Der teuerste Ball der Saison: 500 Euro Strafe statt Torjubel.
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Bildquelle: ChatGPT

IPTV-Brief von DAZN: 500 € in 7 Tagen oder Klage – jetzt wird’s ernst

DAZN verschickt IPTV-Briefe: 500 € zahlbar in 7 Tagen, sonst droht eine Klage. Was im Schreiben steht und wer zahlen muss, erfahrt ihr hier.

In Italien erhalten aktuell tausende Nutzer illegaler Streams IPTV-Briefe von DAZN mit der Aufforderung, binnen sieben Tagen 500 Euro zu zahlen. Wer nicht zahlt, dem droht eine Zivilklage. Betroffen sind IPTV-Abonnenten, die zuvor von der Guardia di Finanza wegen der Nutzung illegaler Streams mit Bußgeldern belegt worden waren, weil sie über sogenannte Pezzotto-Boxen, also illegale IPTV-Boxen, Sportübertragungen empfangen hatten. Die Maßnahme markiert den Beginn einer neuen Front im Kampf gegen Piraterie-User. Bislang standen vor allem Betreiber und Reseller im Visier der Ermittler. In Italien galt das Pezzotto über Jahre als offenes Geheimnis. Nach Schätzungen der FAPAV griffen Millionen Fans zu den Boxen, um Serie-A-Spiele zu streamen. Nun könnte dieser Graubereich endgültig geschlossen werden.

Vom Fan zum Angeklagten

Der IPTV-Brief von DAZN, einem der weltweit größten Sport-Streaming-Anbietern, sorgt aktuell in Italien für einiges Aufsehen und lässt bei vielen Serie-A-Fans die Alarmglocken läuten. Die Streamingplattform verschickt derzeit Einschreiben an Personen, die über illegale IPTV-Dienste Fußballspiele geschaut haben sollen. Im Schreiben fordert DAZN 500 Euro pauschalen Schadensersatz mit einer Fristsetzung von sieben Tagen. Zudem verlangt das Unternehmen ein formales Versprechen, künftig keine Urheberrechtsverletzungen mehr zu begehen, die italienische Variante einer Unterlassungserklärung, allerdings ohne die in Deutschland übliche Vertragsstrafe.

DAZN stützt sich dabei auf von Staatsanwaltschaften, unter anderem in Lecce, freigegebene Daten. Laut Corriere della Sera erhielten rund 2.000 Betroffene in 80 Provinzen entsprechende Post. Weitere Identifizierungen sind bereits im Gange. Der Brief verweist explizit auf die Strafsache Nr. 7719/22 (Staatsanwaltschaft Lecce) und darauf, dass Empfänger bereits eine verwaltungsrechtliche Sanktion erhalten hätten. DAZN sei als „geschädigte Partei“ informiert worden und biete nun vor Klageerhebung eine „einvernehmliche Lösung“ an.

Laut Corriere della Sera erhielt DAZN die personenbezogenen Daten aus Ermittlungen der Guardia di Finanza, die sie nach richterlicher Genehmigung an das Unternehmen weitergab. Die Finanzpolizei hatte gegen IPTV-Anbieter ermittelt, die Bezahl-TV-Inhalte illegal weiterverbreiteten. Bei der Auswertung von Zahlungsströmen, etwa über Postepay, ließen sich Kunden identifizieren, die mutmaßlich für die illegalen Abos bezahlt hatten. Gemäß den Behörden sollen weitere rund 3.000 Nutzer auf der Liste stehen.

IPTV-Brief von DAZN: 500 € in 7 Tagen oder Klage – jetzt wird’s ernst
IPTV-Brief von DAZN: 500 € in 7 Tagen oder Klage – jetzt wird’s ernst

IPTV-Brief von DAZN mit Ansage: 500 Euro oder Klage

In dem Schreiben, das TorrentFreak und Il Sole 24 Ore im Wortlaut dokumentierten, heißt es:

Betrifft: Illegaler Erwerb von IPTV-Diensten im Zusammenhang mit Paketen zum Live-Übertragung von Fußballspielen der Serie A

Sehr geehrte Damen und Herren, im Rahmen des Strafverfahrens Nr. 7719/22 RGNR, das bei der Staatsanwaltschaft Lecce eingereicht wurde, konnten wir feststellen, dass Sie den Gegenstand unrechtmäßig erworben haben und dabei die Übertragungsrechte (audiovisuelle Rechte gemäß Gesetzesdekret Nr. 9/2008) verletzt haben, die ausschließlich der unterzeichnenden Dazn Limited („DAZN“) als Lizenznehmer zustehen.

