Streamripping boomt: Warum Musikpiraterie 2024 ein Comeback feiert – und was das über den Wandel im Nutzerverhalten verrät.
Es schien fast, als hätte die Musikindustrie ihren schlimmsten Albtraum hinter sich gelassen. Seit Spotify und Co. die legale Alternative zur Raubkopie lieferten, galt Musikpiraterie als erledigter Fall. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger – und das belegen aktuelle Zahlen von MUSO, einem führenden Unternehmen im Bereich Piraterie-Analyse. Wer also dachte, die Zeiten der digitalen Raubkopien seien endgültig vorbei, wird 2024 eines Besseren belehrt. Streamripping bringt die Musikpiraterie zurück – nicht als lauten Skandal wie einst Napster, sondern als schleichenden Schatten unter der glänzenden Oberfläche der Streamingwelt.
Digitaler Besitz statt Streaming-Abo: Die Piraterie ist zurück – aber anders
Das neue Problem der Branche ist ein altes: Piraterie. Nur zeigt sie sich 2024 in einem neuen Gewand – clever getarnt, geschickt angepasst und bisher noch unterschätzt. Variety berichtete aktuell von einer neuen Studie des Piraterie-Analyseunternehmens MUSO. Demgemäß erlebt das Phänomen Streamripping einen deutlichen Aufschwung.
Zahlen, die aufhorchen lassen: MUSO warnt vor neuer Welle
Die Daten sind eindeutig: 14 Milliarden Zugriffe auf Musikpiraterie-Websites im Jahr 2024. Das sind weniger als in früheren Jahren, aber die Verlagerung ist deutlich: Über 57 % aller Zugriffe entfallen inzwischen auf Streamripping-Dienste. Im Klartext heißt das, YouTube-zu-MP3-Konverter, Audio-Recorder für Spotify und andere Tools wandeln den legalen Content in private MP3-Dateien um. Vergleicht man das mit den lediglich 20 % im Jahr 2017, zeigt sich der rasante Aufstieg dieser Praxis. Der klassische Web-Download (z. B. via Foren, Blogs, Zip-Dateien) ist dagegen auf nur noch 25 % gefallen.
Wie MUSO in seiner neuen Studie analysiert, wurden 2024 weltweit 14 Milliarden Besuche auf Musikpiraterie-Seiten registriert. Das sind zwar weniger als noch 2023 (17,2 Milliarden) und weit entfernt vom Peak 2017 (42,4 Milliarden), doch der Teufel steckt im Detail. Denn während klassische Piraterieformen wie Torrents, illegale Downloads und unlizenzierte Streams weiter rückläufig sind, feiert eine Methode ein lautloses Comeback: Streamripping. Im Klartext heißt das, YouTube-zu-MP3-Konverter, Audio-Recorder für Spotify und andere Tools wandeln den legalen Content in private MP3-Dateien um.
Konkret machten 2024 Streamripper 57,4 % aller Besuche von Musikpiraterie-Websites aus – ein rasanter Anstieg gegenüber den 20 % im Jahr 2017. Die zweithäufigste Methode, der direkte Webdownload, hinkt mit nur 25 % weit hinterher.

Was genau ist Streamripping – und warum boomt es gerade jetzt?
Beim Streamripping zapfen Nutzer legale Streamingquellen wie YouTube, Spotify oder Apple Music an und extrahieren Musikdateien mittels YouTube-zu-MP3-Tools oder Software, die Songs direkt aus Spotify oder Apple Music rippt – häufig verlustfrei und in hoher Qualität. Die Nutzer umgehen so Abos und Downloads, speichern Musik lokal und konsumieren unabhängig von Online-Zugängen oder Lizenzen. Für manche nur ein bequemes Extra – für andere der Einstieg in bewusste Umgehung von Bezahlmodellen.
Die Gründe für den sich abzeichnenden Boom sind vielschichtig. Offensichtlich sind finanzielle Aspekte: Nicht jeder kann oder will monatlich für mehrere Musikdienste zahlen. Aber es steckt mehr dahinter. Die Studie von MUSO legt nahe, dass Streamripping zunehmend ein Ausdruck des Bedürfnisses nach digitalem Eigentum ist. Nutzer wollen Musik nicht nur hören – sie wollen sie besitzen. Gerade in westlichen Märkten, wo Streaming längst den Massenmarkt erreicht hat, entsteht eine neue Zielgruppe: jene, die mehr Kontrolle über ihre Musik wollen.
Dazu kommt: In vielen Regionen fehlt es an stabilen Internetverbindungen oder lizenzierten Angeboten. Streamripping bietet dort einen einfachen, wenn auch illegalen Ausweg.
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Napster reloaded? Die Branche hat Grund zur Sorge
1999 brachte Napster das Musikgeschäft ins Wanken. Peer-to-Peer-Filesharing zerstörte alte Geschäftsmodelle und zwang Labels zur digitalen Revolution. Heute ist Napster selbst ein legaler Dienst – doch die damaligen Wunden sitzen tief. Der aktuelle Anstieg von Streamripping erinnert erneut an diese Zeit. Wieder scheint ein Teil der Hörerschaft neue Wege zu suchen, um sich gegen die Beschränkungen und Preise der Streamingwelt durchzusetzen. Gemäß MUSO steht die Branche somit erneut vor einer Herausforderung, die sie längst für überwunden hielt. Genau wie Napster 1999 das Modell der CD-Verkäufe pulverisierte, könnte Streamripping das heutige Streaming-Modell unterminieren – zumindest in Teilbereichen. Robert Steiner bei Variety kommentiert:
Was tatsächlich passieren könnte, ist, dass der Wunsch nach Eigentum unter Streaming-Konsumenten wächst. Und obwohl diese Gruppe derzeit noch klein ist, könnte sie zu einem größeren Problem werden, da die weltweiten Streaming-Umsätze zurückgehen und große Labels als Lösung höhere Streaming-Abonnementpreise fordern.
Labels zwischen Schwarzmarkt und Chance
Obwohl die absoluten Zahlen der Musikpiraterie deutlich unter jenen von Serien- oder Filmpiraterie liegen, sendet der Streamripping-Boom ein klares Signal: Das Bedürfnis nach alternativen Besitzmodellen wächst. Für die Musikindustrie könnte dies eine neue Chance bedeuten – oder ein erneutes Risiko, je nach Reaktion.
Dabei sind nicht alle Streamripper „klassische Piraten“. Viele von ihnen zahlen bereits für Streaming-Abos – und rippen dennoch. Besonders sogenannte „Superfans“, die exklusive Musik offline besitzen oder archivieren wollen, könnten in Zukunft zur Zielgruppe neuer Modelle werden. Spotify & Co. haben einst gezeigt, wie man Piraterie in legalen Konsum überführt. Vielleicht ist jetzt die Zeit reif für den nächsten Schritt.
Fazit: Streamripping ist Symptom – und Weckruf zugleich
Streamripping bringt die Musikpiraterie zurück – nicht als Massenbewegung, sondern als spürbarer Trend unter Streamingmüden, Offline-Hörern und Besitz-Enthusiasten. Für die Musikindustrie ist das nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Möglichkeit. Wer den Wandel versteht, kann ihn gestalten. Wer ihn ignoriert, könnte bald Geschichte sein.
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