugang zum Netz, sein Bankkonto, sein Jobcenter-Login, sein Deutschlandticket. Ohne das Smartphone ist er vom Leben abgeschnitten.

Hausdurchsuchung wegen Foto: Tweet zerstört digitales Leben
Hausdurchsuchung wegen Foto (Symbolbild):
Ein Tweet kann wirklich alles verändern.

Besonders bitter: Zwei-Faktor-Authentifizierungen laufen über das beschlagnahmte Handy. Wiederherstellungscodes sind nicht auffindbar. Klinkhart kann keine Überweisungen mehr tätigen, keine amtlichen Dinge regeln und nicht mal den ÖPNV nutzen. „Ich bin Herz-Lungen-Patient und hätte nicht mal einen Notruf absetzen können“, setzt er Netzpolitik.org in Kenntnis. Ein neues Gerät? Nicht im Bürgergeld-Regelsatz vorgesehen. Klinkhart betont, dass er von Anfang an offen eingeräumt habe, den Post selbst verfasst zu haben und weiterhin dazu stehe. Aus seiner Sicht wäre eine Hausdurchsuchung völlig überflüssig gewesen – ebenso die Beschlagnahme seiner Geräte.

Verhältnismäßigkeit in Frage gestellt

Juristisch droht Klinkhart theoretisch eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Er selbst bleibt da erstaunlich gelassen. Er hofft auf eine Einstellung wegen Geringfügigkeit. Doch die Strafe läuft längst: Er ist abgeschnitten, auf Freunde angewiesen, um Kontakte wiederzubekommen. Die Ermittlungsmaßnahmen erscheinen vielen Beobachtern grotesk überzogen – und sind ein weiteres Beispiel für eine Polizei- und Justizpraxis, die digitale Kommunikation schnell kriminalisiert.

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Hausdurchsuchung wegen Foto: Ein Fall mit Signalwirkung

Der Fall zeigt: Wer Inhalte teilt, die irgendwem missfallen oder missverständlich wirken, kann ins Visier der Staatsgewalt geraten. Sogar wenn die Plattform, der Account und der Post längst gelöscht sind. Und während der Staat sich das Recht nimmt, tief in private digitale Räume einzudringen, bleiben Betroffene oft ohne eine funktionierende digitale Existenz zurück. Eine Hausdurchsuchung wegen einem Foto erscheint wie ein Vorwand für die totale Durchleuchtung privater Räume. Für viele ein abschreckendes Signal, digitale Kritik leiser zu äußern.

Fazit: Eine Hausdurchsuchung für ein Bild als Warnsignal der Justiz

Dieser Fall ist mehr als nur eine bizarre Anekdote über überzogene Polizeimaßnahmen. Er ist ein Warnsignal dafür, wie schnell digitale Freiheitsrechte eingeschränkt werden können und wie wenig Empathie der Staat für die realen Folgen seiner Repressionen zeigt. Klinkhart ist kein Terrorist, sondern ein Bürger mit spitzen Kommentaren. Er musste trotzdem erleben, wie ein Foto sein Leben zerlegt. Ein Vorgeschmack darauf, wie repressiv „Recht und Ordnung“ in digitalen Zeiten durchgesetzt werden kann.

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.