Laut einer Studie von Digitalt Ansvar ignoriert Snapchat die meisten Meldungen über Drogenverkäufe. Die Händler zeigt man bevorzugt an.
Nach Angaben der Studie von Digitalt Ansvar trägt Snapchat aktiv dazu bei, die Profile von Drogenverkäufern zu verbreiten. Dies gelte sogar für Kinder im Alter von bis zu 13 Jahren. Die Betreibergesellschaft weigerte sich, 75 % der Drogenprofile zu entfernen, die Digitalt Ansvar der Plattform gemeldet hat. Das zeigt eine neue Studie der Organisation, die das schwierige Verhältnis zwischen Snapchat und Drogen verdeutlicht.
Snapchat ignorierte einen Großteil der Meldungen wegen Drogen
Von 40 Meldungen über offensichtlich illegale Drogenprofile entfernte Snapchat nur 10 Profile innerhalb von vier Monaten. Laut dem Direktor der Organisation, die die Studie durchführte, sei dies „erschreckend wenig“. Über Betrugsmaschen mit Jugendlichen oder den Umgang dieses sozialen Netzwerks mit dem Thema Mobbing haben wir in den vergangenen Jahren bereits berichtet.
Dass der Missbrauch von Opioiden und Kokain unter Minderjährigen zunimmt und die Präsenz der Händler in den sozialen Medien zu dieser Entwicklung beiträgt, sei allgemein bekannt, so die Studie, die man sich hier im Original durchlesen kann. Daher sei es geradezu „erschreckend„, dass Snapchat „die Augen verschließt„, wenn auf ihrer Plattform Drogen verkauft werden, schrieb Ask Hesby Holm in seiner Pressemitteilung.
Suche nach Drogen für Minderjährige erschreckend einfach
Die Suche nach den Drogen gestalte sich beklemmend einfach. Man müsse nur nach Profilen mit den Namen „Code“ oder „Hash“ etc. suchen. Über vier gefälschte Testprofile von 13-Jährigen konnte Digitalt Ansvar recht schnell eine überwältigende Anzahl dänischer Profile ausfindig machen. Schon aufgrund der Namen der Profile wiesen sie deutlich darauf hin, dass Unbekannte darüber verschiedene Arten illegaler Drogen wie Kokain, Opioide, Haschisch und illegale Puff Bars verkauften. Wenn man es nur wollte, könnte Snapchat die Profile mit den einschlägig bekannten Begriffen filtern.
Identifikation der Drogenhändler wäre einfach
Die Betreiber von Snapchat könnten sich nicht damit entschuldigen, dass es schwierig sei, ihr Netzwerk zu moderieren. Es wäre trivial, die Profile der Händler anhand ihrer Namen zu identifizieren. Stattdessen habe man sich selbst zu einem „attraktiven Handelsplatz für Kriminelle gemacht, die dort ganz offen Drogen verkaufen können, ohne dass die Plattform eingreift„. Besonders prekär ist die Situation, weil Snapchat zumeist von Jugendlichen benutzt wird. Nach eigenen Angaben erreicht diese App 90 Prozent aller Kinder und Jugendliche in Skandinavien.
Algorithmus von Snapchat zeigt Drogenprofile bevorzugt an
Die Untersuchung ergab, dass Snapchat die Kontaktanbahnung mit anderen Nutzern empfiehlt – darunter Kinder und Jugendliche, die selbst nie nach solchen Inhalten gesucht oder mit den Händlern interagiert haben. In nur wenigen Stunden hat man zwei neuen 13-jährigen Testprofilen allein aufgrund einer Verbindung zu einem Nutzer, der mit Drogenprofilen befreundet war, bis zu 70 Drogenprofile empfohlen. Es müsse nur jemand aus dem Freundeskreis oder der Familie mit dem Thema in Verbindung stehen. Dies wäre schon ausreichend, dass solche Händler vermehrt sichtbar sind. So schlug man den Testaccounts vermehrt vor, den Accounts der Drogenhändler eine Freundschaftsanfrage zu schicken. Snapchat, Drogen und Kinder – viel übler geht es kaum!
Warum hat man die gemeldeten Profile nicht gelöscht?
Die Organisation Digitalt Ansvar geht davon aus, dass sich Snapchat womöglich sogar strafbar macht, weil man derart viele Nutzermeldungen ignoriert. Dies würde gegen die EU-Vorschriften zur Durchsetzung vom Digital Services Act (DSA, Artikel 14(4)) verstoßen. Letztendlich könnte die Betreibergesellschaft sogar ihre Haftungsfreistellung (DSA, Artikel 6) verlieren. Das könnte dazu führen, dass man möglicherweise sogar wegen Beihilfe zum Drogenhandel für die gemeldeten, aber nicht entfernten Profile haftbar gemacht wird. Im ersten Schritt müsse man die einschlägig bekannten Begriffe als Profilnamen unterbinden. So wäre es möglich, die Händler der BTM-pflichtigen Stoffe auf einen Schlag unsichtbar zu machen.
Die Studie lief über vier Monate
Die Untersuchung hat man über einen Zeitraum von vier Monaten von März bis Juni 2025 mithilfe von vier gefälschten Testprofilen im Alter von 13 Jahren durchgeführt. Im Rahmen der Studie trat man mit den Händlern in Kontakt, um sich in der privaten Korrespondenz unter dem Vorwand des Interesses am Kauf von Drogen bestätigen zu lassen. Anschließend meldete man 40 Drogenprofile. Von den 40 Profilen bestanden 30 auch Wochen nach der Meldung an Snapchat, die man auf verschiedene Arten durchgeführt hat.