In Österreich wurde ein illegales IPTV-Netzwerk mit bis zu 80 Verdächtigen ausgehoben. Den Tätern drohen langjährige Haftstrafen.
Eines vorweg: Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon Prime sind für viele von uns unverzichtbare Begleiter im Alltag geworden. Doch was wäre, wenn man diese Dienste für einen Bruchteil des Preises nutzen könnte? Klingt verlockend, oder? Genau das dachten sich auch Zehntausende Menschen in Österreich und Deutschland und griffen auf illegale Streaming-Angebote zurück. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie ein Netzwerk von IPTV-Piraten in Österreich aufgedeckt wurde und was den mutmaßlichen Betrügern droht.
Illegales IPTV-Netzwerk in Österreich: Die Spur des Verbrechens
IPTV, kurz für „Internet Protocol Television“, ermöglicht den Empfang von Fernsehinhalten über das Internet. Klingt legal, oder? Aber die Schlüsselwörter sind hier „unerlaubt“ und „illegal“. Ein kriminelles Netzwerk von bis zu 80 Tätern hat illegale IPTV-Zugänge verkauft und damit einen Schaden in Millionenhöhe verursacht.
Am Anfang stand die Anzeige eines deutschen Pay-TV-Anbieters wegen Urheberrechtsverletzung. Die Ermittlungen führten nicht nur nach Deutschland, sondern auch nach Österreich, wo das zuständige Bundeskriminalamt den Fall übernahm.
Die Verdächtigen, allesamt türkische Staatsbürger in Österreich und Deutschland, nutzen geschickt Mundpropaganda, um ihr illegales IPTV-Netzwerk zu verbreiten. Einige von ihnen sind Informatiker mit HTL-Ausbildung. Seit 2016 entschlüsseln sie verschlüsselte TV-Signale und bieten diese unter der Hand an. Vor allem vor Großereignissen wie der Fußball-EM 2024 florierte das Geschäft.
Ein Geschäftsmodell, das sich bezahlt macht
Für ca. 100 Euro pro Jahr konnten Kunden Zugang zu verschlüsselten Signalen im illegalen IPTV-Netzwerk erhalten. Die Verdächtigen entschlüsselten die Signale und verkauften sie weiter. Im nächsten Schritt stellten die Haupttäter Server zur Verfügung, die das illegale Streaming ermöglichten. Schließlich verkauften die Distributoren die Zugänge zu Preisen zwischen 20 und 40 Euro, während die „legalen“ Endkunden normalerweise das Drei- bis Vierfache (oder mehr) bezahlen müssen. Der Schaden könnte demnach in die Milliarden gehen. Dies berichtet der Kurier in einem aktuellen Artikel.
Die Betrüger lockten ihre potenziellen Kunden auch über soziale Medien wie TikTok und Facebook an, und das Geschäft verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Käufer wurden sogar als Verkäufer rekrutiert. Das illegale IPTV-Netzwerk florierte bis zu den Razzien im Frühjahr und Spätsommer 2023.
Die Razzien und ihre Folgen
Die österreichische Polizei führte zwei Großrazzien durch und nahm 20 Verdächtige fest. Bankguthaben in Höhe von 1,6 Millionen Euro, Bargeld und ein Audi A7 wurden beschlagnahmt. Die Festgenommenen sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, müssen sich aber wegen gewerbsmäßigen Betrugs, Geldwäsche und Urheberrechtsverletzungen vor Gericht verantworten. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft.