Filmpiraterie
Filmpiraterie
Bildquelle: piqsels.com

Filmpiraterie: viele Schwarzkopien = viele Tickets verkauft!

Eine neue Studie von MUSO besagt, dass sogar die Ticketverkäufe im Kino ein Stück weit von der illegalen Filmpiraterie im Netz abhängen.

Eine neue Studie des auf die Verfolgung von Raubkopien spezialisierten Unternehmens MUSO zeigt, dass die Filmpiraterie eng mit den Einnahmen an den Kinokassen verbunden ist. Wenn die Zahl der raubkopierten Downloads ihren Höhepunkt erreicht oder sich verlangsamt, zeigen die Kinobesuche dieser Filme einen ähnlichen Trend.

Filmpiraterie vs. Nachfrage an der Kinokasse

Dies mag vielleicht merkwürdig klingen, aber die Erkenntnis ist eigentlich ziemlich offensichtlich. Beides steht miteinander in einer Beziehung. Das heißt aber noch lange nicht, dass das eine vom anderen komplett abhängig wäre. Außerdem sind Raubkopierer auch nur Menschen.

Die Analyse von MUSO, die diese Woche vorgestellt wurde, sticht heraus. Mit Pirateriedaten zu Hunderten von Filmen verfügt das britische Unternehmen über eine wahre Fundgrube an Daten. Das Unternehmen beschloss, dies zu nutzen, indem es die Korrelation zwischen Filmpiraterie und Kinobesuchern berechnete.

Konsum von 98 Kinofilmen überprüft

MUSO fand heraus, dass die Nachfrage nach Filmen über legale und illegale Kanäle ähnlich groß ist. Anders ausgedrückt: Die Nachfrage nach Filmen an den Kinokassen folgt dem Interesse an diesen Titeln auf Piratenseiten, insbesondere wenn sie gerade erst erschienen sind. Anders herum verhält es sich genauso.

Kino

Die Studie vergleicht die tägliche Filmpiraterie von 98 Filmen mit ihren offiziellen Einnahmen an der Kinokasse. Zu dieser Daten-Stichprobe gehören beliebte Filme wie „Der König der Löwen“ (2019), „Shang-Chi und die Legende der zehn Ringe“ (2021) und „Spider-man: No Way Home“ aus dem Jahr 2021.

Den Konsum sowohl der legalen als auch der illegalen Kopien hat man ab dem Tag der jeweiligen Veröffentlichung gemessen, bis der Film nicht mehr im Kino lief oder eine Video On Demand- (VOD) Version herauskam.

Zusammenhänge sind naheliegend

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die autorisierte als auch die unautorisierte Nachfrage einem ähnlichen Muster folgt. Die Nachfrage nach Filmen ist am größten, wenn sie gerade erst veröffentlicht wurden. Das Interesse lässt danach in der Regel nach, mit gelegentlichen Spitzen an den Wochenenden.

Blau: Illegaler Konsum. Rot: Verkaufszahlen an der Kinokasse des gleichen Films.

Der Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach Raubkopien und der nach Eintrittskarten an den Kinokassen ist ziemlich groß. Nach Angaben von MUSO kann man das eine als Ersatz für das andere ansehen.

Der Hintergrund ist im Grunde genommen, trivial. Das Interesse der Menschen an Neuerscheinungen erreicht in der Regel früh seinen Höhepunkt und lässt danach nach. Ähnlich verhält es sich mit Filmen, die an den Kinokassen beliebt sind und die auf Piratenseiten gut laufen und umgekehrt. Das ist nicht nur bei der Filmpiraterie so. Bei neuen E-Books, Games für PCs oder Spielkonsolen ist dies sicher auch der Fall. Wenn ein Titel auf den Piratenseiten in einer bestimmten Region gut läuft, müssen die Rechteinhaber zeitnah dafür sorgen, dass er auch legal erhältlich ist. Ansonsten drohen Verluste.

Eine Studie mit Fragezeichen

Die Kollegen von TorrentFreak haben sich die Studie näher angesehen. Sie glauben, bei der Filmpiraterie-Erhebung gingen zu viele Informationen verloren, weswegen die Ergebnisse eher einen Trend anzeigen statt wirklich genau zu sein. Stark beworbene, lang erwartete und somit sehr populäre Filmwerke werden bei den Statistiken sowieso immer weit oben stehen. Das hat MUSO bei der Auswertung aber nicht weiter berücksichtigt. Der etwas hinkende Vergleich Downloads vs. Ticket wird auch bemängelt.

Leider führt man nicht im Detail auf, welche Daten genau genutzt wurden, um den illegalen Konsum zu messen. Die Zahlen der Share- oder Streaming-Hoster, Usenet-Provider, Downloads per FXP-Client oder SFDL-Loader etc. stehen gar nicht öffentlich zur Verfügung. Trotzdem konnten Abhängigkeiten beider Werte festgestellt werden.

Filmpiraterie: Weitere Studie nötig für aussagekräftige Daten

MUSO

Eine weitere Filmpiraterie-Analyse wäre interessant, um zu erkennen, ob es bei einigen Filmen andere Muster gibt. Es könnte bestimmte Bedingungen geben, bei denen das Piraterieaufkommen verringert wäre oder weniger mit den Einspielergebnissen an der Kinokasse zusammenhängen.

Stellt sich allerdings die Frage, ob die vorhandenen Daten nicht schon als ausreichend angesehen werden. Schließlich geht es dem Londoner Unternehmen vor allem darum, den Rechteinhabern ihre kostenpflichtigen Dienste schmackhaft zu machen.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.