Fakeshop-Betrug brachte zwei Tätern 1,4 Millionen Euro ein. Das LG Hannover verhängte mehrjährige Haftstrafen.
Fakeshop-Betrug im großen Stil begingen zwei Betreiber der Untergrund-Marktplätze „Manson“. Sie sollen über Fake-Webshops Bankdaten abgefischt, weiterverkauft und damit 1,4 Millionen Euro kassiert haben. Allerdings endete ihre Masche vor Gericht. Doch während sie einsitzen, breitet sich die Fakeshop-Szene weiter aus. Die Jagd auf ahnungslose Schnäppchenjäger geht im Netz unvermindert weiter. Wir zeigen auf, woran man die Fallen erkennt und wie man sich schützt.
Bankdaten im Ausverkauf: Landgericht Hannover verurteilt Fakeshop-Betreiber
Bankdaten sind im Cybercrime-Business begehrte Handelsware. Das zeigt ein aktuelles Urteil des Landgerichts Hannover. Gemäß Hamburger Abendblatt wurden im Verfahren die beiden Angeklagten wegen Betreibens krimineller Handelsplattformen sowie Beihilfe zum (Computer-)Betrug in über 100 Fällen verurteilt. Einer der Täter erhielt vier Jahre und sechs Monate Haft, der zweite drei Jahre und drei Monate. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Zwischen Juni 2022 und September 2024 sollen die Täter zwei illegale Plattformen betrieben haben, die unter dem Namen „Manson“ liefen. Dort boten sie Online-Banking-Zugangsdaten, Kreditkartendaten sowie weitere persönliche Informationen ihrer Opfer zum Verkauf an. Grundlage dieses Geschäftsmodells waren gefälschte Online-Shops, die seriöse Händler nachahmten und Verbraucher gezielt in die Falle lockten. 52 Betroffene sagten im Prozess aus. Viele hatten Ware bestellt, die nie geliefert wurde, aber trotzdem ihre Zahlungsdaten preisgegeben.
Fakeshop-Betrug: Gefälschte Shops, echte Schäden
Für Außenstehende wirken Fake-Shops oft täuschend echt. Die Täter kopieren Layouts und Designs bekannter Marken, Produktbilder und Texte sowie Logos und Zertifikate. Dazu kommen Domains, die echten Shop-Adressen zum Verwechseln ähnlich sehen. Wie das LKA Niedersachsen informiert, werden auch gekaperte Websites eingesetzt, die plötzlich Luxusware „anbieten“, obwohl sie früher einem Verein, einer Apotheke oder einem Sportclub gehörten.
Der Fakeshop-Betrug folgt meist einem vorhersehbaren Muster. Zu Beginn wirkt alles seriös, der Shop bietet scheinbar zahlreiche gängige Zahlungsarten an. Doch spätestens im Checkout zeigt sich der eigentliche Plan. Plötzlich bleibt ausschließlich Vorkasse übrig, oftmals verbunden mit einer auffälligen oder ausländischen Bankverbindung, die eher an ein Privatkonto erinnert als an ein legitimes Unternehmen.
Die bestellte Ware kommt nie an. Stattdessen landen die eingegebenen Bank- und Kreditkartendaten direkt im kriminellen Untergrund. Während die Opfer noch hoffen, dass ihr Paket unterwegs ist, werden ihre Daten längst auf Plattformen wie „Manson“ weiterverkauft.

Achtung Fakeshop: Diese Signale verraten die Betrüger
Auch ohne spezielle Tools lassen sich Fakeshops anhand typischer Warnsignale entlarven. Schon ein kurzer Blick auf bestimmte Merkmale kann verraten, ob man es mit einem Fakeshop zu tun hat. Laut Verbraucherzentrale gehören dazu vor allem verdächtige URLs wie Domain-Erweiterungen, wo eigentlich nur ein „.de“ stehen müsste, etwa .de.com, .shop oder ähnliche Varianten, unlogische Domainnamen sowie frisch registrierte Adressen. Passt die URL nicht zum Sortiment, ist Misstrauen angesagt.
