Raubkopien auf CD mit einem Kopfhörer (Symbolbild)
Raubkopien auf CD mit einem Kopfhörer (Symbolbild)
Bildquelle: haraldmuc, Lizenz

Niedrigere Preise gegen Piraterie: Zu schön, um wahr zu sein?

Können niedrigere Preise wirklich helfen, Piraterie einzudämmen? Eine neue Studie untersucht den Einfluss von Preisen auf illegale Raubkopien

Piraterie, das illegale Herunterladen und Verbreiten von urheberrechtlich geschützten Inhalten wie Filmen, Musik oder Büchern, ist der Unterhaltungsindustrie schon lange ein Dorn im Auge. Trotz zahlreicher Abmahnungen und Strafen scheint das Phänomen nicht auszusterben. Ein häufig genannter Grund für Raubkopien ist der finanzielle Aspekt – die Preise für legale Inhalte werden als zu hoch empfunden. Doch kann eine Preissenkung die Piraterie wirklich eindämmen?

Niedrigere Preise gegen Piraterie: Neue Studie bringt Licht ins Dunkel

Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Georgia Tech, der Chapman University und der Carnegie Mellon University hat untersucht, ob niedrigere Preise für legale Inhalte die Piraterie eindämmen könnten. Den Forschern bot sich eine einmalige Gelegenheit, ihre Theorie zu testen, als die EU-Mitgliedstaaten 2019 den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für E-Books einführten. Durch diese Gesetzesänderung sanken die Preise für E-Books in einigen Ländern, darunter Irland, um 14 Prozent.

Könnten günstigere Preise für z.B. E-Books die Piraterie beeinflussen?
Könnten günstigere Preise für z.B. E-Books die Piraterie beeinflussen?

Die Forscher analysierten die Besucherzahlen auf Buchpiraterieseiten in Irland vor und nach der Preissenkung. Die Ergebnisse verglichen sie mit anderen EU-Ländern ohne Preisänderung. Dabei wurde zwischen direktem und indirektem Traffic auf diesen Seiten unterschieden. Während die Zahl der direkten Besuche, also der „Hardcore-Piraten“, unverändert blieb, ging der indirekte Traffic, also der der „Gelegenheitspiraten“, um mindestens 27 Prozent zurück.

Hardcore- vs. Gelegenheitspiraten – wer lässt sich von Preisen locken?

Diese Ergebnisse der Studie zu Piraterie deuten darauf hin, dass „Hardcore-Piraten“, die Raubkopien fest in ihr Konsumverhalten integriert haben, von Preissenkungen kaum beeinflusst werden. Gelegenheitspiraten hingegen, die nach kostenlosen Alternativen suchen, sind eher bereit, für legale Inhalte zu zahlen, wenn diese erschwinglich sind. Dies berichtet TorrentFreak in einem aktuellen Artikel.

Für Unternehmen und Kreative, die unter Piraterie leiden, könnten die Ergebnisse der Studie einen Lösungsansatz bieten. Anstatt viel Geld und Aufwand in die Verfolgung und Abschreckung von „Hardcore-Piraten“ zu investieren, könnte es sich lohnen, sich auf die Gruppe der Gelegenheitspiraten zu konzentrieren.

Mögliche Maßnahmen zur Reduzierung der Gelegenheitspiraterie

Mögliche Maßnahmen, um Piraterie bzw. zumindest das Piraterieverhalten von Gelegenheitspiraten zu unterbinden, wären z.B:

  • Dauerhafte Preissenkungen und Rabattaktionen für legale Inhalte.
  • Attraktive Streaming- und Abo-Angebote zu günstigen Preisen.
  • Bequeme und zielgruppengerechte Zahlungsmöglichkeiten.

Am Ende wird es immer „Hardcore-Piraten“ geben, die keine Kosten scheuen. Die Herausforderung für Kreative und Rechteinhaber bleibt, einen Mittelweg zwischen fairen Preisen und auskömmlichen Einnahmen zu finden. Denn nur wenn es attraktive legale Alternativen gibt, werden sich auch Gelegenheitstäter von der Piraterie abwenden.

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Sunny

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Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.