Anno 117: Pax Romana
Anno 117: Pax Romana
Bildquelle: ChatGPT

Anno 117: Pax Romana setzt auf Denuvo und enttäuscht damit viele Fans

Anno 117: Pax Romana setzt auch auf Denuvo. Ubisoft wollte mit dem neuen Spiel einen großen Schritt zurück in die Vergangenheit machen.

Unser Kommentar: Ubisoft wollte mit „Anno 117: Pax Romana“ einen großen Schritt zurück in die römische Antike vollziehen. Die Welt dieses Spiels wirkt stimmig, das Konzept ist toll und der erste Eindruck zeigt viel Potenzial. Das wäre eigentlich perfekt gewesen, um sich in der kalten, dunklen Jahreszeit hinter den Monitor zu verkrümeln. Doch noch bevor der Aufbau beginnt, fällt ein Punkt ins Gewicht, der die Stimmung deutlich dämpft. Auch Anno 117 nutzt wie Anno 1800 den Denuvo-Anti-Tamper-Schutz. Man bringt damit einen alten Konflikt zurück, den man eigentlich für längst überwunden geglaubt hatte.

In den vergangenen Jahren zeigte sich immer wieder, wie stark dieser verdammte Kopierschutz den Spielfluss beeinträchtigen kann. Nicht weil er Kopien verhindert, sondern weil er die Spieler einschränkt, die den Titel regulär kaufen. Die Debatte ist längst kein Randthema mehr. Sie zeigt deutlich, wie weit die Interessen von Publishern und Spielern inzwischen auseinanderliegen und wie wenig Vertrauen man den eigenen Fans entgegenbringt.

Warum die Entscheidung für Denuvo wie ein Rückschritt wirkt

Bereits im Ubisoft Connect Launcher wird deutlich, wie wenig von einem Kauf tatsächlich übrig bleibt. Dort wird klar angezeigt, dass man keine eigene Software besitzt, sondern lediglich eine Lizenz nutzt, die Ubisoft jederzeit ändern oder den Spielern entziehen kann. Das Vorgehen hat sich inzwischen in der gesamten Branche etabliert und entspricht einem Markt, der sich immer weiter von echtem Besitz entfernt. Man bezahlt dafür, etwas für eine gewisse Zeit zu den Bedingungen des Anbieters benutzen zu dürfen. Das ist leider auch bei Anno 117: Pax Romana der Fall.

Andere Unternehmen zeigen, wohin dieser „reudige“ Trend führen kann. EA weist mittlerweile erhebliche saudische Beteiligungen auf. Der Publisher dient als Beispiel dafür, wie abhängig große Studios von externen Geldströmen geworden sind, die nachweislich schmutzig sind. Die Kontrolle über die eigenen Spiele wird dadurch zunehmend unsicher. Für Käufer bleibt unklar, wie lange der Zugriff auf ein Produkt bestehen bleibt, wenn sich die Strategien oder Interessen der Hersteller oder ihrer Geldgeber verändern sollten.

Römer bei der Mahlzeit

In Kombination mit Denuvo entsteht ein Paket, das man lieber umgehen möchte. Es ist eine technisch spürbare Hürde und gleichzeitig ein rechtlich unsicheres Modell. Wer ein Spiel langfristig nutzen möchte, steht am Ende schlechter da als jemand, der schlicht wartet oder auf spätere, vielleicht sogar gecrackte Versionen hofft.

Der Multiplayer-Modus von Anno macht Probleme

Auch sind jüngst Probleme im Umgang mit dem neuen Anno bekannt geworden. Wer Mitspieler in ein bereits laufendes Spiel einlädt, bei dem kommt es mitunter zu Verbindungsfehlern. Tretet ihr hingegen einem laufenden Live-Spiel bei, lädt der neue Spieler aus Versehen statt der Multiplayer-Version eine Einzelspieler-Version des Spielstands. Bei Reddit berichten Spieler zudem über eine fehlerhafte Synchronisation, die letztlich dazu führt, dass die Partie mit einer Fehlermeldung unterbrochen wird. Es sind offenbar die vielen Kontoschichten und DRM-Maßnahmen, die offenbar die Fehleranfälligkeit von Anno erhöhen und dafür sorgen, dass das Spiel nicht mehr so geschmeidig läuft.

Die technischen Folgen sind spürbar

Zu den strukturellen Problemen kommen die bekannten kopierschutzbedingten Nachteile hinzu. Seit Jahren berichten viele Spieler von erhöhter Systemlast, längeren Ladezeiten oder merkwürdigen Latenzen. Vielleicht trifft das bei Anno 117: Pax Romana aufgrund des Settings weniger zu, aber die Verzögerungen und Lags bei Anno 1800 waren deutlich spürbar. Sicher ist das jedoch nie.