Ein weiterer Klassiker ist ein fehlendes oder falsches Impressum. Viele Fakeshops arbeiten mit Fantasieadressen, ungültigen Telefonnummern oder vollständig fehlenden Angaben zum Handelsregister. Spätestens dann sollte man den Shop meiden.
Auch die Preisgestaltung ist oft auffällig. Produkte liegen weit unter dem üblichen Marktpreis oder werden mit Countdown-Timern beworben. Solche Lockangebote sollen Druck erzeugen und zu schnellen Entscheidungen verleiten.
Hinzu kommen gefälschte Gütesiegel und manipulierte Bewertungen. Logos ohne Verlinkung, Social-Media-Icons, die ins Leere führen, oder täuschend echte Fake-Kommentare gehören zum Standardrepertoire professioneller Betrüger.
Eines der deutlichsten Warnzeichen ist jedoch die Zahlungsart. Wenn im Checkout plötzlich nur noch Vorkasse angeboten wird, obwohl zuvor PayPal, Klarna oder Rechnungskauf auswählbar waren, handelt es sich fast immer um einen eindeutigen Hinweis auf einen Fakeshop-Betrug.
Fakeshop-Finder: KI als Schutzschild gegen Betrug
Der von der Verbraucherzentrale bereitgestellte Fakeshop-Finder hilft Verbrauchern dabei, gefälschte Online-Shops zu erkennen. Das Tool analysiert verdächtige Webseiten automatisch. Es prüft technische Parameter, das Impressum, die Umsatzsteuer-ID und gleicht die Daten mit bekannten Fakeshop-Datenbanken ab. Zusätzlich nutzt das System KI-basierte Mustererkennung. Die KI identifiziert dabei typische Strukturen und Verhaltensweisen betrügerischer Shops, etwa wiederkehrende Textbausteine, auffällige technische Elemente, identische Templates oder ungewöhnliche Weiterleitungsstrukturen. So deckt das Tool selbst professionell getarnte Fakeshops zuverlässig auf.
Was tun, wenn man Opfer eines Fakeshop-Betrugs wurde?
Ist man einem Fakeshop-Betrug zum Opfer gefallen, ist rasches Vorgehen entscheidend, um weiteren Schaden zu verhindern:
- Bank und Kreditkartenanbieter informieren
Zugänge sperren, Karten blockieren, Abbuchungen prüfen. - Beweise sichern
Screenshots der Shop-Seite, E-Mails, Bestellbestätigungen und Kontoauszüge sichern. - Polizei informieren
Anzeige online oder in der nächstgelegenen Dienststelle erstatten. - Verbraucherzentrale kontaktieren
Die Hinweise helfen, weitere Fakeshops zu identifizieren und andere zu warnen.
Fakeshops verschwinden nicht – Wachsamkeit ist angebracht
Der Fall aus Hannover zeigt, wie professionell und lukrativ der Fakeshop-Betrug derzeit funktioniert: gefälschte Shops, gestohlene Daten, Millionenbeträge und eine Cybercrime-Infrastruktur, die sich ständig weiterentwickelt. Doch Wachsamkeit ist die beste Verteidigung und Misstrauen der effektivste Schutz.
Gerade in der Vorweihnachtszeit ist zusätzliche Vorsicht geboten. Während Fakeshops mit angeblichen Rabatten, verknappten Angeboten und „Last-Minute-Schnäppchen“ locken, bestellen viele Verbraucher ihre Geschenke überwiegend online, ein ideales Umfeld für Betrüger.
Wer zweimal hinschaut, spart im Zweifel viel Geld und verhindert, dass die eigenen Daten zur Handelsware auf dem nächsten Untergrund-Marktplatz werden.


















