Nintendo jagt Switch-Piraten, Luigi, Mario, Toad und Wario.
Nintendo jagt Switch-Piraten, Luigi, Mario, Toad und Wario.
Bildquelle: socharm

Nintendo jagt Switch-Piraten mit dem eigenen Reparaturservice

Die Klage war nur wegen der Arbeit von findigen Spürhunden möglich. Nintendo jagt Switch-Piraten auch mit dem hauseigenen Reparaturservice.

Im Juni verklagte man James „Archbox“ Williams aus Arizona. Man wirft ihm vor, raubkopierte Switch-Spiele verkauft zu haben. Nintendo hatte dafür die Rechtsanwaltskanzlei Mitchell Silberberg & Knupp (msk) beauftragt, Online-Shops für illegale Switch-Spiele näher zu untersuchen. Die Mitarbeiter der Kanzlei konzentrierten sich auf eine Person, die das Pseudonym „Archbox“ benutzt. Nintendo jagt die Switch-Piraten mit allen zur Verfügung stehenden Daten und Mitteln. Offenbar sogar mithilfe von ihrem eigenen Reparaturservice. Ihre Helfershelfer waren auch nicht untätig.

Tatverdächtiger verhielt sich höchst unvorsichtig

Die Details brachte der Redakteur Stephen Totilo ans Tageslicht. Sein Newsportal „Game File“ zitiert aus den Gerichtsakten des Falles. Bei der Recherche im Internet stieß man auf Postings, die darauf hindeuten, dass der Nutzer Archbox in der Nähe von Phoenix, Arizona, lebt und die Midwestern University besucht hat. Dummerweise hatte der Verurteilte unter dem gleichen Namen im Subreddit r/phoenix Details über eine Klinik auf dem Unigelände veröffentlicht. Außerdem war er mit seinem Pseudonym im SwitchPirates-Bereich von Reddit aktiv. Auch der Avatar mit der Schildkröte war derselbe, was die Suche bestimmt deutlich erleichtert hat.

Mario grinst
Zumindest Mario hat seinen Spaß!

Nintendo jagt Switch-Piraten und zählt 1 und 1 zusammen

Womöglich wurde die Betreibergesellschaft von Reddit zur Herausgabe der E-Mail-Adressen des Online-Piraten gezwungen. Auf jeden Fall gelang es den Piratenjägern, mehrere aktive E-Mail-Adressen des Tatverdächtigen zu erhalten. Aus den Dokumenten geht zudem hervor, dass es Nintendo im Februar des vergangenen Jahres gelang, Archbox mit mindestens zwei Kundenkonten von Nintendo zu verknüpfen, die James Williams aus Arizona benutzt hat. Er hatte dem Reparaturservice zwei Aufträge mit Angabe seiner echten Adresse erteilt. Da schnappte die Falle zu.

In der Folge verschickte die beauftragte Kanzlei eine Unterlassungserklärung, dessen Erhalt Williams per FedEx unterschrieb. Nintendos Anwälte berichteten vor Gericht von E-Mails, die sie vom Tatverdächtigen erhalten haben. Darin erklärte er sich bereit, „allen Forderungen oder Anfragen nachzukommen und zu kooperieren, die in seinem Einflussbereich liegen”. Darüber hinaus bestritt er, Nintendos geistiges Eigentum verletzt zu haben.

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Angeklagter erschien nicht vor Gericht

Schließlich brach Williams die Kommunikation ab und versäumte es, sich innerhalb der vorgeschriebenen Fristen zu den Vorwürfen vor Gericht zu äußern. Das war ein Fehler. Denn dies führte letztlich zu einem Versäumnisurteil zugunsten der Kanzlei msk und des klagenden Spieleherstellers.

Das reparierte Gerät erhielt der Angeschriebene übrigens zwei Tage, bevor die Unterlassungserklärung bei ihm eintraf. Aus dem Beitrag des Kollegen geht allerdings nicht hervor, ob es sich dabei um eine Switch handelte. Wenn Nintendo es gewollt hätte, hätte man damit nochmals den Wohnsitz des Empfängers bestätigen können. Ob das geschehen ist, bleibt unklar. Auf jeden Fall musste die klagende Partei vor Gericht nachweisen, dass sie alles getan hat, um die Person, die sie des Verkaufs der Raubkopien ihrer Spiele beschuldigte, ausfindig zu machen. Das tat man, zumindest daran gibt es keinen Zweifel.

Nintendo jagt Switch-Piraten: Dieses Mal hat sich der Aufwand gelohnt

Wie es aussieht, wurde nicht der Reparaturservice, sondern die Faulheit des Online-Piraten zu seinem Verhängnis. Fakt ist: Wer neben seinem Avatar auch noch die eigenen E-Mail-Adressen gleich mehrfach benutzt, handelt fahrlässig. Grob fahrlässig wird es, wenn man die gleiche E-Mail-Adresse sowohl für das Kundenkonto eines Technikkonzerns als auch für große Foren wie Reddit nutzt, in denen man in Beiträgen mit seinen Urheberrechtsverletzungen prahlt. Oder war es seine Arroganz, die ihm am Ende ein Bein gestellt hat? Was meint ihr?

Nintendo konnte wenigstens diesen einen Raubmordkopierer dingfest machen. Bestimmt hat sich die mit den Ermittlungen beauftragte Kanzlei den Aufwand vergolden lassen. Online-Piraten mit mehr Umsicht oder sagen wir, mit einem Hauch Verfolgungswahn, kann Nintendo weiterhin nicht dingfest machen. Der schier endlose Kampf geht weiter.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.