Das legendäre CIA-Rätsel Kryptos kommt in Bewegung: Archivfund, Auktion, neue Hinweise und sogar ein geheimes K5.
Das legendäre CIA-Rätsel Kryptos wird aktuell zur Reality-Soap der Kryptografie. Eine Archivpanne, eine angekündigte Auktion, neue Hinweise vom Künstler und ein geplanter Nachfolger namens K5 katapultieren das Thema zurück in die Schlagzeilen. Der Name „Kryptos“ stammt vom altgriechischen Wort kryptós für „versteckt oder verborgen“. Treffender könnte ein Titel für dieses Kunstwerk kaum sein. Es ist die Geschichte eines Rätsels, das sich beharrlich weigert, gelöst zu werden.
Kaum ein Kunstwerk der Geheimdienste hat die Rätsel- und Krypto-Community so geprägt wie das CIA-Rätsel Kryptos. Seit 1990 steht die geheimnisvolle Kryptos-Skulptur auf dem Gelände des CIA-Hauptquartiers und liefert bis heute eines der berühmtesten Kryptografie-Rätsel der Welt. Während K1 bis K3 längst entschlüsselt sind, blieb Kryptos K4 über 35 Jahre unknackbar, bis 2025 ein Archivfund, eine geplante Auktion der Kryptos-Lösung und die Ankündigung eines neuen Codes namens Kryptos K5 allem eine unerwartete Wendung gaben.
Wie das CIA-Rätsel Kryptos entstand
Das CIA-Rätsel Kryptos wurde 1990 von Künstler Jim Sanborn zusammen mit CIA-Kryptologe Ed Scheidt geschaffen. Die CIA-Skulptur Kryptos besteht aus Kupfer, Granit, Schiefer und versteinertem Holz. In deren Zentrum stehen 865 verschlüsselte Buchstaben, verteilt auf vier Segmente:
- K1 & K2: Vigenère-Chiffre (polyalphabetisch)
- K3: Transpositionscode
- K4: der berüchtigte 97-Zeichen-Code, bis heute ohne allgemein bestätigte kryptografische Entschlüsselung
Von Vigenère bis Anagramm: Die ersten drei Kryptos-Rätsel
Die ersten drei Kryptos-Rätsel wurden bereits in den 1990er-Jahren entschlüsselt und gelten heute als Paradebeispiele klassischer Kryptografie. K1 und K2 basieren auf der Vigenère-Chiffre, einem polyalphabetischen Verfahren, bei dem jeder Buchstabe abhängig von einem Schlüsselwort um eine bestimmte Anzahl von Positionen verschoben wird. Durch die Nutzung eines sich wiederholenden Musters entstehen mehrere „Alphabetbänder“, die das Knacken deutlich erschweren, zumindest so lange, bis genügend Textmaterial vorliegt.
K3 geht einen anderen Weg. Hier verwendete Sanborn eine Transpositionschiffre, bei der die Buchstaben nicht ersetzt, sondern wie bei einem Anagramm neu angeordnet werden. Der entscheidende Hinweis ist ein Passwort, das die notwendige Reihenfolge bzw. die „Drehungen“ entschlüsselt, mit denen der Text neu sortiert werden muss. Solche Transpositionsverfahren waren jahrzehntelang fester Bestandteil militärischer Kommunikation, sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch später im Kalten Krieg.
Damit zeigen die ersten drei Kryptos-Teile im Grunde einen Rundgang durch klassische Verschlüsselungsmethoden. K1 und K2 arbeiten mit polyalphabetischen Verschiebungen, K3 mit einer Neuordnung der Buchstaben wie bei einem Anagramm. K4 hingegen verlässt diesen nachvollziehbaren Pfad komplett und genau deshalb gilt der vierte Abschnitt als der schwierigste und rätselhafteste Teil des gesamten Kunstwerks.
Kryptos ist kein Laienrätsel, sondern ein bewusst konstruiertes CIA-Kryptogramm, ein Hybrid aus Kunstwerk und Geheimdienstverschlüsselung. Genau das macht das CIA-Rätsel Kryptos so ikonisch.
K4: Der Code, der nicht knacken will
Während die ersten drei Kryptos-Teile bereits 1999 entschlüsselt wurden, blieb Kryptos K4 der große Endgegner. Der Text ist extrem kurz, statistisch frustrierend und vermutlich mehrstufig verschlüsselt.
Kryptografie-Experten gehen inzwischen davon aus, dass K4 aus einer Kombination verschiedener Verschlüsselungsschritte besteht, vermutlich einer Mischung aus Substitution und Transposition, ergänzt durch bewusst eingebaute Irreführungen. Zudem sprechen Hinweise im K2-Text für mehrere aufeinanderfolgende Ebenen („Layer 2“). All das macht Kryptos K4 zu einem Code, der selbst professionellen Analysewerkzeugen und Geheimdiensten bislang entglitten ist.
