Zwei alte Spielautomaten mit Joysticks und Knöpfen zum Spielen von Retro-Spielen
Zwei alte Spielautomaten mit Joysticks und Knöpfen zum Spielen von Retro-Spielen
Bildquelle: albund, Lizenz

Retro-Spiele: Eine düstere Zukunft ohne illegale Raubkopien?

Retro-Spiele sterben aus. Denn 87% der "alten" Spiele sind bereits nicht mehr auf dem Markt. Sind illegale Raubkopien die einzige Rettung?

Ein neuer Bericht der Video Game History Foundation (VGHF) und des Software Preservation Network enthüllt alarmierende Zahlen über das Verschwinden von Retro-Spielen. Ganze 87 Prozent dieser klassischen Spiele sind nicht mehr auf dem Markt erhältlich und gelten daher als stark gefährdet. Es stellt sich die Frage: Sind illegale Raubkopien die einzige Hoffnung für Liebhaber von alten Videospielen?

Immer mehr Retro-Spiele vom Aussterben bedroht

Der Begriff „Retro-Spiele“ bezieht sich hier auf Spiele, die vor 2010 veröffentlicht wurden, dem Jahr, in dem laut VGHF der digitale Vertrieb von Videospielen Fahrt aufnahm. Die Analyse zeigt jedoch, dass viele dieser Games inzwischen vom Aussterben bedroht sind.

Ein beunruhigendes Beispiel aus der Studie ist das Yakuza-Spiel für die PlayStation 2 aus dem Jahr 2006. Obwohl 2016 eine Neuauflage namens Yakuza Kiwami veröffentlicht wurde, betont der VGHF, dass es sich dabei um ein vollständiges Remake handelt und das Originalspiel nicht mehr erhältlich ist.

Entweder Flohmärkte, Tauschbörsen oder Raubkopien

Die Zugangsmöglichkeiten zu Retro-Spielen sind äußerst begrenzt. Laut VGHF-Co-Direktor Kelsey Lewin gibt es nur wenige Möglichkeiten: Flohmärkte, Tauschbörsen oder Raubkopien. Leider sind diese Wege für die meisten Spieler weder wünschenswert noch praktikabel. So bleiben die meisten älteren Spiele leider nur den hartgesottensten und engagiertesten Fans zugänglich.

Ein weiteres Problem stellt die Bewahrung von Retro-Spielen dar. Bibliotheken haben zwar einen gewissen Spielraum, um diese Games zu erhalten, aber die Entertainment Software Association (ESA) hat sich in der Vergangenheit immer wieder gegen Maßnahmen zur Erhaltung von Spielen gestellt. Sie hat sich z.B. vehement gegen Einschränkungen bei Urheberrechtslizenzen und beim Verleih digitaler Videospiele ausgesprochen. Diesen Umstand bemängelte auch das Spiele-Magazin Kotaku in einem kürzlich erschienenen Artikel.

Neuauflagen machen nur 13 Prozent der Retro-Spiele aus

Laut Lewin hat die ESA alle neuen Vorschläge, den Zugang zu alten Videospielen zu erleichtern, mit der Begründung abgelehnt, dass dies die Gewinne der Industrie schmälern würde. Und das, obwohl es einen Markt für Neuauflagen gibt. Aber diese machen nur 13 Prozent der Spiele aus. Und es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sich dies in naher Zukunft ändern wird.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die rechtliche Situation für die Liebhaber von Retro-Spielen verbessern wird. Denn die Zukunft der Retro-Spiele hängt davon ab, ob es gelingt, die Interessen der Spieler, der Industrie und des Urheberrechts in Einklang zu bringen.

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.