Aufgrund Ihres rechtswidrigen Verhaltens wurde Ihnen von der Guardia di Finanza eine spezifische Verwaltungsstrafe auferlegt. DAZN, der Geschädigte, wurde am 5. September von der zuständigen Einheit der Guardia di Finanza über die gegen Sie eingeleiteten Ermittlungen informiert.

Bevor rechtliche Schritte auf Schadensersatz und Schutz eingeleitet werden, die mit einer entsprechenden Kostensteigerung verbunden sind, beabsichtigt DAZN, die Möglichkeit einer Beilegung des Vorfalls zu prüfen. Dabei wird eine pauschale Entschädigungszahlung in Höhe von 500,00 Euro sowie die formelle Verpflichtung vereinbart, in Zukunft kein weiteres Verhalten an den Tag zu legen, das die Rechte des Unterzeichneten verletzt.

Wenn Sie auf diese Weise vorgehen möchten, können Sie DAZN über die spezielle zertifizierte E-Mail-Adresse conciliazione.antipirateria.dazn@legalmail.it kontaktieren . Diese Option erlischt 7 (sieben) Tage nach Erhalt dieses Schreibens. DAZN kann dann ohne weitere Ankündigung entsprechende rechtliche Schritte einleiten.

Mit freundlichen Grüßen

Mögliche nächste Schritte der Branche

DAZN setzt mit der Maßnahme nach Jahren teurer Rechtekäufe und wachsender Pezzotto-Ökonomie auf eine abschreckende Wirkung. War bereits die zivilrechtliche Gangart gegen Endnutzer angekündigt worden, folgen jetzt Taten. Von DNS-Sperren bis hin zu großangelegten Razzien, die Schrauben wurden zuletzt angezogen. Die aktuelle Briefoffensive reiht sich hier nahtlos ein.

Corriere berichtet, dass Sky und andere Rechteinhaber ähnliche Maßnahmen prüfen. Sollte DAZN mit Vergleichen oder Urteilen Erfolg haben, dürfte die Welle größer werden. Umgekehrt könnten gerichtliche Bauchlandungen zu einem Kurswechsel führen.

Stimmen, Stimmungen, Szene: Was kursiert online?

Auf Reddit (r/Avvocati) schildern Betroffene die Einschreiben mit 7-Tage-Frist und diskutieren, ob man reagieren oder zahlen sollte. Viele raten zu Anwalt & Echtheitsprüfung (PEC-Kontakt, Begründung der Summe, Verjährung). Die Debatte zeigt, der Brief erzeugt Druck, wirft aber auch juristische Fragen auf.

DAZN-Brief: Zwischen Recht und Reputationsrisiko

Der IPTV-Brief von DAZN markiert einen Wendepunkt. Erstmals richtet sich der Anti-Piraterie-Kampf gezielt gegen Endnutzer, nicht nur gegen Betreiber. Juristisch ist der Schritt nachvollziehbar, wirtschaftlich vielleicht notwendig. Kommunikativ aber betritt DAZN eine gefährliche Zone zwischen Legitimation und Imageverlust. Denn wer als Unterhaltungsmarke in der Öffentlichkeit plötzlich als Strafinstanz wahrgenommen wird, verliert das, was in der Streamingbranche am schwersten wiederzugewinnen ist, nämlich Sympathie und Vertrauen. Der Ton wird härter, doch das Vertrauen der Fans ist schnell verspielt. Ob der 500-Euro-Deal zum Standard wird oder zum PR-Bumerang, entscheiden die nächsten Monate und die ersten Urteile.

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.