Ein Fingerabdruck unter einer Lupe
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Bildquelle: jamesgroup, Lizenz

Nutzerdatenanfragen: Deutsche Behörden führend in Europa

Deutschland ist das Land mit den meisten Nutzerdatenanfragen in Europa. Aber auch weltweit sind deutsche Behörden führend.

Die digitale Welt wächst und mit ihr das Interesse von Behörden an den Nutzerdaten großer Tech-Unternehmen wie Apple, Meta, Google und Microsoft. Diese Unternehmen erhalten regelmäßig Nutzerdatenanfragen von Regierungen aus aller Welt, die Zugang zu bestimmten Userkonten verlangen. Besonders auffällig ist dabei die Rolle Deutschlands. Die Bundesrepublik führt in Europa die Liste der Länder an, die am häufigsten Datenanfragen stellen. Aber es kommt noch besser:

Laut einem Bericht von SurfShark hat Deutschland zwischen 2013 und 2022 die Daten von mehr als 709.400 Nutzerkonten angefordert. Das entspricht 8 Prozent aller weltweit abgefragten Konten und erstaunlichen 57 Prozent aller Anfragen in Westeuropa. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit auf Platz zwei hinter den USA.

Zunahme der Nutzerdatenanfragen von Behörden in den letzten zehn Jahren

Die steigende Zahl der Nutzerdatenanfragen lässt sich mit dem zunehmenden Informationsbedarf der Behörden zur Aufklärung von Straftaten und zur Wahrung der nationalen Sicherheit erklären.

Behördliche Nutzerdatenanfragen
Behördliche Nutzerdatenanfragen

Interessant ist, dass die Hälfte der Länder in den Top 10 der Staaten mit den meisten Anfragen innerhalb der EU liegt. Neben Deutschland sind dies Frankreich, Irland, Portugal und Belgien. Staaten wie Singapur, Großbritannien, Südkorea und Brasilien vervollständigen die Liste.

Ein weiteres interessantes Detail des Berichts ist die Offenlegungsquote der großen Technologieunternehmen. Im Durchschnitt haben diese Unternehmen 72 Prozent der Anfragen nach Nutzerdaten beantwortet. Apple sticht hier besonders hervor. Das Unternehmen hat seine Offenlegungsquote seit 2016 von 75 Prozent auf beeindruckende 83 Prozent im Jahr 2022 gesteigert. Der Durchschnittswert von Apple liegt damit bei 82 %, während Google, Meta und Microsoft etwas niedrigere Werte aufweisen. Google mit 72,9%, Meta mit 72,8% und Microsoft mit 67%. Dies berichtet Günter Born in einem aktuellen Blogbeitrag.

Deutschland: führend in Europa

Mit durchschnittlich 850 beantragten Nutzerdaten pro 100.000 Einwohner in den letzten zehn Jahren nimmt Deutschland auch im internationalen Vergleich einen der vorderen Plätze ein. Zum Beispiel liegt Österreich mit 136 Konten pro 100.000 Einwohner weit abgeschlagen auf Platz 22 und die Schweiz mit 245 Konten pro 100.000 Einwohner auf Platz 15.

Nutzerdaten sind heiß begehrt
Nutzerdaten sind heiß begehrt

Die deutschen Behörden haben mehr als siebenmal so viele Anfragen pro Einwohner gestellt wie der weltweite Durchschnitt, der bei 115 Accounts pro 100.000 Einwohner liegt. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie stark die deutsche Regierung auf die Sammlung von Nutzerdaten fokussiert ist.

Datenschutz und staatliche Überwachung

Die Zunahme staatlicher Anfragen nach Nutzerdaten führt unweigerlich zu Diskussionen über die Balance zwischen Sicherheit und Privatsphäre. Ein aktueller Gesetzesvorschlag des Europarates zur sogenannten Chatkontrolle könnte den staatlichen Zugriff auf private Daten weiter ausdehnen.

Demnach müssten Nutzer zustimmen, dass ihre Textnachrichten, Audiodateien und andere Materialien vor der Verschlüsselung gescannt werden. Dies würde den Behörden zwar mehr Instrumente zur Bekämpfung schwerer Straftaten an die Hand geben, könnte aber gleichzeitig das Grundrecht auf Privatsphäre erheblich beeinträchtigen.

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.