Modding leidet ebenfalls häufig darunter. Die Spiele leben traditionell von tiefen Spielständen über viele Tage oder Wochen und von kreativen individuellen Anpassungen. Doch solche Freiheiten geraten schnell ins Wanken, sobald ein DRM System permanent im Hintergrund prüft, kontrolliert und legitimiert. Modifikationen der Nutzer sind schlichtweg nicht erwünscht.

Colusseum in Rom

Die zusätzliche Absurdität beim Steam Kauf

Wer sich für die Steam-Version entscheidet, bekommt eine weitere typische Unart zu spüren. Zwar entfällt der klassische Doppel Launcher-Zwang aus früheren Zeiten. Doch wirklich viel hat sich nicht geändert. Ein Ubisoft Konto bleibt bei diesem Spiel Pflicht. Ubisoft Connect wird trotzdem mit aktiver Internetverbindung benötigt. Man hätte hoffen können, dass sich im Vergleich zu Anno 1800 in dieser Hinsicht etwas zum Positiven entwickelt – doch das ist leider nicht der Fall.

Am Ende kauft man ein Spiel für eine Plattform, die eigentlich für Übersicht und Einfachheit steht. Man landet dennoch in einem zusätzlichen System, das sich dazwischen schiebt. Das ist einfach nur ärgerlich. Microsoft und EA können es, warum also nicht Ubisoft? Oder anders gefragt: Warum will es der Publisher nicht?

Wie gut läuft das Spiel unter Linux?

Wer Anno 117: Pax Romana unter Linux spielen möchte, erlebt gemischte Gefühle. Auf ProtonDB erreicht das Spiel den Status „Platinum“. Theoretisch sollte es also laufen, doch in Wirklichkeit läuft es nicht so glatt.

Manche Systeme benötigen Startparameter, andere erfordern eine bestimmte Proton Version. In Foren berichten Nutzer über Probleme mit dem Wayland-Protokoll, Nvidia-Treibern oder dem Ubisoft Connect Prozess.

Dass das Spiel überhaupt läuft, ist bei einem modernen Ubisoft Titel keine Selbstverständlichkeit. Zwar ist es kein extremes „Gefrickel“ mehr wie früher, aber es läuft nicht einfach ohne Aufwand, wie viele andere Spiele. Wenn es einmal funktioniert, dann läuft es stabil, doch der Weg dorthin kann mühsam sein. Unter diesen Bedingungen ist das Platinum Ranking nachvollziehbar, aber nicht selbstverständlich.

Rom brennt.

Was bedeutet das für Anno 117: Pax Romana?

Anno lebt von Ruhe, Tiefe und langen Sessions. Die Spiele profitieren davon, dass die Gamer in das Szenario vollständig eintauchen und ihre Welt im eigenen Tempo zu gestalten. Denuvo, temporäre Lizenzen und zusätzliche Kontoschichten zerstören genau dieses Gefühl. Statt eines klaren Einstiegs entsteht ein unnötiges Geflecht aus Prüfungen und Abhängigkeiten, das schon vor dem Bau des ersten Gebäudes störend wirkt und während des Spielens immer präsent bleibt.

Für Menschen, die Wert auf eine langfristige Nutzung, Archivierung oder Modding legen, ist diese Kombination kaum tragbar. Unter Linux kommt hinzu, dass zunächst abhängig von der Hardware eine ausführliche Bastelstunde nötig ist, bevor das Spiel zuverlässig läuft. Immerhin ist Denuvo nicht das Hauptproblem beim Linux Support.

Anno 117: Pax Romana – unser Fazit

Die Fortsetzung „Anno 117: Pax Romana“ hätte ein starkes Kapitel der traditionsreichen Reihe werden können. Doch der Einsatz von Denuvo sowie die erneute Bindung an Ubisoft Connect überschatten den Start deutlich. Es ist unklar, wie lange der Zugriff tatsächlich bestehen bleibt und ob der Publisher die Bedingungen irgendwann ändert.

Abwarten ist deshalb die vernünftigste Entscheidung. Vielleicht folgt später eine Version ohne Denuvo oder ein Patch, der die Situation entschärft. Bis dahin bleibt ein Spiel, das mehr Hürden mitbringt als nötig und viele Fans bereits vor der ersten römischen Straße ausbremst.

Ich studiere Politikwissenschaft und Japanisch. Vorher habe ich vier Jahre bei der Bundeswehr gedient und hatte dort meine ersten professionellen Berührungspunkte mit IT, im Bereich Netzwerk Aufbau etc.