Sanborn streute über die Jahre kleine Hinweise (Cribs) wie BERLIN, CLOCK und NORTHEAST. Allerdings blieb der Durchbruch aus. Das CIA-Rätsel Kryptos wurde mit jedem Jahr mystischer. Offensichtlich hat Sanborn bei K4 tief in die Trickkiste gegriffen. So entstand ein Code, der bisher trotz aller technischen Fortschritte weder von Geheimdiensten noch von KI-Systemen gelöst werden konnte.
Schon 2010 deutete Sanborn an, dass er die Lösung vielleicht niemals selbst enthüllen könne. Er kündigte an, alle zehn Jahre neue Hinweise zu veröffentlichen. Ein Countdown, der das Kryptos-Rätsel plötzlich zu einem Wettlauf mit der Zeit machte. Damals war Sanborn bereits 65 Jahre alt, alt genug, um zu wissen, dass er selbst nicht ewig der Hüter seines eigenen Codes bleiben würde.
2025: Ein Fund im Smithsonian bringt Bewegung ins Rätsel
Eine neue Phase des CIA-Rätsels Kryptos läuteten die Autoren Jarett Kobek und Richard Byrne ein. Sie stießen auf eine Spur, die eigentlich niemand hätte finden sollen. Sanborn hatte kurz zuvor angekündigt, dass er den entschlüsselten Klartext von K4 pünktlich zu seinem 80. Geburtstag im November 2025 im Rahmen einer Auktion versteigern wolle. In dieser Auktionsmitteilung fand Kobek schließlich den entscheidenden Hinweis. Im Smithsonian-Archiv sollten Originale der Kodierungstabellen liegen, die Sanborn während der Entstehungszeit von Kryptos verwendet hatte.
Kobek informierte seinen Freund Byrne, der in der Nähe von Washington lebt. Byrne stellte eine formale Anfrage beim Archiv für amerikanische Kunst des Smithsonian, eigentlich ohne große Erwartungen. Das Archiv jedoch gab die Unterlagen tatsächlich frei.
Was die Journalisten schließlich im Archiv fanden, war eine Art Zeitkapsel aus der Entstehungsphase von Kryptos. Darunter lagen handschriftliche Kodierungstabellen, in denen Sanborn und Scheidt offenbar verschiedene Schlüsselideen festgehalten hatten. Daneben stießen sie auf markierte Buchstabenfolgen, die wie Arbeitsnotizen erschienen, Hinweise, die einzelne Stellen der späteren Skulptur hervorhoben oder kommentierten.
Zwischen den Unterlagen befanden sich außerdem winzige Papierfetzen, notdürftig mit vergilbtem Klebeband zusammengehalten. Auf einigen dieser Fragmente standen Begriffe wie „BERLIN CLOCK“ und „EAST NORTHEAST“. Genau jene Cribs hatte Sanborn der Kryptos-Community über die Jahre hinweg als Brotkrumen hingeworfen.
Ein Dokument brachte dann die Wende. Es enthielt den vollständigen Klartext von Kryptos K4. Exakt 97 Zeichen, genauso lang wie die verschlüsselte Passage auf der Skulptur selbst. Wie der Spiegel berichtete, fotografierte Byrne die Unterlagen in stundenlanger Archivarbeit, Kobek entzifferte die Fetzen zuhause und erkannte, dass sie auf den gesuchten Klartext gestoßen waren.
Echtheit bestätigt – Zugang gesperrt
Sanborn bestätigte später, dass es sich dabei tatsächlich um den echten Originaltext handle. Er erklärte, er habe die Dokumente vor rund zehn Jahren versehentlich ins Archiv gemischt, während er in Krebsbehandlung war und nicht sicher war, wie lange er noch leben würde. Kurz darauf wurden die entsprechenden Akten im Smithsonian bis 2075 gesperrt.
Kobek und Byrne selbst betonen, dass sie keinerlei Ahnung haben, wie dieser Klartext verschlüsselt wurde. Dies ist auch der Grund, warum das Kryptos K4 weiterhin ungeknackt bleibt, obwohl der Klartext bereits existiert. Für die Kryptografie-Szene ist Kryptos damit weiterhin offen als ungelöstes Puzzle.
Sanborns letzte Hinweise: Die finalen Parameter zu K4
Am 12. November 2025 trat Sanborn im International Spy Museum in Washington auf und veröffentlichte gemäß Spektrum seine wohl letzten Hinweise vor der Auktion der Kryptos-K4-Lösung. Er präsentierte in einem offenen Brief vier Hinweise als Wegmarken für die Kryptos-Community, kryptisch genug, um zu spekulieren, aber konkret genug, um neue Suchrichtungen vorzugeben.
