Zwischen Pink Floyd und Led Zeppelin: Das Bootleg sticht heraus – Symbol für den illegalen Vinyl-Untergrund.
Zwischen Pink Floyd und Led Zeppelin: Das Bootleg sticht heraus – Symbol für den illegalen Vinyl-Untergrund.
Bildquelle: ChatGPT

Bootleg-Vinyls im Visier: BREIN stoppt illegalen Handel mit Rockklassikern

BREIN stoppt einen illegalen Handel mit Bootleg-Vinyls von Rockklassikern. Sammler sollten wissen, wie man Bootlegs erkennt.

Der Retro-Hype um Vinylplatten boomt. Wo Leidenschaft und Sammlertrieb aufeinandertreffen, ist der illegale Markt meist nicht weit. Queen, Pink Floyd, Led Zeppelin und ein Händler, der glaubte, mit illegalen Pressungen das große Geld machen zu können, bis er mit seinen Bootleg-Vinyls im Visier der niederländischen Anti-Piraterie-Stiftung BREIN landete. Nachdem Marktplaats, dem niederländischen Pendant zu eBay Kleinanzeigen, mehrere Anzeigen auf BREINs Hinweis hin gelöscht hatte, tauchten dieselben Inserate kurz darauf wieder auf. Ein klarer Fall von Vorsatz.

Wie BREIN in einer Pressemitteilung informierte, überführte die Organisation den Verkäufer, der mit seinem Geschäft satte Gewinnspannen erzielte. Hinter den angeblichen Raritäten steht ein wachsendes Schattenbusiness, das von der Vinyl-Renaissance profitiert. Viele Sammler ahnen jedoch nicht, dass diese vermeintlichen „Schätze“ häufig minderwertige Raubpressungen ohne jede Lizenz sind und ihr Besitz alles andere als harmlos ist.

Bootleg-Vinyls im Visier: Vom Warnschuss zur Beschlagnahme

Die Ermittler von BREIN stießen auf Hunderte Angebote, allesamt illegale Nachpressungen von Bands wie Queen, Pink Floyd oder Led Zeppelin. Trotz mehrfacher Löschung durch Marktplaats stellte der Verkäufer seine Anzeigen immer wieder online. BREIN kaufte mehrere dieser Bootleg-Vinyls als Beweis. Kurz darauf forderte der Händler seine Kunden auf, die Platten gegen Rückerstattung des Kaufpreises zurückzusenden. Offenbar ahnte der Verkäufer da schon, dass sich Ärger zusammenbraute.

Nach einer förmlichen Abmahnung durch BREIN lenkte der Händler schließlich ein. Er verpflichtete sich, sämtliche urheberrechtsverletzenden Aktivitäten dauerhaft einzustellen. Bei Zuwiderhandlung droht eine empfindliche Geldstrafe. Zudem übernahm er alle von BREIN entstandenen Kosten und übergab BREIN seinen kompletten Bestand an illegalen Bootleg-Vinyls zur Vernichtung. BREIN-Direktor Bastiaan van Ramshorst führte warnend aus:

„Die beschlagnahmten Schallplatten sind größtenteils Bootlegs mit relativ schlechter Klangqualität. Enthusiasten zahlen hohe Summen für ein minderwertiges Produkt. Neben Plattenbörsen überwacht BREIN auch Online-Marktplätze, um illegales Vinyl aus dem Verkehr zu ziehen. Wer auf illegale Angebote stößt, sollte sie an uns melden. Wir sorgen für deren Entfernung.“

Was sind Bootleg-Vinyls überhaupt?

