Sega soll mithilfe der Polizei alte Entwickler-Kits von Nintendo beschlagnahmt haben. Der Fall wirft einige Fragen zur Rechtmäßigkeit auf.
Die Story vom Newsportal Time Extension klingt wie eine waschechte Räuberpistole. Ein Mitglied vom Verein Video Game Preservation Museum (VGPM) ist als Hardware-Händler tätig. Er erwarb alte Geräte von Nintendo im Wert von rund 10.000 Britischen Pfund. Nach seiner Aussage geschah dies auf legalem Weg. Es handelte sich auch um Entwickler-Kits der Spielkonsolen DSi, 2DS, 3DS, Wii and der Wii U. Nach Segas Umzug ihres englischen Büros von Brentford nach Chiswick Business Park geriet die Hardware in die Hände eines Entrümplers. Dieser hat Nintendos Hardware für Spieleentwickler an das VGPM-Vereinsmitglied verkauft. Sega beschlagnahmt Nintendo Entwickler-Kits – allerdings geschah dies über recht skurrile Umwege, wenn sich die Geschichte bewahrheiten sollte.
Sega beschlagnahmt Nintendo Entwickler-Kits
Etwa einen Monat vor der Razzia kontaktierte den Händler nach Angaben des News-Portals Time Extention ein Privatdetektiv, der sich ihm gegenüber als potenzieller Käufer ausgab. Möglicherweise tat er dies im Auftrag von Sega, die ihre Geräte zurückhaben wollten. Am Morgen des 14. Juli erschien die City of London Police mit etwa zehn Polizeibeamten. Man verhaftete den Mann wegen des Vorwurfs der Geldwäsche. Die Dev-Kits sowie einige Spielkonsolen hat man auch beschlagnahmt. Der Beschuldigte kooperierte, er blieb jedoch über acht Stunden in Gewahrsam. Einige Zubehörteile blieben bei der Durchsuchung unangetastet. Die Auswahl der beschlagnahmten Geräte verstärkte seine Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Aktion.
Der Verein kontaktierte mehrfach Sega, so auch mit einem formellen Anwaltsschreiben und schriftlich zu Händen der Geschäftsführung. Man hat aber nie eine Reaktion darauf erhalten. Anschließend erhielt er von der Polizei eine Aufforderung, auf das beschlagnahmte Material zu verzichten. Dies wäre aber nur angebracht, wenn es sich nachweislich um Diebesgut handeln würde. Auch ist dem Beschuldigten der Zusammenhang zwischen dem Geldwäschevorwurf und den gezielten Beschlagnahmungen schleierhaft.
Durchsuchungsbeschluss ungültig
Der vorliegende Durchsuchungsbeschluss war offenbar fehlerhaft. Es handelte sich um eine Fotokopie mit Fußnoten, ohne Aktenzeichen oder der zwingend notwendigen Unterschrift eines Richters. Beteiligte Personen waren Mitarbeiter von Sega nebst der Detektive des Büros „Fusion 85„. Die Nennung von Privatpersonen auf einem solchen Dokument ist höchst unüblich. Aufgrund der fehlenden Unterschrift eines Richters war der Beschluss sowieso ungültig.
Was wollte Sega mit den uralten Dev-Kits?
Wenn man davon ausgeht, dass Sega die Entwickler-Kits beim Büroumzug verkauft und man sie somit legal erworben hat, stellt sich die Frage, was am Kauf rechtswidrig sein soll. Wie gelangten die Mitarbeiter von Sega überhaupt an die Hardware des Konkurrenten? Und was wollten sie damit tun? Schließlich sind die Geräte nach heutigem Stand längst überholt.
Die Development-Kits für Nintendos DS, 3DS, Wii und Wii U bleiben nach britischem Recht Eigentum des Herstellers Nintendo. Man hatte sie an die Spielehersteller zeitlich befristet verliehen oder vermietet. Warum also gab man sie nicht an Nintendo zurück? Zumindest scheint festzustehen, dass die Geräte für das Video Game Preservation Museum für immer verloren sind. Die Kollegen von Time Extention haben eine Presseanfrage an Sega geschickt, die bisher nicht beantwortet wurde.