Fahne der USA, Richterhammer
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Bildquelle: Bermix Studio, Lizenz

Streaming-Anbieter im Visier: US-Filmverband MPA übt mächtig Druck aus

Mit über 50 gerichtlichen Auskunftsanfragen von ACE bzw. MPA sind nun einige Streaming-Anbieter im Visier der großen US-Filmproduzenten.

Anwälte der amerikanischen Filmindustrie reichten kürzlich bei einem kalifornischen Gericht mehr als 50 gerichtliche Auskunftsansprüche in der Hoffnung ein, an die Kundendaten der Betreiber mehrerer illegaler Streaming-Websites und eines offensichtlich rechtswidrigen App-Herstellers zu gelangen. Die Juristen der Alliance for Creativity and Entertainment (ACE), die die Motion Picture Association (MPA) koordiniert, haben erneut vor allem rechtswidrige Streaming-Anbieter im Visier.

Streaming-Anbieter im Visier: Anfragen sollen die Identität der Hintermänner aufdecken

Beim kalifornischen Bezirksgericht Mitte trudelten letzte Woche unzählige DMCA-Auskunftsansprüche der MPA ein. Die Antragssteller fordern die Aufdeckung der Kundendaten vom Cloudhoster Zenlayer, vom Domain-Registrar Tonic und dem CDN-Dienstleister Cloudflare. Alle drei Unternehmen – Cloudflare, Zenlayer und Tonic.ai – haben ihren Hauptsitz im US-Bundesstaat Kalifornien, genauer gesagt in den Städten San Francisco und Los Angeles. Das erklärt den Ort des Geschehens.

Die Lebensdauer der Piraten-Portale ist immer kürzer

Betroffen von den beim Bezirksgericht eingereichten DMCA-Schreiben sind Dutzende unterschiedliche Piraten-Streaming-Sites. Einige haben nur wenige tausend Besucher monatlich, andere bis zu 90 Millionen. Wie auch im deutschsprachigen Webwarez-Sektor hat es sich eingebürgert, dass die Lebensdauer der Portale immer kürzer geworden ist.

Das hat sich auch sehr deutlich bei der Erstellung unserer aktuellen Streaming-Liste für deutschsprachige Kinofilme gezeigt. Dort sind im Gegensatz zu vor ein paar Monaten etwa ein Fünftel der Vertreter nicht mehr drin.

Streaming-Anbieter im Visier, ACE & MPA machen Druck
DMCA Subpoena: Streaming-Anbieter im Visier nebst dem P2P-Indexer 1337x.to.

Auskunftspflichtig sind nun Cloudflare, Tonic und Zenlayer

Laut der Informationen des Kollegen von TorrentFreak beinhaltet ein Großteil der Anfragen eine einzige DMCA-Auskunftsanordnung, die sich von der ACE/MPA an Tonic.ai richtet. Unter den Piraten-Portalen ist dieser Domain-Verwaltungsdienst seit jeher sehr beliebt, weil das Unternehmen bei der Registrierung bekanntlich nur wenige Informationen abfragt. Das kommt den Betreibern natürlich sehr gelegen.

MAGIS TV

Der Cloud-Webhoster Zenlayer soll hingegen die Kundendaten des Herstellers der Android-App MAGIS TV v.7.1.2 preisgeben, die im Google Play Store nicht verfügbar ist. Offenbar hat man als Quelle der illegalen Streams, die man über die App ausliefert, die Server des Anbieters ausgemacht. Über Dienste mit diesem Namen haben wir in den letzten Jahren übrigens schon häufiger berichtet.

Und wieder geht es um 1337x.to

Ein weiteres Angriffsziel ist mal wieder der populäre P2P-Indexer 1337x.to, der schon öfters im Zentrum unserer Berichterstattung stand. Beispielsweise verteilte früher Empress seine Denuvo-Cracks über dieses Portal, bis er Beweise dafür gefunden haben will, dass die Admins es zugelassen haben, dass seine Archive mit einer Bitcoin-Mining-Schadsoftware verseucht wurden. In der Folge suchte er sich andere Vertriebswege. An Google ergingen wegen 1337x.to seit der Einrichtung des Transparenzberichts der Suchmaschine insgesamt über 6,59 Millionen URL-Löschaufforderungen. Der Torrent-Indexer ist übrigens schon merklich älter, als der Transparenzbericht selbst.

1337x Logo

Schreiben betreffen populäre wie recht neue Piraten-Portale

Andere Domains englischsprachiger Streaming-Anbieter wie netmovies.to, 1hd.to, binged.to, freeky.to oder freek.to sind in Bezug auf die Anfragen der Rechteinhaber bisher selten oder noch gar nicht in Erscheinung getreten. Manche davon sind tatsächlich neu, andere waren schon sehr erfolgreich. Auch wenn man die Strategie der Juristen nicht so recht durchschaut, so ist eine Sache klar. Die acht Filmstudios, denen die MPA gehört, wollen weiterhin mit juristischem Druck die Streaming-Piraten aus dem Netz fegen. Umso nachhaltiger und schneller, umso besser.

Wie gesagt, das ist hierzulande auch nicht viel anders. Schon so manche Streaming-Portale mussten ihren IT-Dienstleister nach einer gerichtlichen DMCA-Anfrage wechseln. Oder sie haben sich irgendwann ganz dazu entschlossen, doch lieber die Stecker zu ziehen. Das war das kleinere Übel, als für die begangenen Urheberrechtsverletzungen auch mit ihrem privaten Vermögen haften zu müssen. Dazu kommen möglicherweise noch die strafrechtlichen Konsequenzen, sollten sich die Piraten weigern, sich mit Disney, Netflix, Warner Bros. & Co. zu einigen.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.