Gemäß BoekenBlues.nl sind Bootleg-Vinyls inoffizielle Tonträger, hergestellt ohne Zustimmung von Künstler oder Label. Sie verletzen Urheber- und Leistungsschutzrechte und gelten somit als illegal. Der Begriff „Bootleg“ stammt ursprünglich aus der US-Prohibitionszeit, als Alkohol heimlich in Stiefelschäften („boots“) geschmuggelt wurde. Eine passende Metapher für diese Form musikalischer Schmuggelware. Man unterscheidet dabei vier Haupttypen:

  • Live-Aufnahmen – heimlich mitgeschnittene Konzerte, oft mit schwankender Tonqualität.
  • Studio-Outtakes – nie veröffentlichte Demos oder Alternativversionen aus Studio-Sessions.
  • Pirate Releases – illegale Kopien offizieller Alben oder vergriffener Veröffentlichungen.
  • Mashups – Neu-Mixe aus verschiedenen Songs, populär seit den 1990ern.
Bootleg-Vinyls im Visier: BREIN stoppt illegalen Handel mit Rockklassikern
Bootleg-Vinyls im Visier: BREIN stoppt illegalen Handel mit Rockklassikern

Kult, Kuriosität oder Kriminalität?

Für viele Sammler sind Bootlegs illegale Trophäen mit Kultstatus, weil sie „verlorenes“ oder unveröffentlichtes Material enthalten. Platten wie “Great White Wonder“ (Bob Dylan, 1969), „Destroyer“ (Led Zeppelin, 1977) oder „The Black Album“ (Prince, 1987) gehören längst zur Musikgeschichte, obwohl sie ursprünglich nie hätten existieren dürfen. In Szenekreisen gelten sie als Ausdruck des Undergrounds, als Widerstand gegen die Musikindustrie. Doch juristisch sind sie eindeutig illegal. Der Besitz kann zwar selten verfolgt werden, der Handel jedoch ist strafbar und teuer.

So erkennst du eine Bootleg-Platte

Gerade auf Flohmärkten, Börsen oder Plattformen wie Discogs oder Marktplaats werden Bootlegs oft als „unofficial release“ getarnt. Ein paar Indizien helfen dennoch beim Entlarven:

  • Label und Cover prüfen: Falsche Schreibweisen, unscharfe Logos oder fehlende Copyright-Angaben sind verdächtig.
  • Matrixcode checken: Fehlen Gravuren oder sind sie handgeschrieben, ist Vorsicht geboten.
  • Klangqualität hören: Schlechter Sound, Rauschen oder unausgeglichene Lautstärke weisen auf Bootlegs hin.
  • Tracklist überprüfen: Songs, die offiziell nie erschienen sind, deuten auf eine Raubpressung hin.
  • Verkaufskanal prüfen: Kein offizieller Vertrieb? Dann meist auch keine offizielle Platte.

Bootleg-Vinyls als Schattenseite des Vinyl-Booms

Während Vinyl weltweit wieder boomt, nimmt auch der illegale Nachpress-Markt aus Osteuropa, Asien oder Südamerika an Fahrt auf. Sie füttern den Markt mit Bootleg-Vinyls, die in sozialen Medien oder Nischenforen als „Sammlerstücke“ beworben werden. Sammler tauschen sich darüber aus, oft ohne zu wissen, dass sie illegale Ware handeln.

Für Fans ist das riskant. Ein solcher vermeintlicher Schatz kann sich schnell als rechtliche Zeitbombe erweisen, inklusive Beschlagnahmung, Strafverfolgung oder schlicht enttäuschender Klangqualität.

Die niederländische Organisation BREIN geht seit Jahren gezielt gegen Urheberrechtsverletzungen im Musik- und Filmbereich vor. Neben Streaming-Piraterie und Torrent-Portalen liegt der Fokus zunehmend auch auf physischen Tonträgern. BREIN überprüft regelmäßig Online-Anzeigen, Plattenbörsen und Kleinanzeigenmärkte. Wer illegal handelt, muss mit empfindlichen Strafen rechnen und im Fall der Bootleg-Vinyls mit der vollständigen Einziehung der Ware.

Zwischen Leidenschaft und Illegalität

Bootlegs sind für viele Musikliebhaber faszinierend, keine Frage. Sie erzählen Geschichten, die nie offiziell veröffentlicht wurden und bieten einen Blick in die Schattenarchive der Popgeschichte. Doch sie bleiben, was sie sind, rechtswidrige Tonträger. BREINs jüngster Fall zeigt, dass jeder, der glaubt, mit Bootlegs schnell Kasse machen zu können, Abmahnungen riskiert, Schadensersatz zahlt und den Verlust seiner gesamten Sammlung billigend in Kauf nimmt.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.