CDs liegen auf einer roten Piratenfahne
CDs liegen auf einer roten Piratenfahne
Bildquelle: Errog12, Lizenz

Piracy Shield funktioniert nicht: Das ist eine technische Tatsache!

Piracy Shield funktioniert nicht! Viele Experten äußern zu Recht Bedenken. Sie alle als Fake News abzutun, ist der falsche Weg.

Die Diskussion um das Piracy Shield erreicht eine kritische Schwelle und Experten wie Stefano Zanero vom Politecnico di Milano fordern eine ernsthafte Überprüfung. Zu Recht, wie ich finde. Denn trotz der Lobeshymnen einiger Behörden bleibt die technische Unzulänglichkeit des Systems eine unbestreitbare Tatsache. Ein Kommentar.

Keine „Fake News“ – Piracy Shield funktioniert nicht!

Die Kritik an Piracy Shield ist nicht nur eine Rufmordkampagne anonymer Internetnutzer, wie manche behaupten. Zahlreiche Experten aus verschiedenen Bereichen haben übereinstimmend Bedenken geäußert, die weit über die sozialen Medien hinausgehen. Die Diskussion verdient eine sorgfältige Prüfung im Hinblick auf die Auswirkungen auf die digitale Freiheit und die Bürgerrechte.

Dass De Siervo stolz verkündet: „Kein Pirat kann ruhig schlafen„, hilft da wenig.

Piracy Shield ist mehr als ein Zensursystem – es ist ein technischer Fehler. Die Idee, IP-Adressen zu sperren, ist nicht nur ineffizient, sondern auch gefährlich. Die Realität des Internetzeitalters zeigt, dass eine solche Sperre Hunderttausende unschuldiger Nutzer treffen kann, ohne die eigentlichen Piratenseiten zu stoppen.

Die Sperrung von IP-Adressen ist ein veraltetes Konzept, das der heutigen Internet-Landschaft nicht gerecht wird. Eine einzige IP-Adresse kann Hunderten von Servern gehören, was bedeutet, dass die Blockade mehrerer IPs eine große Anzahl unschuldiger Nutzer betreffen kann. Dieser Ansatz ist technisch falsch und rechtlich fragwürdig.

Stefano Zanero, Professor für Computersicherheit, digitale Forensik und Cyberkriminalität am Politecnico di Milano, ist ebenfalls der Meinung. Piracy Shield funktioniert nicht!

Natürlich werden die Verbreiter illegaler Inhalte die gesperrten IP-Adressen nicht mehr nutzen, sondern einfach die Adresse wechseln. Aber so wie die Regel, die dem Piracy Shield zugrunde liegt, konzipiert ist, wird die blockierte IP-Adresse stattdessen auf unbestimmte Zeit blockiert bleiben.

Es liegt auf der Hand, dass diese Adresse früher oder später jemandem (oder einigen hunderttausend Websites) neu zugewiesen wird, der dann ohne Grund gesperrt wird. Auch dies ist keine Hypothese: In den letzten Tagen ist dies bereits mindestens einem Nutzer passiert, der öffentlich dagegen protestiert hat.

Piracy Shield ist eine von Grund auf schlechte Idee, die nicht funktionieren und nur Schaden anrichten kann. Das ist keine Meinung, sondern eine technische Tatsache.

Stefano Zanero

Die Realität akzeptieren und das System abschalten

Piracy Shield funktioniert nicht
Das Logo von Piracy Shield

Die Behauptungen, dass Piracy Shield funktioniert, werden durch technische und ethische Bedenken widerlegt. Die Behörden müssen die Realität anerkennen und sich ihrer Verantwortung gegenüber den Bürgern bewusst sein. Ein fairer Schutz des geistigen Eigentums darf nicht auf Kosten der Grundrechte der Verbraucher gehen!

Der Rechtsstaat kann nicht ändern, wie die Realität funktioniert: Wir können in den Gesetzen schreiben, dass Esel fliegen sollen, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie fliegen werden, nur weil der Gesetzgeber das will.

Stefano Zanero

Es ist an der Zeit, Piracy Shield einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen und eine offene und transparente Diskussion zu führen. Die Bürger verdienen einen Schutz, der ihre Grundfreiheiten respektiert, und die Behörden müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Es ist an der Zeit, die Realität anzuerkennen und das Wohl der Verbraucher über technologische Illusionen zu stellen.

Auch ein aktueller Artikel von Torrent Freak beschäftigt sich mit diesem Thema. Die darin enthaltene Aussage von Herrn De Siervo, dass andere Länder daran interessiert seien, Piracy Shield zu kaufen, weil es so gut sei, finde ich einfach erschreckend.

Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Es wäre wünschenswert, dass irgendwann in absehbarer Zeit die Interessen einiger weniger wohlhabender Unternehmen in den Hintergrund treten. Und wenn das zu viel verlangt ist, dann sollten sie zumindest gleichberechtigt neben der digitalen Freiheit und den Bürgerrechten stehen. IMHO

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.