Behörden haben in der Operation Giant Slalom die Seite The Dirty Newz beschlagnahmt. Scheinbar stand sie mit Ryan Wedding in Verbindung.
Die Domain thedirtynewz.com ist nicht mehr erreichbar. Anstelle der gewohnten Gang-Nachrichten zeigt die Seite nun ein Banner des US-Justizministeriums, des FBI und der kanadischen RCMP. Die Behörden haben die Kontrolle über die Domain übernommen und die Inhalte offline genommen. Hintergrund der Beschlagnahmung ist die „Operation Giant Slalom“. Dabei handelt es sich um eine internationale Ermittlung gegen das kriminelle Netzwerk des ehemaligen Olympia-Teilnehmers Ryan Wedding.
FBI übernimmt die thedirtynewz.com
Die Beschlagnahmung der Domain wurde dadurch erleichtert, dass es sich um eine .com-Adresse handelt. Die US-Vergabestelle Verisign verwaltet diese zentral, was US-Behörden den Zugriff deutlich einfacher macht, als bei ungewöhnlichen Länderkennungen.
Dazu kommt der Registrar: Verwaltet hat die Domain der große US-Anbieter Domain.com. Anders als bei Bulletproof-Hostern im Ausland ist hier von einer reibungslosen Kooperation mit dem FBI auszugehen. Ein Blick in die technischen Daten bestätigt genau diesen Ablauf. Die Nameserver zeigen inzwischen auf NS1.FBI.SEIZED.GOV und NS2.FBI.SEIZED.GOV, und Status-Codes wie serverTransferProhibited und serverUpdateProhibited signalisieren, dass der Registrar die Domain auf Anweisung vollständig eingefroren hat. Besucher sehen nun ein Banner mit dem Hinweis „This Website Has Been Seized“ und verweist auf die Operation Giant Slalom.
The Dirty Newz als kriminelles Asset
Das Banner auf der Seite erklärt, dass die Beschlagnahmung im Rahmen der Maßnahmen gegen „Mitglieder und Assoziierte des Ryan Wedding Criminal Enterprise“ erfolgte. Die US-Behörden behandeln die Webseite somit nicht als ein Blog, sondern als direkten Vermögenswert und Werkzeug der kriminellen Vereinigung.

Welche Rolle die The Dirty Newz genau spielte, ist unklar, da offizielle Details dazu bisher fehlen. Es liegt aber die Vermutung nahe, dass die Plattform mehr war als nur ein News-Blog. Da sie nun als „Asset“ von Ryan Weddings Gruppe beschlagnahmt wurde, lässt darauf schließen, dass sie möglicherweise direkt für die Zwecke der Bande genutzt wurde, etwa zur Kommunikation oder Beeinflussung. Bestätigt ist das aber noch nicht.
Die Operation Giant Slalom

Der Name der „Operation Giant Slalom“ auf dem Banner ist eine Anspielung auf den Hauptverdächtigen. Ryan James Wedding trat 2002 bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City im Parallel-Riesenslalom an. Heute steht der 43-Jährige auf der „Ten Most Wanted“-Liste des FBI, und das US-Außenministerium hat eine Belohnung von 10 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Den Ermittlern zufolge leitet Wedding eine transnationale Organisation, die jedes Jahr etwa 60 Tonnen Kokain von Südamerika über Mexiko und die USA nach Kanada schmuggelt. Dabei soll eine enge Zusammenarbeit mit dem Sinaloa-Kartell bestehen. Wedding selbst nutzt Decknamen wie „El Jefe“ oder „Giant“.

Millionen in USDT und Threema-Chats
Die Anklageschrift gegen Wedding liefert technische Details zu den Finanzströmen der Gruppe. Allein zwischen April und September 2024 sollen Wedding und seine Partner rund 250 Millionen US-Dollar gewaschen haben. Die Zahlungen liefen dabei fast ausschließlich über Kryptowährungen, insbesondere den Stablecoin USDT.
Die Kommunikation der Bande lief über den Messenger Threema. Da Threema bekannterweise sehr sicher ist, wählten die Ermittler den klassischen Weg über Infiltration, anders als bei früheren Fällen mit EncroChat.
Laut Berichten schloss das FBI einen Deal mit einem langjährigen Drogendealer, der bereits früher mit Wedding zusammengearbeitet hatte. Dieser Insider half den Behörden dabei, die Threema-Kommunikation zu unterwandern. Über diesen Weg konnten die Ermittler direkt mitlesen, wie Drogenlieferungen koordiniert und Morde in Auftrag gegeben wurden.
Festnahmen in Montreal im Rahmen der Operation Giant Slalom
Parallel zur digitalen Beschlagnahmung der Webseite gab es physische Zugriffe. In Montreal verhafteten die Behörden gestern Atna Onha, bekannt als „Tupac“. Er gilt als enger Vertrauter von Wedding und soll an der Logistik sowie an Mordkomplotten beteiligt gewesen sein. Die USA haben bereits die Auslieferung beantragt.
Ermittler machen die Organisation für mindestens vier Morde verantwortlich. Ein Fall aus dem November 2023 in Ontario ist dabei besonders relevant: Damals wurde ein unschuldiges Ehepaar erschossen, weil die Täter die Adresse verwechselt hatten. Diese Vorfälle führten zur Eskalation der Ermittlungen und dem jetzigen Schlag gegen die digitale und physische Infrastruktur der Gruppe.
















