Spiel vorbei: IPTV66 verzeichnet Schiffbruch — die Ordnungshüter sind zur Stelle.
Spiel vorbei: IPTV66 verzeichnet Schiffbruch — die Ordnungshüter sind zur Stelle.
Bildquelle: ChatGPT

IPTV66-Betreiber verhaftet: Millionen-Geschäft mit Piraten-TV aufgeflogen

IPTV66-Betreiber in der Dominikanischen Republik verhaftet: Millionen mit Piraten-Streams, Luxusimmobilien und alte Vorstrafen.

Die Behörden in der Dominikanischen Republik haben einen massiven Schlag gegen die IPTV-Szene gelandet. Im Fokus stand das berüchtigte Piraten-Netzwerk IPTV66, das über Jahre hinweg illegale Streams in ganz Lateinamerika verbreitete, die Betreiber wurden verhaftet. Die Razzia wurde von der Alliance for Creativity and Entertainment (ACE) losgetreten. Doch die Plattform selbst ist offenbar noch nicht komplett vom Netz, sodass die Frage bleibt: Ist IPTV66 damit wirklich Geschichte?

IPTV66-Betreiber verhaftet: „Operation Domo“ im Detail

Den Stein ins Rollen brachte eine Anzeige der Alliance for Creativity and Entertainment (ACE), die IPTV66 klar als Ziel markierte. Was folgte, war ein Großaufmarsch mit 30 Staatsanwälten, diversen Spezialeinheiten und 19 Razzien im Land.

Unter dem Codenamen „Operation Domo“ stürmten Beamte der dominikanischen Hightech-Ermittlungsbehörde DICAT und der Abteilung für transnationale Verbrechen DEIDET gleich mehrere Objekte. Dabei stellten sie elektronische Geräte, Unterlagen sowie Fahrzeuge sicher. Unterstützt wurden sie von US-Behörden wie dem Department of Justice und den Homeland Security Investigations (HSI).

Insgesamt nahmen die Beamten mindestens vier Verdächtige fest, allesamt keine Unbekannten. Wie TorrentFreak berichtete, waren laut Generalstaatsanwaltschaft einige bereits in den USA wegen IPTV-Piraterie vorbestraft. Sie befinden sich aktuell in Untersuchungshaft, während das Verfahren weiterläuft.

IPTV66-Betreiber verhaftet: Millionen-Geschäft mit Piraten-TV aufgeflogen
IPTV66-Betreiber verhaftet: Millionen-Geschäft mit Piraten-TV aufgeflogen

10 Millionen Dollar mit Piraten-TV

Laut der ACE erwirtschaftete IPTV66 in nur vier Jahren rund 10 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen. Mit den illegalen Einnahmen wurden Luxusimmobilien finanziert, darunter ein zehngeschossiges Bürogebäude in Santo Domingo sowie eine große Ranch außerhalb der Stadt. Beide Objekte haben Beamte bei den Razzien durchsucht und Beweismittel beschlagnahmt.

ACE feiert die Verhaftung der IPTV66-Betreiber – aber die Plattform lebt weiter

Die Motion Picture Association (MPA) und ACE nutzten die Gelegenheit, um den Einsatz als „Beweis für die Macht globaler Anti-Piraterie-Allianzen“ zu feiern. „Ich spreche unseren Partnern mit dem HSI, dem FBI, der DEA und allen Strafverfolgungsbehörden der Dominikanischen Republik meine Anerkennung für ihr Engagement beim Schutz des Urheberrechts aus und dafür, dass Kriminelle für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden., erklärte Larissa Knapp, Chief Content Protection Officer der MPA.

IPTV66 noch online
IPTV66 noch online

Doch trübt ein Detail noch den Triumph. Wie Troypoint und TorrentFreak berichten, ist die Seite IPTV66.com weiterhin online. Wir können dies bestätigen, denn selbst jetzt zu diesem Zeitpunkt ist das der Fall. Das wirft die Frage auf, ob die Operation tatsächlich das gesamte Netzwerk lahmgelegt hat oder ob es sich lediglich um einen Teilschlag handelte.

Vorbestraft und trotzdem weitergemacht: Wer sind die IPTV66-Betreiber?

Laut Staatsanwaltschaft erzielten die Mitglieder des Netzwerks ihre Gewinne durch den illegalen Weiterverkauf von TV-Inhalten, Serien und Filmen. Ermittlungen ergaben, dass die Festgenommenen zu einer Gruppe von insgesamt sechs Beschuldigten gehören, von denen vier bereits 2017 in den USA wegen vergleichbarer Piraterie-Delikte verurteilt worden sein sollen. Das Konstrukt setzte dabei auf ausgefeilte technische Methoden, um die Schutzmechanismen von Pay-TV- und Streamingdiensten zu umgehen, und vertrieb seine illegalen Abos sowohl national als auch international. Die Zahlungen liefen über Kryptowährungen und den Handel mit Zugangspunkten, wodurch Millionenbeträge generiert und in den regulären Finanzkreislauf eingeschleust wurden.

Dass die IPTV-Anbieter nach ihrer Verurteilung in den USA einfach weitermachten, zeigt einmal mehr die Resilienz der Schattenwirtschaft. Aktuell sehen sie sich mit Vorwürfen wegen Urheberrechtsverletzung, Hightech-Delikten und Geldwäsche konfrontiert.

Risiko jetzt auch für die Streamer?

Für Nutzer, die ihre Streams über IPTV66 bezogen haben, könnte es ungemütlich werden. Zwar stehen in erster Linie die Betreiber und deren Finanzströme im Fokus der Ermittlungen. Doch je nachdem, welche Kundendaten sichergestellt wurden, könnten auch Endverbraucher ins Visier geraten, sei es durch Zahlungsnachweise oder Verbindungsprotokolle.

Fazit: IPTV66-Betreiber verhaftet – aber kein endgültiges Aus für Piraten-TV

Mit „Operation Domo“ haben ACE und die dominikanischen Behörden zweifellos einen großen Coup gegen die IPTV-Szene gelandet. Doch solange die Domains und Strukturen von IPTV66 weiterhin online sind, bleibt die Botschaft zwiespältig. Die Hydra der Piraterie ist damit zwar getroffen, aber noch längst nicht besiegt. Für die Rechteinhaber ist der Fall trotzdem ein starkes Signal und für die Szene ein weiteres Beispiel dafür, dass man trotz vermeintlicher Sicherheit in der Kryptowelt nie unantastbar ist.

(*) Alle mit einem Stern gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Wenn Du über diese Links Produkte oder Abonnements kaufst, erhält Tarnkappe.info eine kleine Provision. Dir entstehen keine zusätzlichen Kosten. Wenn Du die Redaktion anderweitig finanziell unterstützen möchtest, schau doch mal auf unserer Spendenseite oder in unserem Online-Shop vorbei.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.