Denuvo-DRM-Cracking: 20 Prozent Umsatz-Verlust durch Raupkopien
Denuvo-DRM-Cracking: 20 Prozent Umsatz-Verlust durch Raupkopien
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Denuvo-DRM-Cracking: 20 % Umsatz-Verlust durch Raubkopien möglich

Eine Studie soll am Beispiel von Denuvo-DRM-Cracking die Auswirkungen von Raubkopien auf den Umsatz der Game-Publisher aufzeigen.

William Volckmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter von The University of North Carolina (UNC), beschäftigte sich in der kürzlich veröffentlichten Studie „The Revenue Effects of Denuvo Digital Rights Management on PC Video Games“ mit den Auswirkungen von Denuvo-DRM-Cracking auf den Verkauf von Spielen. Dabei nahm er die Verkaufszahlen von Windows-Games vor der Veröffentlichung geknackter Versionen von Denuvos DRM-Schutz und danach unter die Lupe.

Das Thema über die Auswirkungen der Piraterie auf den Verkauf von Spielen führte schon immer zu kontroversen Diskussionen. Die Meinungen gehen dabei darüber auseinander, ob jeder raubkopierte Download als entgangener Verkauf betrachtet werden sollte oder ob die meisten Raubkopierer ohnehin nicht für das Spiel bezahlen würden. Oder aber tauge Piraterie gar als Mundpropaganda, also als Werbung? Eine aktuelle Studie untersuchte durch Denuvo-DRM geschützte Spiele, um real beurteilen zu können, wie sich Piraterie konkret auf die Einnahmen auswirkt.

Verkaufszahlen sollen Umsatzauswirkungen beleuchten

Wie ArsTechnica in einem aktuellen Artikel berichtete, analysierte Volckmann in seiner Studie insgesamt 86 durch das Denuvo-System geschützte Spiele in einem Zeitraum zwischen 2014 und 2022. Dabei verglich er die Einnahmen durch den Verkauf der Games vor und nach der Freischaltung vom Denuvo DRM-Schutz. Im Ergebnis zeigte sich, dass der Umsatzrückgang stärker ausfiel, wenn der Crack bereits unmittelbar nach der Spiele-Veröffentlichung in Umlauf gekommen ist.

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Zeitnahes Denuvo-DRM-Cracking könne zu 20 Prozent Umsatz-Einbuße führen

Finanzielle Verluste hängen folglich von der für die Cracks benötigte Zeit ab. Spiele, die bereits in der ersten Woche vom Denuvo DRM-Schutz freigeschaltet sind, können gemäß der Studie zu Einbußen von bis 20 % des erwarteten Umsatzes führen. Hingegen reduziert eine Freischaltung nach sechs Wochen diese Auswirkungen auf nur 5 %. Nach 12 Wochen sind die Auswirkungen auf den Umsatz minimal, da der Spitzenumsatz bereits überschritten ist.

Der Denuvo Anti Tamper-Kopierschutz ist somit besonders effektiv in der ersten Verkaufsphase, also den ersten 12 Wochen nach der Einführung, wenn die meisten Spiele ihr höchstes Umsatzvolumen erzielen. Volckmanns Daten stimmen gemäß ArsTechnica mit den öffentlichen Aussagen des Denuvo-Herstellers Irdeto überein. Deren DRM wäre erforderlich, um das entscheidende Zeitfenster nach der Veröffentlichung eines Spiels zu schützen. Im Jahr 2024 wurden von den 28 von Denuvo geschützten Spielen 26 noch nicht geknackt, was eine Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des Systems zeigt.

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Das Unternehmen betonte gegenüber ArsTechnica, dass das Ziel von Denuvo nicht darin besteht, die Piraterie dauerhaft zu stoppen. Sie solle sie nur in diesem kritischen Zeitfenster verzögern. Robert Hernandez, VP of Sales bei Denuvo, führte bereits 2017 aus:

„Wir positionieren Denuvo Anti Tamper nicht als unknackbar – das ist keine Anti-Piraterie-Lösung. Unser Ziel ist es jedoch, jeden Titel während des entscheidenden ersten Verkaufsfensters, wenn die meisten Verkäufe getätigt werden, vor Piraterie zu schützen.“

In der Studie bezeichnet William Volckmann Denuvo Anti-Tamper als:

„Eine Technologie zur Verwaltung digitaler Rechte, die seit 2014 in vielen PC-Videospielen eingesetzt wird. Ihr erklärter Zweck besteht darin, die unbefugte Verbreitung von Software für einen ausreichend langen Zeitraum zu verhindern, um frühe Einnahmen vor der Verdrängung zu schützen. Es funktioniert, indem jeder Kopie eines Spiels ein „einzigartiges Authentifizierungsticket“ zugewiesen wird, eine Art Lizenz, die von allen möglichen Faktoren wie der Hardware-ID geprägt ist. Da Denuvo in den Code eines Spiels integriert ist, kann man ihn nicht einfach knacken.“

Empress aka Voksi galt lange Zeit als einer der wenigen Cracker, der in der Lage war, den DRM-Schutz von Denuvo auszuhebeln. Nach seinem Rückzug fanden sich jedoch schnell Nachfolger. Doch aus der Richtung kam in den letzten Monaten auch nicht mehr viel.

Unter Gamern gilt Denuvo als umstritten

Weil die Kopierschutzsoftware Ladezeiten und die Performance von Games beeinträchtigen kann, gilt Denuvo unter Gamern als umstritten. Volckmann wies im Rahmen der Studie zudem darauf hin:

„Es gibt jedoch kaum eine Rechtfertigung dafür, Denuvo langfristig (d. h. länger als drei Monate) einzusetzen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass Denuvo negative technische Nebenwirkungen haben kann und bei den Benutzern im Allgemeinen unbeliebt ist.“

Da es schwierig war, Verkaufsdaten zu erhalten, verwendete die Studie einen Proxy. Als solchen benennt Volckmann eine Kombination aus Bewertungen von Steam-Nutzern und der Anzahl aktiver Spieler, um Umsatzrückgänge abzuschätzen. Gemäß ArsTechnica räume Volckmann zwar ein, „dass diese unvollkommenen Schätzungen „die größte Einschränkung dieser Studie“ darstelle. Doch jegliche Schätzungsabweichungen von den tatsächlichen Verkaufsdaten scheinen sich bei den verschiedenen Spielen in der Stichprobe wahrscheinlich aufzuheben“.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.