Zum einen erklärte Sanborn, dass zwei historische Ereignisse für den Schlüssel von K4 eine zentrale Rolle spielen, nämlich seine Ägyptenreise im Jahr 1986 und der Fall der Berliner Mauer 1989. Beide Momente hätten seine künstlerische wie konzeptionelle Arbeit an Kryptos tief beeinflusst.
Zweitens stellte er klar, dass der Begriff „BERLINCLOCK“ sich nicht auf ein abstraktes Zeitsystem bezieht, sondern auf die ikonische Weltzeituhr am Alexanderplatz. Ein Hinweis, der geografische und symbolische Ebenen miteinander verbindet.
Drittens betonte er, dass Kryptos nie nur eine technische Spielerei gewesen sei. Die Skulptur sei geschaffen worden, um „eine Botschaft zu überbringen“ als deutlichen Fingerzeig darauf, dass Bedeutungsebene und Erzählstruktur ebenso wichtig sein könnten wie kryptografische Mechanik.
Ein vierter Hinweis sorgte für breite Reaktionen. Sanborn werde einen weiteren Kryptos K5 veröffentlichen, aber erst dann, wenn K4 tatsächlich gelöst sei. Das machte klar, dass Sanborn sein Werk als fortlaufende Erzählung versteht und dass die Enthüllung von K4 nur der Übergang zu einem weiteren, bereits vorbereiteten Rätsel ist. Am Schluss stellte er mit einem einzigen Satz das Fundament der bisherigen Diskussionen infrage:
„Wer sagt, dass K4 überhaupt mathematisch gelöst werden kann?“
Mit dieser Aussage stellte Sanborn das gesamte CIA-Rätsel Kryptos neu in Frage. Sie deutet an, dass K4 möglicherweise nicht nur eine Chiffre ist, sondern ein Konzept, das jenseits klassischer Kryptologie funktioniert als eine Mischung aus Kunst, Kontext, Symbolik und Intentionalität. Ein Rätsel, das vielleicht bewusst außerhalb der Reichweite rein mathematischer Methoden konstruiert wurde.
Auktion: Kryptos wandert in private Hände
Am 20. November 2025 wird die vollständige Kryptos-K4-Lösung samt Archivmaterial für geschätzte 300.000 bis 500.000 Dollar versteigert. Der Käufer erhält den K4-Klartext, Sanborns private Unterlagen, ein KI-basiertes System zur Lösungsevaluierung und exklusive Dokumente, die teilweise jahrzehntelang geheim waren. Sanborn bat zugleich, den Text nicht öffentlich zu machen. So wird das CIA-Rätsel Kryptos zu einem Sammlerstück, Geheimhaltung inklusive.
K5 – das nächste Kapitel des Kryptos-Rätsels
Sanborn bestätigte in seiner Rede, dass nach der endgültigen Lösung von K4 mit K5 tatsächlich ein weiterer Code erscheinen wird. Dieser neue Abschnitt soll, ganz im Stil des originalen Kryptos, erneut 97 Zeichen umfassen und an einem öffentlichen Ort platziert werden, sodass er für alle sichtbar bleibt.
Inhaltlich knüpfe K5 direkt an die rätselhafte Passage aus K2 an, in der es heißt, etwas sei „irgendwo da draußen vergraben“. Gleichzeitig, so Sanborn, werde der neue Code Elemente aller bisherigen Kryptos-Segmente enthalten als eine Art kondensierte Zusammenführung der bisherigen Chiffren, Hinweise und erzählerischen Motive.
K5 ist damit ein bewusst komponierter nächster Schritt im Kryptos-Universum und eine Fortsetzung, die das Rätsel noch einmal auf eine neue Ebene heben soll. Damit wird das CIA-Rätsel Kryptos zum Mehrgenerationenprojekt.
Das CIA-Rätsel Kryptos ist noch lange nicht tot
Mit dem Archiv-Leak, der angekündigten Auktion, neuen Hinweisen, einem angekündigten K5 und einer Kryptos-Community, die weder aufgibt noch vergisst hat das CIA-Rätsel Kryptos ein neues Kapitel aufgeschlagen. Ob der Klartext von K4 jemals offiziell enthüllt wird, bleibt weiterhin fraglich.
Auf alle Fälle bleibt das Rätsel lebendig, die Spekulationen brodeln, und mit K5 steht bereits der nächste Mythos vor der Tür. Kryptos ist damit genau das, was Geheimdienstkunst sein sollte – ein Puzzle, das uns nicht loslässt.


















