Der Name "MagisTV" steht für illegales Streaming, Datenklau & ein wegweisendes Urteil – jetzt drohen Sperren & weitere Verfahren.
Illegales Streaming, versteckte Malware, internationale Gerichtsurteile, eine erste Haftstrafe und ein Rebranding. Die Geschichte von MagisTV, das sich seit Januar 2025 FlujoTV nennt, liest sich wie ein Tech-Krimi. Doch was steckt wirklich hinter dem größten IPTV-Piraterie-Netzwerk Lateinamerikas?
MagisTV/FlujoTV: Ein Streaming-(Alb)traum beginnt – und endet (vielleicht)
Stell dir vor, du streamst einen Kinofilm auf deinem Smart-TV: flüssig, hochauflösend und kostenlos. Kein Abo, kein Limit. Genau das versprach MagisTV/FlujoTV, ein IPTV-Anbieter aus Kolumbien, der seit Jahren Millionen Zuschauer in Lateinamerika versorgte – allerdings illegal.
Doch seit dem 15. Mai 2025 ist damit (vorerst) Schluss: Die beiden Betreiber Juan Diego und José Daniel Santacruz Benavides wurden kürzlich von einem Gericht in Pasto zu 30 Monaten auf Bewährung und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Gleichzeitig setzte Kolumbien eine landesweite dynamische Netzsperre in Kraft – ein Schritt, der deutlich macht, wie ernst die Behörden das Thema digitale Piraterie mittlerweile nehmen.
Chronologie: Aufstieg und Fall eines IPTV-Piraten
Der Fall FlujoTV ist exemplarisch für moderne Formen digitaler Kriminalität. Hinter dem unscheinbaren Namen verbirgt sich ein komplexes Netzwerk aus illegalen Streaming-Angeboten, Malware-Infektionen und millionenfacher Datenexfiltration. Die Plattform, die früher unter dem Namen MagisTV bekannt war, bot weit mehr als nur Zugang zu kostenlosem Content. Sie öffnete Tür und Tor für digitale Überwachung, Identitätsdiebstahl und massive Urheberrechtsverletzungen.
Die Ereignisse der vergangenen Monate zeigen, wie international, technisch versiert und skrupellos solche Strukturen agieren – und warum Staaten zunehmend auf neue rechtliche Mittel zurückgreifen müssen.
- August 2024, Ecuador: Ein Gericht in Guayas verhängt erstmals großflächige IP-Blockaden. Mehr als 180 Adressen sind davon betroffen.
- September 2024, Argentinien: Ein Gericht hat Google dazu verpflichtet, die MagisTV-App per Remote-Uninstall von Android-Geräten zu löschen. Ein weltweit einmaliger Vorgang!
- November 2024, Kolumbien: In Pasto werden die Brüder Santacruz verhaftet. Ihnen werden Urheberrechtsverletzungen sowie der Einsatz von Spionage-Software vorgeworfen.
- Januar 2025, Rebranding: Aus MagisTV wird FlujoTV. Eine chinesische Firma hat den Markennamen in den USA angemeldet.
- Mai 2025, Das MagisTV Gerichtsurteil: Bewährungsstrafe, Geldbuße und die erste dynamische Netzsperre Kolumbiens.
Dieses Urteil ebnet den Weg für künftige Blocking-Maßnahmen dieser Art.
Larissa Knapp, leitende Vizepräsidentin der MPA (ACE)
Personenbezogene Daten wurden massenhaft abgesaugt
Was als scheinbar harmloses Streaming-Angebot begann, entpuppte sich schnell als ernsthafte Bedrohung für die Privatsphäre: Über die App von MagisTV wurden in großem Umfang sensible Nutzerdaten abgegriffen. Millionen Menschen in Lateinamerika nutzten die Plattform – häufig ohne zu wissen, dass sie damit nicht nur Urheberrechte verletzten, sondern auch ihre eigenen Geräte potenziell für Spionage öffneten.

Den offiziellen Angaben zufolge wurden personenbezogene Daten massenhaft abgesaugt und weiterverkauft. Wer also dachte, er streamt „nur“ kostenlos, hat womöglich mit seiner Privatsphäre bezahlt.
Auch Google, Internetprovider und sogar Sportligen wie die LigaPro Ecuador wurden, wie weiter oben bereits erwähnt, gezwungen zu reagieren – mit Infrastruktur-Blockaden und drastischen Eingriffen in Apps.
Das MagisTV-Gerichtsurteil – wie geht es nun weiter?
Ob FlujoTV komplett verschwindet, ist selbst nach dem aktuellen MagisTV Gerichtsurteil unklar. Einige der Mirror-Domains sind bereits wieder online. Die schriftliche Urteilsbegründung steht noch aus. Und auch in den USA und Argentinien könnten noch weitere Verfahren, insbesondere im Markenrecht, folgen.
Dieser Prozess zeigt vor allem eines: Piraterie ist längst nicht mehr nur ein rechtliches Thema, sondern betrifft auch unsere persönlichen Daten. Außerdem wird deutlich, dass Streaming-Dienste wie Amazon Prime, Netflix & Co. nicht nur mit hochprofessionellen IPTV-Piraten konkurrieren, sondern gleichzeitig mit Cyberkriminellen, denen mitunter jedes denkbare Mittel zur eigenen Bereicherung recht ist.
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