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Bildquelle: ilsoftware.it

FBI will Betreiber von archive.today entlarven

Das FBI versucht den anonymen Betreiber von archive.today ausfindig zu machen, um strafrechtlich gegen ihn vorzugehen. Warum ist noch unklar.

Das FBI versucht aktuell, die oder den Eigentümer von archive.today zu entlarven. Die Webseite ist auch unter den Mirror-Domains archive.is, archive.ph, archive.vn, archive.li, archive.md und archive.fo erreichbar. Dies ist eine beliebte wie völlig unregulierte Archivierungswebsite. Tools wie BPC nutzen die Website regelmäßig dafür, um Paywalls im Internet zu umgehen. Manche wollen damit die Verlage um ihren Traffic und sogar um die entsprechenden Werbeumsätze bringen.

FBI verlangt Preisgabe zahlreicher Details

Der oder die anonymen Betreiber von archive.today haben die ungeschwärzte Vorladung an den Domain-Registrar Tucows selbst bei X veröffentlicht. Welcher mutmaßliche Straftatbestand das FBI untersucht, erläutert die Vorladung leider nicht. Man fordert Tucows dazu auf, ihnen den „Namen des Kunden oder Abonnenten, die Zustelladresse und die Rechnungsadresse“ sowie weitere Informationen zu übermitteln. Außerdem verpflichtete man den Empfänger der Vorladung zur Verschwiegenheit.

Die Aufforderung umfasste auch „Aufzeichnungen über Orts- und Ferngespräche (Beispiele hierfür sind: eingehende und ausgehende Anrufe, Push-to-Talk- und SMS/MMS-Verbindungs-aufzeichnungen); Zahlungsmittel und -quellen (einschließlich Kreditkarten- oder Bankkonto-nummern); Aufzeichnungen über Sitzungszeiten und -dauer für Internetverbindungen; Telefon- oder Gerätenummer (einschließlich IMEI, IMSI, UFMI und ESN) und/oder andere Kunden- / Teilnehmern-ummern, die zur Identifizierung des Kunden/Teilnehmers verwendet werden, einschließlich vorübergehend zugewiesener Netzwerkadressen (einschließlich Internetprotokoll-adressen); Arten der genutzten Dienste (z. B. Push-to-Talk, Text, Dreierkonferenzen, E-Mail-Dienste, Cloud Computing, Gaming-Dienste usw.)“.

Auf die Presseanfrage der Kollegen von 404media erhielt man als Antwort von Tucows, dass das Unternehmen häufiger derartige Anfragen erhält. Leider dürfe man weitere Details dazu nicht bekanntgeben. Archive.today hat auf die Anfrage gar nicht reagiert.

FBI
Manche mögen’s heiß.

archive.today existiert seit fast 15 Jahren

Die Website starteten Unbekannte vor rund 15 Jahren. Archive.today hat sich zwischenzeitlich zu einem weit verbreiteten Archivierungswerkzeug und einer Internetressource entwickelt, auf der Hunderte Millionen Seiten gespeichert sind. Wer will, kann Webseiten, die online sind, auf Wunsch manuell archivieren lassen. Das dauert ein wenig, danach ist das Abbild der archivierten Seite dauerhaft verfügbar.

Ähnlich wie mit der Wayback Machine kann man damit auch kostenpflichtige Abonnements bei Verlagswebseiten vermeiden. Das Tool wurde umso wichtiger, als im Oktober 2023 plötzlich die Domain von 12ft.io nicht mehr funktionierte. Zuvor konnte man mit 12f.io nicht alle aber zahlreiche Paywalls überwinden.

Identität des Betreibers ist noch ungeklärt

Der oder die anonymen Betreiber wollen einmal archivierte Webseiten nicht mehr löschen, auch nicht auf Anfrage eines Rechteinhabers. Über die Person oder Personen, die an archive.today arbeiten, ist nur sehr wenig bekannt, obwohl es zahlreiche Versuche gab, die Webmaster zu identifizieren. Es wird spekuliert, es soll sich um nur eine Person handeln, die das Projekt mit privaten Mitteln finanziert.

archive.today

In einer Antwort in seinem Blog schrieb der anonyme Betreiber, auch mit archive.today könne es jederzeit vorbei sein. Wie viele Unwahrheiten online verbreitet werden und wie schnell ein Account weg sein kann, hätte man schon in der ersten Amtszeit von Präsident Trump gesehen. Damals entfernte man Trump in kurzen Abständen von Twitter, als auch von Facebook, Instagram, Snapchat und YouTube.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.