Amazon: Mit ChatGPT zum neuen Bestseller?
Amazon: Mit ChatGPT zum neuen Bestseller?
Bildquelle: phonlamai, Lizenz

Amazon: Mit ChatGPT zum neuen Bestseller?

Mit ChatGPT wurde ein erneuter Boom ausgelöst. Durch den Einsatz von KI sehen Menschen ihre Chance, ein E-Book auf Amazon zu verkaufen.

Bereits bis Mitte Februar gab es über 200 E-Books im Kindle-Shop von Amazon, in denen ChatGPT zumindest als Co-Autor aufgeführt ist. Allerdings besteht keine Verpflichtung, die Verwendung von KI wie ChatGPT offenzulegen. Liegt nun die Befürchtung nahe, dass die Technologie viele Autoren arbeitslos machen könnte? Folgt durch den geringen Herstellungsaufwand auch eine Flut minderwertiger E-Books?

Amazon gilt als größter Verkäufer sowohl von physischen Büchern, als auch von E-Books. Über die Verkaufsplattform laufen damit geschätzt über 80 % des E-Book-Marktes. Seinen Kindle Direct Publishing-Dienst hat Amazon im Jahr 2007 ins Leben gerufen. Dieser sollte Selfpublishing-Autoren die Möglichkeit eröffnen, E-Books auch ohne Literaturagenten oder Verlagshäuser und den damit verbundenen Kosten, zu veröffentlichen.

Der Kindle Direct Publishing-Dienst hat dabei bisher auch eine reichhaltige Genre-Mischung hervorgebracht. Amazon gestattet es den Selfpublishing-Autoren direkt und ohne eine Kontrolle einzustellen. Derzeit ist allerdings ein neuer Trend zu beobachten.

Mittels ChatGPT: ohne großem Aufwand zum fertigen E-Book

Wer schon immer mal ein Buch bei Amazon publizieren wollte, ergreift gerade die Gelegenheit und nutzt dafür ChatGPT. Egal, ob Romane, Kindergeschichten oder Sachbücher entstehen sollen, die KI wäre dazu in der Lage, Texte diesbezüglich in nur wenigen Stunden zu liefern. Illustrationen nebst Cover erstellen dabei KI-Bildgeneratoren.

Einige solcher Exemplare sollen schon für mehr als 20 US-Dollar über die virtuelle Ladentheke gegangen sein, wie Reuters berichtete. Während manche ChatGPT-User die KI als Co-Autor des Buches aufführen, halten es andere Autoren nicht für notwendig, offenzulegen, dass sie beim Schreiben Hilfe einer KI hatten.

Auch Brett Schickler, der ansonsten als Verkäufer in Rochester, New York, tätig ist, führte gegenüber Reuters aus, dass er mit Chat GPT seine Chance für gekommen hielt:

„Die Idee, ein Buch zu schreiben, schien endlich möglich zu sein. Ich dachte, ich kann das. […] Ich könnte mir vorstellen, dass man damit sogar Karriere machen kann.“

Mit Hilfe der KI-Software, die Textblöcke aus einfachen Eingabeaufforderungen generieren kann, erstellte Schickler innerhalb nur weniger Stunden ein 30-seitiges illustriertes E-Book für Kinder. „The Wise Little Squirrel: A Tale of Saving and Investing“ bot er im Januar über Amazons „Kindle Direct Publishing“ (KDP) zum Verkauf an. Zwar hat ihm die Veröffentlichung bisher „weniger als 100 US-Dollar“ eingebracht. Dennoch hat er Spaß daran gefunden und möchte das fortsetzen.

Ein weiterer KI-gestützter Autor, Kamil Banc, ansonsten Online-Parfüm-Verkäufer, nutzte zur E-Book-Erstellung ChatGPT. Mittels der Aufforderung an die Ki: „Schreiben Sie eine Gutenachtgeschichte über einen rosa Delfin, der Kindern beibringt, ehrlich zu sein“, veröffentlichte Banc im Dezember ein 27-seitiges Buch mit Illustrationen. „Bedtime Stories: Short and Sweet, For a Good Night’s Sleep“ wurde in etwa vier Stunden erstellt und ist auch auf Amazon erhältlich.

KI-erstelltes E-Book erhält 5-Sterne-Bewertung

Laut Banc wurden insgesamt etwa ein Dutzend Exemplare verkauft. Die Leser bewerteten das E-Book sogar mit fünf Sternen. Ein Leser lobte die „wunderbaren und denkwürdigen Charaktere“.

Inzwischen hat Benc zwei folgende KI-generierte Bücher veröffentlicht, darunter ein Malbuch für Erwachsene, weitere sind in Arbeit. Benc zeigt sich begeistert: „Es ist eigentlich ganz einfach. Ich war überrascht, wie schnell es vom Konzept zur Veröffentlichung ging“.

Reuters kommt zu dem Schluss, dass nun, nach anfänglichen Startschwierigkeiten, ChatGPC bereit zu sein scheint:

„die behäbige Buchbranche auf den Kopf zu stellen, denn Möchtegern-Romanautoren und Selbsthilfe-Gurus, die schnelles Geld verdienen wollen, wenden sich an die Software, um von Bots erstellte E-Books zu erstellen und sie über Amazons Kindle Direct Publishing zu veröffentlichen. Illustrierte Kinderbücher sind bei solchen Erstautoren sehr beliebt. Auf YouTube, TikTok und Reddit sind Hunderte von Tutorials entstanden, die zeigen, wie man in nur wenigen Stunden ein Buch erstellen kann. Zu den Themen gehören unter anderem Strategien, mit denen man schnell reich werden kann, Diät-Ratschläge, Tipps zur Software-Programmierung und Rezepte.“

Überschwemmen bald minderwertige E-Books Amazon?

Auch Mary Rasenberger, Geschäftsführerin der Autorenvereinigung Authors Guild, befürchtet:

„Diese Bücher werden den Markt überschwemmen, und viele Autoren werden arbeitslos werden. Ghostwriting – durch Menschen – hat eine lange Tradition, aber die Fähigkeit zur Automatisierung durch KI könnte das Schreiben von Büchern von einem Handwerk in eine Ware verwandeln. Die Autoren und die Plattformen müssen transparent machen, wie diese Bücher entstehen, sonst wird es am Ende eine Menge minderwertiger Bücher geben.“

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.