Nach umfangreichen Ermittlungen und mehr als 70 Durchsuchungen in ganz Italien, nahm man 7 Ex-Betreiber von einem Streaming-Netzwerk fest.
Die Aktion gegen das Streaming-Netzwerk führte das Einsatzzentrum für Cybersicherheit in Catania gemeinsam mit einer Sondereinheit für Telekommunikation (Polizia Postale e delle Comunicazioni) und der Einheit für Cybersicherheit von Rom durch. Die Operation war eine Fortsetzung der Gotha-Ermittlungen aus dem Jahr 2022. Die Räumlichkeiten von acht Personen aus Catania, Rom, Brescia und dem Ausland wurden durchsucht. Man wirft ihnen die illegale Verbreitung von Fernsehprogrammen und Live-Events von Sky, Dazn, Mediaset, Amazon Prime und Netflix vor. Eine der Tatverdächtigen ist spurlos verschwunden. Man konnte sie deshalb bisher nicht festnehmen.
70% des illegalen Streaming-Marktes gingen über die Wupper
Früher bekannt als „Hermes Television“, änderte man später den Namen des Streaming-Netzwerks in „Skynet“. Einige der illegalen Websites unter diesem Dach erinnerten an die Namen bekannter legaler Plattformen. So auch „NOWTV”, „UNITY”, „PLAYTV”, „PLATINUM”, „M&S”, „ENJOY”, „MOMY”, „HERMES”, „LUCKYSTREAMING”, „SKYNET” und „GOLDRAKE”.
Aufgrund von Indizien beliefen sich die Gewinne allein während der Monate der Ermittlungen auf etwa 10 Millionen Euro. Man schätzt nach Medienangaben, dass der Gesamtschaden für die audiovisuelle Industrie 30 Millionen Euro pro Monat übersteigen könnte. Dies wenn man bedenkt, dass die Operation 70 % des nationalen illegalen Streamings aufdeckte. Das entspricht mehr als 900.000 Nutzer in ganz Italien.
Skynet an der Spitze des italienischen Streaming-Marktes
Die italienische Sondereinheit für Telekommunikation bezeichnete das Ziel der Operation als „Spitzenreiter des illegalen italienischen Streaming-Marktes“. Man nutzte eine technische Infrastruktur, mit man zahlreiche Server identifizieren konnte, die die Täter von ausländischen Hosting-Unternehmen angemietet haben. Die Verwaltung führten Mitarbeiter der Tochtergesellschaften mit besonderen Computerkenntnissen durch.
Mafiöses System, bei dem jeder Beteiligter genauestens kontrolliert wurde
Eine eingehende Analyse der beschlagnahmten Geräte (Computer, Smartphones, Server) und die Untersuchung umfangreicher Finanzströme ergaben, dass es sich um eine kriminelle Vereinigung handelte, die hierarchisch organisiert war. Es gab klar abgegrenzte Rollen (Anführer, Stellvertreter, Meister, Administrator, Techniker, Wiederverkäufer) und eine Führungsstruktur, die sich über ganz Italien erstreckte.
Admins vom Streaming-Netzwerk agierten sehr geschickt
Um sich vor den Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden zu verstecken, nutzten die Betreiber verschlüsselte Messaging-Anwendungen, fiktive Identitäten und gefälschte Dokumente, mit denen sie Telefonkonten, Kreditkarten, Fernsehabonnements und Servermieten registrierten.
Darüber hinaus sollen die Verdächtigen ihre Empfänger – zahlreiche Wiederverkäufer in ganz Italien – gezwungen haben, eine ganze Reihe von Regeln zu befolgen. Damit wollte man den Ermittlungen entgehen und die Beweise manipulieren.
Laut einem Bericht des Portals La Sicilia, der die Regeln mit Fight Club verglich, mussten alle Zahlungen für das Streaming-Netzwerk in Bitcoin erfolgen. Eine Abwicklung der Bezahlung mit der Kryptowährung Monero wäre aber deutlich sicherer gewesen. Darüber hinaus mussten die Wiederverkäufer ihre Ressourcen den Betreibern offenlegen, damit diese überprüfen konnten, ob sie die Regeln einhielten. Ein Verstoß gegen die Regeln führte zu einem dauerhaften Ausschluss von der Plattform.
Die bei dieser Operation angewandten Methoden scheinen ein neues Kapitel in den Bemühungen der Piraten zu sein, sich der Aufdeckung zu entziehen.
Illegale Streaming-Netzwerke sind keine Ausnahme mehr
In einer vorbereiteten Erklärung bemerkte Stefano Azzi, CEO von DAZN Italia: „Die Entwicklungen der Operation Gotha im Jahr 2022 bestätigen eine eindeutige Realität: Piraterie ist kein Randphänomen, sondern ein tief verwurzeltes und weit verbreitetes kriminelles System in großem Maßstab. … Die Operation hat gezeigt, dass unserer Branche jeden Monat 30 Millionen Euro gestohlen werden, was 360 Millionen Euro pro Jahr entspricht, wobei möglicherweise über 900.000 Nutzer beteiligt sind, die identifiziert werden könnten, wie es bereits bei anderen Operationen der Fall ist.
Die Operation ist ein weiterer Schlag gegen die Piraterie und die kriminellen Organisationen, die sie fördern. Sie ist ein Beweis für die Wirksamkeit der neuen Ermittlungsinstrumente und das unermüdliche Engagement, mit dem dieses schwerwiegende Phänomen bekämpft wird“. Dies erklärte Andrea Duilio, der CEO von Sky Italia. „Die Häufigkeit und die Ergebnisse der Strafverfolgungs-Maßnahmen sind ein entscheidender Schritt zum Schutz der Legalität und zur Sicherung Tausender Arbeitsplätze.“
„Piraterie untergräbt weiterhin den Wert von Sportrechten. Sie behindert die Entwicklung und das Wachstum der Branche“, fuhr Azzi von DAZN Italia fort.
(*) Alle mit einem Stern gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Wenn Du über diese Links Produkte oder Abonnements kaufst, erhält Tarnkappe.info eine kleine Provision. Dir entstehen keine zusätzlichen Kosten. Wenn Du die Redaktion anderweitig finanziell unterstützen möchtest, schau doch mal auf unserer Spendenseite oder in unserem Online-Shop vorbei.