Wenn aus Spielen digitale Wegwerfprodukte werden – und Publisher entscheiden, wann Schluss ist.
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Bildquelle: Westlight, Lizenz

Ubisoft zu Stop Killing Games: Yves Guillemot rechtfertigt Abschaltung von Online-Spielen

Ubisoft zu Stop Killing Games: CEO Yves Guillemot verteidigt auf Nachfrage das Ende von Online-Spielen wie The Crew.

Ubisoft zu Stop Killing Games – das klingt nach einer Stellungnahme, gleicht aber eher einem Eiertanz. Denn auf der Ubisoft-Hauptversammlung am 10 Juli wurde CEO Yves Guillemot direkt auf die Protestkampagne angesprochen, die sich gegen die Abschaltung bezahlter Online-Spiele richtet. Auslöser war die Einstellung des Racers The Crew, das nach Server-Abschaltung selbst im Offline-Modus nicht mehr startbar war. Für viele ein klarer Fall digitaler Enteignung. Doch Guillemot verteidigte das Vorgehen – mit Allgemeinplätzen statt echter Lösungen.

Der Fall The Crew: Warum Stop Killing Games entstand

Die Bewegung Stop Killing Games wurde ins Leben gerufen, nachdem Ubisoft im Frühjahr 2024 das Online-Rennspiel The Crew aus dem Verkehr zog. Wer das Spiel digital gekauft hatte, stand plötzlich mit nichts da. Kein Zugang, kein Patch, kein Offline-Modus. Eine Praxis, die viele Spieler als Betrug empfinden.

Die Kampagne fordert dabei nicht unendlichen Support, sondern einen verbindlichen „End-of-Life“-Plan: Spiele sollen nach Server-Abschaltung offline weiterlaufen oder für Community-Server geöffnet werden. Mit über 1,4 Millionen Unterschriften erreichte die Petition inzwischen EU-Ebene – und macht Ubisoft zum Symbol für das Problem.

Ubisoft zu Stop Killing Games: Yves Guillemot rechtfertigt Abschaltung von Online-Spielen
Ubisoft zu Stop Killing Games: Yves Guillemot rechtfertigt Abschaltung von Online-Spielen

Die Antwort des Konzerns: Worthülsen statt Lösungen

Befragt von einem Aktionär, ob er die Petition unterstütze, zeigte sich Ubisoft-CEO Guillemot verständnisvoll – zumindest nach außen. Man arbeite an Lösungen, sagte er, betonte aber mehrfach: „Nichts ist für die Ewigkeit.“

Ubisoft sehe sich als „Serviceanbieter“. Spiele hätten eine Lebenszeit, genauso wie die Tools und Technologien, mit denen sie erstellt wurden. Guillemot betonte, Ubisoft informiere Spieler über bevorstehende Abschaltungen. Er verwies auf den „symbolischen“ Verkauf von The Crew 2 für einen Euro – eine Art digitales Trostpflaster. Doch diese Argumentation ging am Kern vorbei: Der Wunsch der Spieler ist nicht ein billiger Ersatz – sondern Zugriff auf das, was sie bereits gekauft haben. Statt technischer Lösungen oder Einsicht gab es Unternehmensfloskeln: veraltete Software, begrenzte Ressourcen, Marktzwänge. Gemäß Game File äußerte Guillemot konkret:

„Aber diese Art von Problem ist nicht spezifisch für Ubisoft. Alle Videospielverlage sind mit diesem Problem konfrontiert. Sie bieten einen Service an, aber nichts ist in Stein gemeißelt und irgendwann kann der Service eingestellt werden. Nichts ist für die Ewigkeit. Und wir tun unser Bestes, um sicherzustellen, dass es allen Spielern und Käufern gut geht, denn natürlich kann der Support für alle Spiele nicht ewig andauern.“

Kritik an der Argumentation: Digitaler Besitz als Illusion

Der Vorwurf: Ubisoft verkennt oder ignoriert absichtlich den Unterschied zwischen Support-Ende und vollständiger Deaktivierung. Denn Stop Killing Games verlangt nicht, dass Spiele ewig gepflegt werden – nur, dass sie nach dem „End of Life“ weiterhin spielbar bleiben. Ubisoft verspricht zwar für zukünftige Titel wie The Crew 2 einen Offline-Modus – zu spät für The Crew selbst oder andere abgeschaltete Games wie XDefiant.

Diese Form der Entwertung gekaufter Produkte trifft einen wunden Punkt der Branche – und auch rechtlich ist das Terrain heikel. Schließlich wurde The Crew ohne Ablaufdatum verkauft, funktionierte zum Zeitpunkt der Abschaltung noch technisch einwandfrei – und trotzdem wurde den Käufern der Zugriff entzogen.

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Ein Spiel für die Gerichte?

Mit dem Erfolg der EU-Petition ist Stop Killing Games jetzt offiziell zur Prüfung durch die EU-Kommission zugelassen. Sollte Brüssel reagieren, könnte das wegweisende Konsequenzen für digitale Vertriebsplattformen wie Ubisoft Connect, Steam oder den Xbox Store haben.

Ein mögliches Szenario: Eine gesetzlich verankerte Verpflichtung, Spiele in einer minimal funktionalen Offline-Version zu erhalten oder zumindest den Quellcode freizugeben. Etwas, das Publisher bislang vehement zu vermeiden wissen.

Fazit: Ubisoft zu Stop Killing Games – eine verpasste Chance

Ubisofts Verteidigung ist ein PR-Bollwerk aus Ausflüchten und schwammigen Versprechen. „Nichts ist ewig“ – das mag stimmen, klingt aber wie ein Mantra für Verantwortungslosigkeit. Mit seiner Reaktion auf Stop Killing Games hat Yves Guillemot zwar formal Stellung bezogen – aber inhaltlich nichts gelöst. Ubisoft verteidigt den Status quo, statt Verantwortung zu übernehmen. Das Problem betrifft nicht nur The Crew, sondern ein strukturelles Ungleichgewicht: Spiele werden zwar als käufliches Produkt präsentiert, aber die Rechte des Käufers sind eingeschränkt, ähnlich wie bei einer Lizenz – und verschwinden dann möglicherweise auf Knopfdruck wie Mobile-Apps aus dem Store.

Die Bewegung Stop Killing Games trifft insofern einen Nerv: Spieler wollen nicht nur bezahlen, sondern auch digital besitzen. Solange Publisher wie Ubisoft keine verbindlichen, transparenten End-of-Life-Pläne vorlegen, bleibt jeder Kauf ein digitales Glücksspiel. Ubisoft zu Stop Killing Games ist mehr als ein PR-Problem. Der Umgang mit dieser Debatte könnte zum Maßstab für die gesamte Branche werden – und prägt, wie digitale Spiele in Zukunft verstanden und behandelt werden. Der Streit um The Crew war nur der Anfang – der große Showdown steht noch bevor.

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.