Der Kampf gegen IPTV-Nutzer verschärft sich. Ein Minister droht nun mit öffentlicher Bloßstellung von Personen, die illegale Streams nutzen.
Nächster Schritt: Öffentliche Bloßstellung
Die neueste Eskalationsstufe im Kampf gegen Piraterie kommt direkt von der italienischen Regierung. Bei einer Veranstaltung von Sky Italia äußerte Sportminister Andrea Abodi die Idee, die Namen von Personen, die illegale Streams kaufen, öffentlich zu machen. Datenschutzbedenken wies er zurück und bezeichnete Piraterie als Verbrechen. Seine Hoffnung sei, dass die Leute lieber „ein paar Euro mehr ausgeben„, um solchen Ärger zu vermeiden. Eine solche öffentliche Bloßstellung wäre ein in Europa bisher einmaliger Schritt.
Respekt predigen, Bloßstellung androhen
Die Äußerung des Ministers fiel bei der Vorstellung von Skys neuer „Sky Up“-Initiative. Mit einem Fonds in Millionenhöhe will der Konzern die digitale Ungleichheit bekämpfen. Das Programm richtet sich gezielt an junge Menschen in einkommensschwachen Gebieten und soll ihnen mit Technik, Internetzugang und Schulungen helfen.
Dort sprach Abodi ausführlich über die Wichtigkeit von gegenseitigem Respekt. „Je mehr wir uns selbst und andere respektieren, desto besser wird unsere Lebensqualität„, so der Minister. Er fügte hinzu, man müsse „auf Respektlosigkeit nicht mit Respektlosigkeit antworten„. Das nicht zu tun sei ein „Beweis von Stärke und innerem Frieden„.
Genau auf dieser PR-Veranstaltung, die eigentlich Hilfe für Menschen mit geringem Einkommen versprach, drohte derselbe Minister dann aber mit öffentlicher Anprangerung. Es sind oft genau die Menschen mit geringem Einkommen, die sich die teuren Abonnements von Anbietern wie Sky nicht leisten können und deshalb auf illegale Alternativen ausweichen. Es sind auch genau diese Menschen, die von den hohen Bußgeldern und Strafen am härtesten getroffen werden. Während Sky Italia sich also als Wohltäter inszeniert, droht ein Regierungsvertreter am selben Ort mit Maßnahmen, die genau diese Gruppe treffen.
Italiens harter Kurs: Piracy Shield und Druck auf Nutzer
Die Drohung der Bloßstellung ist Teil einer immer aggressiveren Strategie. Mit dem sogenannten „Piracy Shield“ hat Italien bereits ein staatliches System, das illegale Live-Streams innerhalb von 30 Minuten landesweit blockieren kann, dessen Effektivität aber schon lange in Frage steht.
Gleichzeitig wird der Druck auf die Nutzer erhöht. Nachdem vor Kurzem die Daten von 2.200 Abonnenten eines IPTV-Dienstes sichergestellt wurden, ging der Streaming-Anbieter DAZN direkt auf Nutzer zu. In Briefen forderte der Konzern 500 Euro, um eine mögliche Schadensersatzklage abzuwenden.
Ein Angriff auf Grundrechte?
Ob die Drohung des Ministers umgesetzt wird oder nur zur Abschreckung dient, ist unklar. Allein der Vorschlag der öffentlichen Bloßstellung selbst ist jedoch alarmierend. Die Privatsphäre ist in der EU ein verankertes Grundrecht. Die Idee, die Namen von Bürgern öffentlich zu machen, um die Geschäftsinteressen von riesigen Medienkonzernen zu schützen, stellt dieses Recht infrage. Es zeigt, wie weit der Staat bereit ist zu gehen, und stellt die Profitinteressen von Unternehmen über die Grundrechte der eigenen Bürger.