Kindle Unlimited-Angebot für kindle Reader
Kindle Unlimited-Angebot für kindle Reader
Bildquelle: tablethelpline, Lizenz

Kindle Unlimited: Amazon entfernt raubkopierte E-Books

Auf Piratenseiten erscheinende E-Books verstoßen gegen die Amazon-Exklusivitätsvereinbarung. Der Konzern entfernt diese aus Kindle Unlimited.

Amazon verlangt in seinen Richtlinien von Autoren, die für den Verkauf ihrer E-Books auch die Vorteile von KDP Select, auch bekannt als Kindle Unlimited, nutzen wollen, dass der Titel ausschließlich dafür verwendet wird.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die E-Books auf keiner anderen Website wie konkurrierenden Shops erscheinen dürfen. Auch nicht auf Piratenseiten. TorrentFreak berichtete darüber.

Amazon duldet offenbar nicht, dass exklusiv über Kindle Unlimited angebotene Bücher auch als Raubkopien auf illegalen Portalen auftauchen. Werden solche Verstöße gegen die Exklusivitätsvereinbarung festgestellt, so entfernt der Konzern kurzerhand die Titel aus dem Angebot von Kindle Unlimited.

Amazon – Segen und Fluch zugleich für Autoren?

Einerseits ist Amazon, besonders für Indie-Autoren, ein Segen. Auf der Plattform können sie ihre Bücher selbst veröffentlichen. Bei Bedarf räumt Amazon auch die Möglichkeit zum Buchdruck ein.

Insbesondere eröffnet das Geschäftsmodell KDP Select, über das Bücher auf Kindle Unlimited verfügbar gemacht werden, Lesern die Möglichkeit, E-Books ausprobieren zu können. Außer den Abonnement-Gebühren fallen weiter keine Kosten an.

Andererseits liegt es nicht im Einflussbereich der Autoren, dass ihre Titel gerade auf Piratenportalen erscheinen. Neben dem ohnehin schon vorhandenen Ärger über den entgangenen Gewinn durch das kostenlose Zurverfügungstellen geht dies noch einher mit ihrer Verbannung aus Kindle Unlimited. Diese Tatsache sorgte für berechtigten Unmut bei den Autoren.

Raven Kennedy Books, Kindle Unlimited
Ausschnitt eines Postings von Raven Kennedy Books bei Facebook, Quelle, thx!

Autoren üben massive Kritik an Buchentfernung aus Kindle Unlimited

Der Blog TorrentFreak berichtete konkret über zwei Fälle, bei denen sich Autoren diesbezüglich an die Öffentlichkeit wandten. Zum einen veröffentlichte Raven Kennedy auf Instagram, dass Amazon, ihr wiederholt „Drohungen“ geschickt hätte.

Dies führte schließlich dazu, dass Amazon ihre Bücher aus Kindle Unlimited entfernte, siehe Screenshot oben. Der Konzern begründete den Schritt mit einer Veröffentlichung der Werke auf Piratenseiten und einem Verstoß gegen die Vereinbarungen. Die Autorin ist bekannt für die Serie „The Plated Prisoner“. Besorgt ließ sie verlauten:

„Urheberrechtsverletzungen liegen außerhalb meiner Kontrolle. Obwohl ich einer Firma viel Geld dafür bezahle, dass sie in meinem Namen Abmahnungen einreicht und das Internet ständig nach Raubkopien durchsuche, kann ich nicht mit all dem geistigen Diebstahl Schritt halten. Und anstatt die Autoren zu unterstützen und ihnen zu helfen, bedroht Amazon mich. Das Ironische daran ist, dass diese Raubkopierer die Dateien von Amazon erhalten.“

Von einer ähnlichen Erfahrung berichtete zudem Carissa Broadbent. Auch hier hat Amazon ein Buch aus Kindle Unlimited entfernt, ohne dass die Autorin etwas dagegen tun konnte. Sie veröffentlichte über die Plattform die Trilogie „The War of Lost Hearts“. Mit Befremden stellte sie fest:

„Vor ein paar Stunden erhielt ich eine E-Mail von [Amazon], in der mir mitgeteilt wurde, dass „Children of Fallen Gods“ ohne Vorwarnung aus dem Kindle Store entfernt wurde, weil der Inhalt ‚frei im Internet verfügbar‘ sei – also Piraterie, über die ich keine Kontrolle habe.“

Offenbar ist es den beiden Autoren gelungen, die Probleme mit Amazon beizulegen. Ihre Bücher sind auf Amazon aktuell jedenfalls wieder verfügbar.

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Wird Petition Änderungen herbeiführen?

Um eine generelle Lösung des Problems anzustreben, startete die Autorin Marlow Locker eine Petition auf Change.org als Weckruf an Amazon. Mit einer Reihe von Forderungen will sie damit Änderungen herbeiführen. Für Locker ist es völlig absurd, dass Amazon „einen Autor bestraft, indem es sein Buch aus KDP Select entfernt“. Sie schreibt:

„Viele unabhängige Autoren haben nicht die Ressourcen, die juristische Ausbildung und die Mittel, um diese Websites zu bekämpfen, wenn ihre Arbeit ohne ihre Zustimmung kostenlos veröffentlicht wird“.

Ohnehin hielten sich die meisten Autoren an die Ausschließlichkeitsanforderungen. Ihnen sind allerdings die Hände gebunden, insofern sich die Vereinbarungen ihrem Einflussbereich entziehen. Bei der Piraterie ist das eindeutig der Fall, vor allem, wenn sie in fast industriellem Maßstab erfolgt.

Die Petition stieß bereits auf breite Akzeptanz. Davon zeugen 35.044 Unterschriften und es kommen immer noch neue hinzu.

Amazon teilte TorrentFreak mit, sie seien sich der Autoren-Beschwerden bewusst. Sie wollen künftig mit den betroffenen Autoren zusammenarbeiten, um eine angemessene Lösung zu finden. Das Unternehmen betont, dass Bücher, die aus Kindle Unlimited entfernt werden, weiterhin im regulären Amazon Store zum Verkauf angeboten werden.

Kindle Unlimited

Des Weiteren sollen Autoren künftig „eine Vorwarnung mit einer verlängerten Frist“ erhalten. Damit wollen sie die Möglichkeit einräumen, dass Autoren das Problem lösen können. Dann erst wollen sie Maßnahmen ergreifen.

Nur wie bitte können Autoren auf Betreiber von Webwarez-Seiten Einfluss nehmen, um ihre Werke löschen zu lassen? Das ist schwer bis unmöglich. Ein Amazon-Sprecher erklärte:

„Wir begrüßen das Feedback der Autoren und arbeiten direkt mit ihnen zusammen, um alle Probleme oder Fehler zu beheben, die ihre Konten betreffen“.

Wie TorrentFreak zusammenfassend feststellt, wäre es allerdings am sinnvollsten:

„wenn Amazon seine KDP-Select-Richtlinie aktualisieren würde, um Raubkopien von der Exklusivitätsregel auszuschließen. Angesichts der weit verbreiteten Buchpiraterie kann kein Titel garantieren, dass er frei von Piraterie ist – niemals.“

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.