Nintendo kämpft vor Gericht gegen den Switch-Piraten EveryGameGuru - doch die Zustellung der Klage erweist sich als schwierig.
Nintendo sieht sich im Kampf gegen Switch-Piraterie einer Herausforderung gegenüber, mit der es wohl nicht gerechnet hat. Der bekannte Streamer und YouTuber Jesse Keighin, besser bekannt als EveryGameGuru, entzieht sich seit Wochen einer millionenschweren Klage des japanischen Videospielriesen. Doch warum ist es so schwer, ihn juristisch zur Verantwortung zu ziehen?
Jesse Keighin: Illegales Streaming und eine Millionenklage
Nintendo wirft EveryGameGuru vor, wiederholt Vorabversionen seiner Spiele gestreamt und damit die Verbreitung von Raubkopien gefördert zu haben. Die Streams liefen auf YouTube und Twitch und erreichten ein großes Publikum. Dabei soll er auch Emulatoren wie Yuzu und Ryujinx benutzt haben, um die Spiele illegal zu spielen. Für Nintendo stellt dies eine schwere Urheberrechtsverletzung dar, die zu massiven finanziellen Schäden führen kann.
Das Unternehmen forderte deshalb vor einem US-Gericht Schadenersatz in Millionenhöhe. Doch der Prozess stockt – aus einem einfachen Grund: Der Switch-Pirat EveryGameGuru ist untergetaucht.
Switch-Pirat EveryGameGuru untergetaucht: Gerichtsdokumente können nicht zugestellt werden
Seit November versucht Nintendo vergeblich, EveryGameGuru die Gerichtsdokumente zuzustellen. Fünf verschiedene Adressen wurden bereits erfolglos aufgesucht. Auch E-Mails an bekannte Kontaktadressen blieben unbeantwortet. Nintendo vermutet laut Gerichtsdokumenten, dass der 38-Jährige entweder von zu Hause aus arbeitet oder derzeit arbeitslos ist.
Um der Zustellung Nachdruck zu verleihen, beantragte Nintendo nun die Erlaubnis, die Unterlagen an die nächsten Angehörigen Keighins – darunter seine Lebensgefährtin, seine Mutter und sogar seine Großmutter – auszuhändigen.
Die Reaktion von EveryGameGuru auf Nintendos Bemühungen war daher bisher alles andere als kooperativ. In sozialen Netzwerken äußerte er sich wiederholt abfällig über die Klage und die beteiligten Anwälte. Screenshots dieser Äußerungen sind Teil der Gerichtsdokumente. Nach einem Bericht des Fernsehsenders 9NEWS begann Keighin jedoch, viele seiner Posts zu löschen – möglicherweise ein Zeichen dafür, dass der Druck auf ihn zunahm. Dies berichtet Overkill in einem aktuellen Artikel.
Wie geht es weiter?
Nintendo scheint entschlossen zu sein, die Klage gegen EveryGameGuru durchzuziehen. Das zuständige Gericht muss nun entscheiden, ob es eine gerichtliche Genehmigung für die Zustellung an Angehörige erteilt. Die finanziellen Folgen für Keighin könnten erheblich sein. Denn auch eine mögliche Privatinsolvenz schützt ihn nicht automatisch vor Forderungen.
Ob Nintendo den flüchtigen Streamer doch noch zur Rechenschaft ziehen kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Bis dahin bleibt es jedoch ein Katz-und-Maus-Spiel, das nicht nur für Nintendo, sondern auch für die Zuschauer seiner Streams und die Leser der Tarnkappe spannend zu beobachten sein wird.